XXX. Stalo und Patto-Poadnje.

[132] (Aus dem schwedischen Lappmarken.)


Unter einem Stein in Luleå-Lappmarken, in der Nähe von Gellivarre, welches früher das Stuoramus-Basse d.h. das größte Heiligthum der Nedeby-Lappen war, soll vor vielen Jahren eine Axt gefunden worden sein, die kein Rost anfressen konnte. Diese Axt kam auf folgende Weise dahin.

Ein Lappe Namens Patto-Poadnje hatte eine Schlägerei mit einem Stalo, von dem er bemerkte, daß er sich mit seiner Tochter abgebe. Er kam der Sache auf folgende Weise auf die Spur: Der Lappe hatte seine Hütte dicht bei einem Moore, über den seine Tochter täglich zu gehen hatte. Es fiel ihm nun auf, daß dieselbe niemals nasse Füße hatte, wenn sie heim kam, und er schloß daraus, daß Stalo sie über das Moor tragen müsse. Als er im Kampfe mit Stalo bemerkte, daß er ihn nicht überwältigen könne, rief er den Stein oder das Götzenbild um Hilfe an. Da aber Stalo dasselbe that, bekam Keiner von ihnen die Oberhand; denn Alles, was der Lappe seinem Helfer zu opfern versprach, das versprach auch Stalo. Endlich gelobte der Lappe, daß er die Axt opfern wolle, welche Stalo in der Hand hatte, und er bekam nun sogleich solche Uebermacht, daß Stalo sein Leben verlor.[133]

Von dieser Zeit an lag die Axt unter dem Stein. Im Herbste des Jahres 1743 wurde sie von einem Kajtum-Lappen weggenommen, welcher gelobt hatte, dafür die Hörner und die Beine eines Renthiertiers dahin zu legen, was er wohl auch gethan haben wird.

Quelle:
Poestion, J. C.: Lappländische Märchen, Volkssagen, Räthsel und Sprichwörter. Wien: Verlag von Carl Gerolds Sohn, 1886, S. 132-134.
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