Es moros d'es Castellet.
Die Mauren des Castellêt.
(Deyá.)

[213] Im Castellêt wohnten vier Mauren, die von dem lebten, was sie stahlen. In die Mühle nahe vom Castellêt gingen sie, um Mehl zu stehlen und um nicht ertappt zu werden, gingen sie auf dem Rückweg rücklings, damit man aus den Fussstapfen nicht erkennen konnte, wohin sie gegangen waren.

Ein Hirte, der in jener Umgebung Schafe hütete, hörte eines Tages die Mauren ein Gespräch führen und behorchte sie: Sie sprachen davon, dass sie wussten, man trachte darnach, sie gefangen zu nehmen und auf welche Weise sie sich befreien sollten. Wenn[214] ihre Lage eine verzweifelte geworden, würden sie sich den Felsen herabstürzen innerhalb eines Oelkruges und derjenige, der sich zuerst herabstürzte, solle den anderen sagen, ob er sich weh gethan habe und so könnten alle entfliehen.

Der Hirt erzählte das im Orte und eine Anzahl Männer verabredeten sich, sie oberhalb des Felsens zu verfolgen. Der Hirt blieb unten und als die Mauren sich auf's Aeusserste getrieben sahen, bereiteten sie die Oelkrüge vor und einer warf sich damit herab und wurde zerschmettert.

Die anderen Mauren erwarteten dessen Rufen, dass es ihm gut gegangen sei. Der Hirte schrie den drei andern von unten hinauf:

– Werfet euch herunter, weil ich mir nichts gethan habe.[215]

Die drei Anderen stürzten sich ebenfalls herunter und alle blieben todt.

Diese vier Mauren waren die letzten, welche in Deyá hausten9.

9

Vom Schlosse von Alaró erzählt man sich ein Märchen, das diesem gleich ist.

Quelle:
Erzherzog Ludwig Salvator: Märchen aus Mallorca. Würzburg, Leipzig: Verlag der Kaiserlichen und Königlichen Hofbuchhandlung von Leo Woerl, 1896, S. 213-216.
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