[360] 781. Der vom Teufel besessene Soldat.

Als anfangs dieses Jahrhunderts die Russen ihre Durchzüge durch unser Land nahmen, war auch ein Bataillon in Brachtenbach einquartiert.

Die Bewohner der von Brachtenbach entfernt gelegenen Mühle wurden nun eines Abends aufgeweckt, und als der Müller öffnete, stand ein russischer Soldat auf der Schwelle, welcher Begleitung bis ins Dorf forderte. Der Müller erklärt sich bereit, selbst mit ihm zu gehen. Nachdem sie ungefähr hundert Meter von der Mühle entfernt waren, zog der Soldat seinen Säbel und fing an, vor sich in der Luft zu fechten. Dem Müller standen die Haare zu Berge; er ermannte sich aber und fragte seinen Begleiter nach der Ursache seines Handelns. »Seht Ihr den Schwarzen denn nicht?« erwiderte[360] der Soldat, »seht, wie er nach mir greift; er hat Haare wie ein Ziegenbock.« Immer heftiger wurde das Fechten, immer langsamer der Schritt des Soldaten. In der Nähe von Brachtenbach hörte er jedoch mit Fechten auf und steckte den Säbel in die Säbeltasche. Der Müller aber bekreuzte sich und ging nach seiner Mühle zurück in der festen Überzeugung, einen vom Teufel Besessenen begleitet zu haben.


Greg. Spedener

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 360-361.
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