[364] 790. Die vier Kartenspieler zu Merzig.

A. Vier Kartenspieler, drei von Merzig und einer aus Feulen, saßen einst in einem Hause zu Merzig (das Haus hieß und heißt noch heute Trâpen) und spielten Karten. Da ihnen das nötige Geld fehlte, so wurden sie unter sich einig, einen Bund mit dem Teufel zu machen, daß, wenn er ihnen viel Geld gebe, er denjenigen bekomme, der zuerst des Spielens müde und damit aufhören werde. Gesagt, getan. Der Teufel erschien in der Gestalt eines großen, schwarzen Hundes und hatte einen Sack voll Bemen (Gold- oder Silberstücke) bei sich. Er legte sich mit dem Geld unter den Tisch und wenn einer von den Spielern sein Geld verspielt hatte, so erhielt er dessen von dem schwarzen Hund. So spielten sie schon drei Tage und drei Nächte in einem fort, als Herr Feltgen, damals Kaplan in Grosbus, einem Nachbarsdorf von Merzig, davon hörte und kam, um die besessenen Spieler vom Teufel zu befreien. Er gesellte sich zu denselben, indem er sprach: »Mech mat oder d'Spill z'rass« (mich mit oder das Spiel zerrissen). Sie ließen ihn mitspielen. Als er einige Spiele mitgemacht hatte, warf er die Karten über den Tisch, indem er rief: »Ich spiele nicht mehr mit, ich bin's müde!« Da floh der Teufel in aller Eile zum Fenster hinaus, indem er dasselbe mitwegnahm. Der Sack mit den Bemen versank sieben Dünnen (Balken) tief in den Boden. Der Gestank, den der Teufel zurückließ, war unnatürlich und es soll bis heute noch fortstinken.


Mitteilung des Lehrers Ahnen zu Niederfeulen


B. Es ist schon lange her, da spielten in einem Hause zu Merzig mehrere Zecher Karten. Einer derselben, welcher schon sehr viel gewonnen hatte, sagte zu den übrigen Spielern: »Wißt, es ist schon spät in der Nacht, wir endigen jetzt das Spiel, ein andermal könnt ihr ja zurückgewinnen, was ihr jetzt verloren habt.« – »Was«, schrieen die anderen, »das Spiel wird nun einmal durchgesetzt, mag es gehen, wie es immer will.« Ob dieser Worte wurde der Gewinner in Zorn versetzt und rief mit lauter Stimme aus: »So sei es; doch der erste, der gesonnen ist, aufzuhören, den soll auf[364] der Stelle der Teufel holen!« Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als das Haus erdröhnte. Die Spieler waren wie außer sich vor Schrecken und ehe sie sich besonnen, saß der leibhaftige Teufel unter dem Tisch. Was machen? Das Spiel endigen? Keiner wagte es. »Laßt uns den Herrn Pastor rufen,« schlug da einer vor, »dann wird der Teufel das Feld räumen müssen.« Der Vorschlag gefiel und der Pfarrer war sogleich zur Stelle. »Spielt nur immer weiter,« sagte dieser, »ich will helfen.« Kaum aber saß er, als er alle Karten auf den Tisch schleuderte, indem er ausrief: »Ich bin nicht mehr mit!« Sobald er das gesprochen, geschah ein gewaltiger Krach und im Nu war der Teufel durchs verschlossene Fenster verschwunden. Noch heute zeigt man in Merzig das Haus, aber im Loch steht kein Fenster, sondern eine Lade; denn, so oft man ein gläsernes Fenster anbrachte, war es über Nacht wieder verschwunden.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 364-365.
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