[350] 764. Der Teufel als Heiratsverderber.

Mit klopfendem Herzen schritt an einem mondklaren Winterabend ein Jüngling von Wormeldingen die Scheitergasse hinab, sein Lieb am Arm; beide waren auf dem Wege zum Pfarrhause, wo sie sich als Brautleute anmelden und zugleich das Brautexamen ablegen sollten. Tagsüber war es dem Himmel recht wässerig zumute gewesen, so daß an der Seite des Weges allenthalben große Pfützen waren, in welche der Mond hineinschien. Wie die jungen Leute »auf Walsenkreuz« kamen und hier zum Pfarrhaus einbogen, fiel des Jünglings Blick etwas seitwärts. Wie von einer Natter gebissen, riß er sich von seiner Braut los, stieß einen gellenden Schrei aus und stürmte wild davon. Zu Hause angekommen, erzählte er unter Zittern und Beben, er habe dicht an[350] seiner Seite den leibhaftigen Teufel in einer Pfütze gesehen, mit Hörnern auf der Stirn. Alles Zureden war vergebens; man vermochte nicht, ihn zu überreden, den Weg ein zweites Mal zum Pfarrhofe anzutreten, und aus der Heirat ward nichts.


Lehrer Konert zu Hollerich

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 350-351.
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