[255] 606. Das Pferd auf Suddelbur.

Ein Wormeldinger Winzer, der einst bei vorgerückter Nachtstunde von Ahn des Weges daherkam, hörte plötzlich dicht hinter sich lauten Huftritt. Er schaute entsetzt um und gewahrte ein mächtiges Pferd, das ihm Schritt für Schritt so dicht auf den Fersen folgte, daß er sein Schnauben im Nacken verspürte. Um sich des unheimlichen Begleiters zu entledigen, lenkte der Wanderer in einen jener schmalen Wasserläufe ein, welche hier oft die Weinberge von oben nach unter durchschneiden und kaum so breit sind, daß man darin gehen kann. Doch auch das Pferd bog in den Graben ein und folgte dem Winzer, bis beide vor einer ziemlich hohen Mauer anlangten. In seiner Angst schwang sich der Mann auf die Mauer. In demselben Augenblick aber erscholl vom jenseitigen Moselufer ein solches Gekrach, als wollten die Berge auseinanderfahren. Das Pferd war verschwunden.


Lehrer Konert

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 255.
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