[138] 319. Unerlöste Seelen zu Remich.

Das jetzige Schulgebäude zu Remich war früher die reiche Elisabetherinnenkirche, eine Filiale der Pfarrkirche. Diese Filiale war reich, besonders an Ländereien; denn der ganze Goldberg, ein großer, fruchtbarer Landstrich bei Remich, war ihr Eigentum. Die Kirchengutverwalter ließen den Goldberg versteigern, und weil eben die französische Revolution ausgebrochen war, wurde der Kaplan ausgeschickt, um vor den Wirren, die man nicht mit Unrecht befürchtete, die Gelder einzutreiben. Da wollten nun viele nicht bezahlen, mißhandelten sogar den Kaplan und drohten, ihn der französischen Regierung anzuzeigen. So blieb das unrechtmäßig erworbene Gut in ihren Händen. Aber wer heute in den Goldberg geht, hört nicht selten in den Ländereien, die ungerecht erworben wurden, Stimmen, die da rufen: »Wo ist der Kaplan? Wehe uns! Wäre er bezahlt, so hätten wir Ruhe!« Es sind die Seelen der unrechtmäßigen Eigentümer aus jener Zeit.


Lehrer N. Biver zu Remich

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 138.
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