Spruch des Hochzeitbitters.

[189] Guten Tag, guten Tag, meine lieben Verwandten! Nehmt nicht übel, daß ich so frei war, ins Haus herein zu reiten; nicht nur ins Haus, sondern auch in die Stube, ich, der junge Hochzeitbitter und mein kleines Pferd. Das Pferd hat vier Füße und stolpert doch, und meine Zunge, die nur eine ist, bleibt auch stecken und erholt sich wieder. Aber ich gebe euch gute Tage (gewönliche Grußformel, entsprechend unserem: es läßt grüßen oder sich empfehlen) vom Bräutigam und von der Braut und lade ein auf die Hochzeit auf Freitag den Martin als Verwandten der Brautleute und die Anne als Verwandte und alle andern auf den Abend, wer nur Löffel und Gabel hebt und einen Krug Alus (Hausbier) austrinkt. Und wenn wir uns begeben werden aus des Hochzeitväterchens Haus ins Gotteshaus, aus dem Gotteshause in des Königs bunte Schenke, da werden wir tanzen und uns lustig machen, jeder für seinen Groschen. Und wenn wir uns zurück begeben werden aus der Schenke in des Hochzeitvaters Haus, da wird es weiße Tische geben und beflochtene, geschmückte mit Alus gefüllte Krüge, da werden wir finden Gebratenes und Gekochtes, zu trinken und zu eßen, und für unsere Rosse mit Eschen gebrückte Ställe und eichene Krippen voll von Haber. Ich bin nicht weit gereist und habe nicht viel gelernt; wenn ich weiter reisen werde, werde ich mehr lernen. Für mich, den jungen Hochzeitbitter, ein Stück Linnen (von Leibes Länge); wenn kein Stück Linnen, so doch ein Handtuch; wenn kein Handtuch, so doch ein paar Hosen; wenn keine Hosen, so doch ein paar Strumpfbänder; wenn keine Strumpfbänder, so doch ein junges Mädchen; wenn kein junges Mädchen, so doch ein grünes Sträußchen mir auf den Hut. Mit Gott, mit Gott, meine lieben Verwandten!

Quelle:
Schleicher, August: Litauische Märchen, Sprichworte, Rätsel und Lieder. Weimar: Böhlau, 1857, S. 189-190.
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