160. Des Meineids Strafe.

[256] Msc. von d'Obercourt: Oorsprong van Nederlandt. S. 222.


Auf einer Montag des Jahres 1596 kam der Steuermeister Anton Hack nach Geesberge, um Rechnung zu machen mit seinem Mitpachter oder Gesellen, und sie gingen ins goldene Schiff auf Sankt Andreasabend und rechneten daselbst zusammen in Gesellschaft des Wirthes und zweier Schöffen. Es kamen mehre kreuzbrave Leute dahin, welche schon früher an Anton Hack gezahlt hatten, aber er leugnete, das Geld bekommen zu haben, und schwur: »Habe ich etwas von den Menschen empfangen, dann möge ich in Feuer und Flammen verbrennen!« Darauf sprachen die Schöffen: »Wir haben die Leute doch auch früher gefragt, und sie sagten uns, daß sie gezahlt hätten«; aber Anton Hack, oder Crucke, wie er auch hieß, bestand darauf und schwur noch gräulicher.

Um dem nun ein Ende zu machen, schieden alle von einander und Hack ging in eine schöne Kammer, wo ein[256] lustig Feuer auf dem Heerde flackerte; vor dem Bette stand ein Dreifuß mit einem zinnernen Wassergeschirre; Anton setzte sich auf eine Bank mit dem Rücken gegen das Feuer. Später kam der Wirth noch, um nach dem Feuer zu schauen, und fand, daß es fast ganz ausgebrannt war.

In der Nacht gegen elf Uhr sah der Nachtwächter ein groß Licht in der Kammer, aber er wollte und durfte keinen Lärm darob machen, weil er nichts in der Kammer sich bewegen hörte und alles stille war; ein wenig nachher, als er zurückkehrte, war das Licht erloschen.

Zur selben Stunde saß Hacks Schwester, welche in der Pfarre Bonlaere wohnte, noch in ihrer Küche und spann, und es kam eine Feuerflamme angefahren, die ihr den Hanf entzündete, so daß sie ihn mit keinem Wasser löschen konnte und erst später es mit nassen Säcken und Kissen dämpfte. Morgens früh sandte sie gleich ihren Mann nach der Herberge, wo Hack geschlafen hatte, um einiges mit ihm zu sprechen. Als der Mann aber an die Kammerthüre kam, fand er sie gesperrt, und sie wurde auch trotz alles Klopfens und Rufens nicht geöffnet. Da ging der Mann zum Wirthe aus dem goldenen Schiff und sagte ihm das, und man brach die Thüre mit Gewalt auf. Da lag Anton Hack ganz verbrannt, die Schuhe und Strümpfe ausgenommen, und war nichts von ihm übrig, als die Beine von den Knieen an niederwärts, und die Strümpfe waren noch gebunden. Auch der Wassertopf war geschmolzen und die Bank, worauf Hack gesessen hatte, verbrannt. Man fand bei ihm viel schönes Silber und Gold, welches aber nicht geschmolzen war. Sein Haupt sah aus, wie ein Todtenkopf; als man daran rühren wollte, fiel es in Staub und Asche aus einander.[257]

Eine graue Schwester nahm die Asche zusammen und begrub sie auf das Feld, denn der Pfarrer wollte sie nicht auf dem Kirchhofe leiden.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 256-258.
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