[120] 84. Gilles de Chin.

[120] Mündlich.

Gislebert, Chronique de Hainaut.

De Bossu, Histoire de Mons.

Archives historiques et littéraires du nord de la France etc. T. 1.

Schayes, Essai historique.


In der Gegend des Dorfes Wasmes hauste um 1133 ein gräulicher Drache, der einen gewaltigen Schaden in der Gegend anrichtete und selbst mehre Menschen verschlang. Nachdem sich viele fruchtlos an das Ungethüm gewagt hatten, tödtete ihn endlich Gilles de Chin unter Anrufung der heiligen Jungfrau mit seinen eigenen Händen. Das Haupt dieses Drachen ist noch heute in der Bibliothek zu Mons zu schauen; auch zeigt man in Wasmes die Höhle, in welcher er sich gewöhnlich aufhielt.

Ebenfalls bewahrt man dort in der Kirche ein altes Gemälde, auf dem der Ritter knieend vor dem Bilde Marias gezeichnet ist. Es trägt die folgenden Verse:


Sainte Vierge, en ce jour

Je viens pour t'implorer,

De détruire en ce jour

Un dragon, qui vient nous devorer.


In der jährlichen Prozession zu Wasmes wird eine Fahne umgeführt, auf der auch eine Abbildung des Drachenkampfes mit der Inschrift:


Attaques, Gilles de Chin, ce dragon furieux,

Et tu seras de lui par moi victorieux.


Zu Mons ist alle Jahre am Feste der heiligen Dreifaltigkeit eine gleiche Prozession zum Danke für den Sieg Gilles de Chin. In derselben trägt man ein Bild des Drachen von Pappe, zu dessen Seite mehre Männer, Chin-Chin genannt, reiten. Nach Beendigung des[121] Umzuges kämpfen dieselben auf dem Markte mit dem papiernen Unthiere und erlegen es, nachdem es ihnen einige Hiebe mit dem langen Schweife gegeben.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 120-122.
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