S'esclau de Son Fê.
Der Sklave von Son Fé.
(Alcudia.)

[251] Der Herr von Son Fé kaufte einen Sklaven, der im Alter von achtzehn oder neunzehn Jahren war. Eines Tages, im Gespräch, sagte der Sklave zu dem Herrn:

– Wenn sie mir die Freiheit geben kann ich ihnen eine Quelle auffinden und sie hinleiten wo sie wollen.

Der Herr erwiderte ihm:

– An dem Tage, an dem du eine Quelle findest und nach meinem Hause leitest, werde ich dir die Freiheit geben.

Wie er Quelle hatte, so sehr liebte er den Sklaven, er wollte ihn nicht frei geben und als der Sklave sah, dass[252] er ihm nicht die Freiheit gab, begann er die Quelle mit Hülfe eines Blasebalges zu versiegen machen. Als er mit dem Blasebalg anfing, die Quelle zu versiegen, fand sich dort ein ihm befreundeter Hirte ein, der ihn bat, er möge ihm die Gunst erweisen und ihm ein Wasserstrählchen fliessen lassen für wann er Durst hätte. (Fast gleich wie von Xorrigo.)

Als die Quelle versiegt war, kamen viele Baukundige und fanden es unbegreiflich, weil jenes Mauerwerk sehr fest war.

Die Vorliebe des Herrn für den Sklaven war derart, dass er bei seinen Verpflichtungen wie die Feldarbeiten waren, machen, oder nicht machen konnte, was er wollte.

Seit vielen Jahren behackten seine[253] Nachbaren bereits die Saaten und er hatte noch zu säen und wartete bis zu dem geeigneten Zeitpunkte, indem er jeden Abend die Erde kostete.

Es geschah eines Tages, dass er Abends hinausging um die Erde zu kosten und er sagte zu dem Herrn:

– Morgen früh werden sie alle Pfluggespanne miethen, die sie erhalten können und wir werden den Waizen säen.

Sie machten es so und sie hatten einen solchen Ueberfluss zu ernten, dass sie den Waizen nicht in ihrem Besitzhause unterbringen konnten.

Noch gibt es ein Stück Kanal von der Quelle, den der Maure gemacht hatte.

Quelle:
Erzherzog Ludwig Salvator: Märchen aus Mallorca. Würzburg, Leipzig: Verlag der Kaiserlichen und Königlichen Hofbuchhandlung von Leo Woerl, 1896, S. 251-254.
Lizenz:
Kategorien: