[523] 1084. Die drei Buchen zwischen Rambruch und Kötschet.

Zwischen Rambruch und Kötschet, auf einer Anhöhe, die eine Aussicht von fünf Stunden in die Runde gestattet, (es soll der höchste Punkt des Landes sein), stehen hart am Wege drei uralte Buchen, Köpbuchen genannt, neben denen sich noch vor hundert Jahren ein Galgen befand. Von diesen Buchen erzählt man sich in der Umgegend folgendes:

Zwei reisende Studenten kamen einst in dunkler Nacht an diesem Galgen vorüber, und da der Ort ihnen gefiel, beschlossen sie, die Nacht hier zuzubringen, ohne zu ahnen, an welchem Orte sie sich befanden. Bald darauf hörten sie Tritte, die immer näher kamen, und die beiden lustigen Gesellen nahmen sich vor, dem nächtlichen Wanderer Schrecken einzujagen. Mit dem Ruf: »Geld oder Blut!« tauchten sie plötzlich dicht neben ihm auf und versperrten ihm den Weg. Doch dieser, ein mutiger Dorfbewohner, namens Zöllner, blieb ganz gelassen, und da einige Tage vorher zwei Verbrecher als des Diebstahls überführt gehängt worden waren, so glaubte er es seien diese, und sagte: »Kehrt an eueren Ort zurück.« Da plötzlich war tiefe Stille, man hörte nur das Geschrei einer Nachteule. Der Wanderer beeilte sich, aus diesem un heimlichen Orte wegzukommen. Am anderen Morgen konnte man an dem Galgen noch zwei andere Körper baumeln sehen.

Nach der Volkssage erscheinen alljährlich unter den drei Buchen um die[523] Geisterstunde zwei lange, hagere und mysteriöse Gestalten, die nach einigen Augenblicken ebenso geheimnisvoll wieder verschwinden.


Zollbeamter J. Wolff

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 523-524.
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