S'esclau de ses varques.
Der Sklave mit den Ledersohlen.
(Son Servera.)

[248] Ein Mann und ein Knabe waren in Sa Gruta, um Holz zu fällen, als plötzlich der Vater zu dem Knaben sagte:

– Wir sind verloren, hier ist die Barke der Seeräuber, ich weiss, was wir thun müssen, ich werde das Maulthier besteigen und nach Son Servera reiten und du wirst in einen Mastixstrauch versteckt bleiben, sie werden dich nicht sehen, gehe auch nicht heraus, bis in ein oder zwei Stunden[248] und ich kann entfliehen, oder sie werden mich fangen.

Er setzte sich auf das Maulthier und dieses fing zu laufen an; als er höher hinauf kam, waren Stricke ausgestreckt und gezogen, an denen das Maulthier stolperte und fiel und Mauren kamen, nahmen ihn und das Maulthier gefangen und brachten ihn in ihrer Barke nach Algier.

Als sie dort angekommen waren, stellten sie ihn in eine Mühle, wo sie ihn mahlen liessen.

Nach sieben oder acht Tagen sagten sie zu ihm:

– Du musst mit diesem Mauren zu einem Gemüsegarten gehen und dort arbeiten.

Im Gemüsegarten befand er sich[249] gut, weil die Arbeit, den Boden zu bepflanzen, nicht schwer war und da er sich verständig erwies, behandelte ihn der Eigenthümer des Gartens gut.

Nach kurzer Zeit wurde er losgekauft und sein Herr sagte zu ihm:

– Für dich ist der Betrag bezahlt, aber bevor ich dich gehen lasse, werde ich dir Ledersohlen geben und wenn du sie verdorben haben wirst, werde ich dich erst zu den Deinigen fortgehen lassen.

Der Maure, der mit ihm arbeitete, sagte zu ihm:

– Die Ledersohlen sind schwierig zu verderben, aber wenn du machst, was ich dir sage, werden sie in zwei Tagen verdorben sein. Du musst sie[250] einen ganzen Tag in die Erde vergraben und wenn du sie Abends herausholst, werden sie schon verfault sein.

Er machte es so und am anderen Tage zeigte er sie dem Herrn und sagte ihm, dass er sie schon jetzt nicht mehr tragen könne.

Der Herr erwiderte ihm:

– Verdammt sei der Rath und derjenige, der ihn dir gegeben hat. Wenn man dir nicht so gerathen hätte, hättest du sie nicht so rasch verdorben.

Er liess ihn gehen und er kehrte nach Son Servera zurück.

Quelle:
Erzherzog Ludwig Salvator: Märchen aus Mallorca. Würzburg, Leipzig: Verlag der Kaiserlichen und Königlichen Hofbuchhandlung von Leo Woerl, 1896, S. 248-251.
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