[353] 770. Der Nagelschmied zu Itzig.

Zu Itzig lebte einst ein armer Nagelschmied; bei seiner Armut war er dennoch lustig und guter Dinge. Das verdroß den Bösen und er nahm sich vor, den Harmlosen zu verderben. In der Gestalt eines wandernden Handwerksburschen trat er zum Nagelschmied, als dieser eben in seiner rußigen Werkstätte lustig draufloshämmerte. Ein rotes Barett mit Hahnfeder und ein grüner Rock gaben ihm[353] ein fremdes Aussehen. Er fragte um Arbeit; der Schmied gab eine abschlägige Antwort. Nachdem der Fremde dem hämmernden Schmiede eine Weile nachgeschaut hatte, sagte er: »Wißt Ihr auch, daß Ihr ein Stümper seid?« Der Schmied war darob entrüstet; der Fremde aber nahm ihm Hammer und Eisen aus der Hand und begann zu hämmern. Bei jedem Schlag war ein Nagel fertig, so daß bald der Stock von Nägel überfüllt war. Des freute sich der Schmied und nahm ihn zum Gesellen.

Eines Tages verspürte der Nagelschmied einen heftigen Durst. Er ging daher in die nächste Schenke, um sich zu erquicken, und ließ unterdessen den Gesellen an der Arbeit. Als er aber zurückkam, fand er auf dem Boden der Schmiede große Haufen goldener Nägel liegen; der Geselle aber war verschwunden.

Von nun an fing der Schmied an, ein verschwenderisches Leben zu führen. Jedoch bald war das Gold vertan, und, da er nicht mehr arbeiten mochte, wurde er Straßenräuber. Allein der Arm der Gerechtigkeit erreichte ihn bald und er ward zum Tode verurteilt. Im Augenblick aber, wo der Unglückliche auf dem Scheiterhaufen stand, um den Feuertod zu sterben, sah man den Teufel auf ihn losfahren und ihm den Hals umdrehen.


J.B. Klein, Pfarrer zu Dalheim, nach einem

Manuskript von N. Steffen

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 353-354.
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