[139] 326. Der feurige Mann zu Nennig.

In der Geisterstunde geht in finstern Nächten ein feuriger Mann in den Wiesen um, die sich von Nennig bis Berg hinziehen. Dann hört man den Ruf: »Wohin setz' ich den Mârkstein? Wohin setz' ich den Stein?«

Einst kam ein Mann aus Berg um Mitternacht von Nennig. Da sah er den feurigen Mann umherwandeln, und da er etwas angeheitert war, antwortete[139] er auf den Ruf: »Setz ihn, wo du ihn genommen hast!« Blitzschnell schoß der Feurige auf ihn los und hätte ihm sonder Zweifel den Garaus gemacht, wenn er sich nicht zu rechter Zeit bekreuzt hätte.


J. Scholler


Nach andrer Mitteilung geht der Geist mit einem feurigen Grenzstein auf der Schulter um und verschwindet zuletzt in der Mosel. Zu seinen Lebzeiten soll er ein Wucherer gewesen sein; er habe auch die Grenzsteine seiner Äcker verrückt und sei durch diese unerlaubten Mittel zu ungeheurem Reichtum gelangt. Zur Strafe müsse er bis zum Ende der Zeiten mit dem glühenden Grenzsteine umherwandeln.

Nach Engling (Manuskript, 274), kam der Wucherer in finsterer Nacht einst von einem Markte nach Hause, da ward er von Irrlichtern umringt, die ihn vom rechten Wege abbrachten und ihn zu einem Sumpfe verlockten, in dem er jämmerlich umkam. Seitdem jagt der Kronenmichel, wie die Leute ihn hießen, mit einem glühenden Grenzstein allnächtlich als feuriger Mann umher.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 139-140.
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