[353] 769. Der Einsiedler im Griéfchen bei Greisch.

Im Griéfchen, einer plateauartigen Erhöhung über der Leesbech zwischen Simmern und Greisch, stand vorzeiten eine Kapelle und daneben eine Klause, die ein frommer Einsiedler sich in einen Felsen eingehauen hatte.

Der Teufel versuchte den Einsiedler beständig und erschien ihm in Gestalt eines Bockes. Der Einsiedler aber packte den Bock beim Bart und prügelte ihn tüchtig durch. Nun ließ der Teufel dem Einsiedler Ruhe.

Nach andern ging der Teufel so weit, daß er den Klausner aus dem Bette warf. Geschah das, so nahm dieser sein Bett und ging auf den Kirchhof schlafen, wo ihn der Teufel in Ruhe lassen mußte. Manchmal, wenn der Einsiedler den Berg hinaufstieg, schwebten drei Jungfrauen vor ihm, um ihn zu versuchen.

Eines Tages kamen zwei Bauern zum Klausner und baten ihn, mit hinab in die Leesbech zu gehen; dort liege eine schwarze Kuh in den Sopen (Morast), sie bekämen dieselbe nicht heraus. Der Bruder ging mit. Als er zu der Kuh kam, nahm er sie mit dem Schwanz und sagte: »In Gottes Namen steh auf, hop!« Da war auf einmal die Kuh verschwunden. Der Einsiedler kehrte den Berg hinauf in seine Klause zurück. Als er eintrat, fand er ein großes Feuer auf dem Herd, obschon er keines vorher angezündet hatte, und zwei schöne Jungfrauen saßen dabei. Der Bruder aber ging schnell an ihnen vorbei in einen Nebenraum und betete in einem Buch. Als er wieder herauskam, war alles verschwunden.

Da gab einst der Papst dem Klausner eine Schelle. Wenn er diese läutete, mußten alle bösen Geister weichen, so weit die Glocke gehört wurde. Von der Zeit an hatte der Bruder Ruhe.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 353.
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