Anmerkungen.


2. Die heilige Fahne und die stählerne Krone. Winsemius gedenkt der beiden Güter nicht im Texte seiner Chronik, doch hält Friso's Bild auf Fol. 6 die Krone in der Rechten und die Fahne in der Linken. Eine andere heilige und wunderkräftige Fahne beschreibt Cromer im 8. Buche seiner Historia Poloniae Fol. 209.

7. Walcheren. Der Belus scheint auf celtischen Grund der Sage hinzuweisen, aber manche der niederländischen Chronicisten nehmen ihn, wenn sie gerade keinen andern Götternamen zur Hand haben: ist er ihnen doch schon aus der Bibel bekannt. Zudem ist eine celtische Niederlassung auf Walcheren, dem Hauptsitze des Cultus der Nehalennia, deren Altäre dort, umgeben von Resten eines heiligen Haines um 1648 wiedergefunden wurden, höchst unwahrscheinlich.

12. Hengist und Horsa. Der Anfang findet sich ausführlicher an der angeführten Stelle der Mythologie Jacob Grimm's.

15. 16. Radbod. Eine im Munde des Volkes in Belgien noch heute lebende Version sagt, der »Heidenkönig« habe gefragt, wo seine edeln Vorfahren wären, und auf des taufenden Apostels Antwort, sie wären in der Hölle, gesagt: »Dann will ich lieber bei ihnen, den Edeln, sein, als bei dem ge meinen Volk, denn eurer Lumpenchristen ist doch kaum einer edel.«

17. Vgl. B. Baader in Mone's Anz. 1834. c.314. Nr. 60: Der Wiedertäufer und sein Gott.

19. Pferd weckt eine Quelle. Auch dem Hufschlage des achtfüßigen Sleipner Odins entsprang ein Born. Vgl. andere Sagen bei Gr. Myth. 526.

23. Der Schwan des Herrn von Arkel. Daß die Ableitung des Namens von dem des deutschen Herkules nicht von mir ist, muß ich wohl nicht erinnern. So viel mir bewußt, war die Sage bisher noch wenig bekannt.

29. Die erste Kirche in Dordrecht. Die Stelle, wo Kanut der Heilige den Märtyrertod starb, bezeichnete auch ein plötzlich aufspringender Quell. Saxo gramm. XIII. ed. par. 1514. Fol. 127.

31. Des Papstes Antwort; erinnert an Diocletian.

34. Graf Arnold III. von Holland läßt einen Brunnen quillen. Eine ähnliche Sage geht von Karl dem Großen um; auch von Karl V. wird Verwandtes erzählt in »De heerlyke en vrolyke daeden van Keyzer Carel V.«

[673] 37. Bischof Conrads von Utrecht Tod. Beim Baue der antwerpner Kathedrale soll der cölner Meister Appelmann gleichfalls auf eine Quelle gestoßen sein, die nur mit Ochsenhäuten zu stopfen war. Ist dieß ein letztes Opfer, dem alten Gotte zur Sühne gebracht?

38. Vgl. 139, 172, 543; 20, 90 und 116.

Hier darf ich wohl mit Recht noch einmal auf die so viel besprochene Frage über die Sage von den Weibern von Weinsberg zurückkommen. Der geniale G. Schwab, der, so viel ich weiß, zuletzt ein Wort über dieselbe sprach, läßt es unentschieden, dabei jedoch höchst zweifelhaft, ob Weinsberg wirklich und mit Recht die herrliche That für sich in Anspruch nehmen könne. (Wanderungen durch Schwaben im maler. und romant. Deutschl. S. 38.) Diese Zweifel werden bedeutend verstärkt durch das Wiederfinden der Sage in Niederdeutschland, wozu noch der Umstand kommt, daß sie hier einem in allen Städten und Städtchen und Dörfern gefeierten Volksfeste zu Grunde liegt. Auch ist es hier nicht blos Eine Stadt, welche sich den Ruhm zuspricht, solch treue Weiber in ihren Mauern gewiegt zu haben, es streiten sich mehr denn zehn darum. Wie dem aber auch sei, die Sage bleibt immerhin auf deutschem Grund und Boden und kein anderes Volk mag ihr eine ähnliche zur Seite stellen. – Keinesfalls kann ich übrigens Schwab beistimmen, wenn er meint, die Sage sei erst durch Adlzreiter in den Mund des Volkes gekommen. »Eine Mittheilung durch Schrift kommt bei dem Volke kaum vor und ist (in Bezug auf Märchen und somit auch Sagen) nicht denkbar«, sagen die Gebrüder Grimm in der Einleitung zu den Kinder- und Hausmärchen (XXVI) und darin wird ihnen jeder beistimmen, der das Leben der Sage und des Märchens mehr in der Nähe beobachtete. Sonder Zweifel bestand die Sage von der Weibertreu schon manch Jahrhundert vor der Belagerung von Weinsberg und werden fernere Nachsuchungen sie auch noch unter andern deutschen Stämmen wiederfinden lassen. Für jetzt kann ich nur noch an den buchstäblich gleichen Ausgang des 94. Märchens der Grimmschen Sammlung erinnern, welches die verdienstreichen Sammler in Zwehrn hörten. (2. Aufl. 2. Th. S. 57.)

41. Des Storches Dank. Vgl. 333.

44. Der Hontsdam. Das Städtchen Dam führt darum auch noch einen Hund im Wappen. Vgl. Oudegherst, Annales de Flandre ed. Lesbroussart. I. p.458 u. 459.

48. Wie die Predigerherren zuerst nach Utrecht kamen. Steht auch in der Grimmschen Sammlung unter Nr. 489 und in E. Weiden's Cölns Vorzeit. Bei dem Letztern findet sich noch der Umstand, daß des Kaisers Schalksnarr seine Mütze auf einen Baum geworfen hatte und heraufkletterte, sie zu holen; bei der plötzlichen Verwandlung aber saß er zwischen einem Fenstergitter festgeklemmt. Noch einige andere hübsche Sagen vom »Bruder Albrecht« finden sich zerstreut in ältern niederdeutschen Werken; ich werde sie später anderswo mittheilen. Behandelt wurde die vorliegende Sage unter andern von Carl Egon Ebert. Eine ähnliche Sage von Faust theilte Baader in Mone's Anzeiger 1838. c.226. Nr. 27 mit.

[674] 50. Steht gleichfalls in den meisten andern Chroniken von Flandern und Brabant. Nr. 440 der Grimmschen Sammlung setzt Karl den Großen an Cäsars Stelle. De Grieck, der Verfasser des flämischen Volksbuches »De heerlyke en vrolyke daeden van keyzer Carel V.« hörte dieselbe Sage aus dem Munde eines alten Mannes Karl V. zugelegt. Er gibt derselben S 183 die folgende Ueberschrift:


Carel, die voert kroon en staf,

My de vryheyd wedergaf.


und führt S. 184 diese Reime als auf dem Halsbande eingeschnitten an:


Den keyzer Carel kwam my in het bosch te vangen,

Liet my in vryheyd gaen, maer met dit schrift behangen.


Der Hirsch soll hundert Jahre später wiedergefangen worden sein. Plinius zufolge soll auch Alexander der Große gefangenen Hirschen goldne Halsbänder mit Inschriften umgehängt haben. Verwandt ist die Sage von Kaiser Friedrich und dem Karpfen zu Kaiserslautern (Grimm Nr. 295), und mehr noch die von dem Bassa von Suez, der einem Delphin ein Plättchen anhängen ließ mit der Inschrift: »Ahmed Abdallah, Bassa von Suez, hat dir das Leben und diese Gabe geschenkt im 720. Jahre der Hegira.« (Kircher Mund subterran. I, 1. 2. c.13. S. de Vries, Wonderen en Wondergevallen. S. 538.)

51. Frau Schwana. Zu vergleichen ist Sophia van Heusden Nr. 30 und Anm. zu Nr. 117.

53. Antwerpen. Offenbar von hohem Alterthume. Julius ist Julius Cäsar. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts schrieb man noch Handwerpen oder Hantwerpen. Ueber dieß Werfen als alten Rechtsgebrauch vgl. Grimms Rechtsalterth. 55 ff. – Adde Anz. 1834, 155.

57. König Brunehaut. Der ist wohl nichts anders, als die bekannte Brunechaldis oder Brunehilt. Die erwähnten Heerstraßen sind römisch: sie danken der Frankenfürstin nur ihre Herstellung. Ein Stein bei Hollain heißt auch der Stein Brunehaut, oder andern zufolge Brunestein. Es ist eine gewaltige Masse, die noch 15 Fuß über der Erde steht; mindestens ebensoviel mag noch unter der Erde stecken. Ich versuchte eine Deutung des Namens Brunestein als Wodansstein in den Bülletins der brüsseler Academie, Tome VIII, no. 11. Recherches sur des traces de l'ancien culte germanique dans les Pays-Bas und im ersten Hefte meiner Wodana: der Beiname Bruno des Odhin brachte mich darauf.

59. Jupille. »Imperator eris, cum APRUM occideris«, sagte das Druidenweib zu ihm. Aper hieß aber auch der Praefectus praetorii, der den Numerian ermordete.

65. Lyderik de Buck. Nach Oudegherst gebiert Frau Ermengard an einer Quelle und legt das Kind beim Nahen der Knechte Finards hinter einem Busche nieder, wo der Einsiedel es später findet; er trägt es mit sich nach Hause, und da kommt eine Hindin und bietet dem Knäbchen ihre Brüste. Ebenso wird der Schwanritter mit seinen[675] Geschwistern gefunden und aufgezogen, s. Nr. 117. Diese Wendung erinnert an die Erzählung der Vilkina-Saga von Siegfrieds Geburt. Wie Frau Ermengard in unserer Sage, so ist in der nordischen Sisilia in Noth und Lebensgefahr im Walde und in der Nähe eines Wassers, wie jene am Quell; beide Helden werden von Hindinnen gesäugt; jenen findet und benamt der Einsiedel Lyderik, diesen der Schmied Mime; beide werden im Walde erzogen:


inn einen finstern than

Darin zoch in ein meyster biß er ward zu eym man.


Wie Lyderik den Riesen, so erschlägt Siegfried den Drachen. Daß diese Berührungspunkte inzwischen nur höchst leicht sind, will ich nicht verhehlen.

Oudegherst verlegt die Geschichte unter die Regierung Dagoberts. – Die Gründung der brügger Liebfrauenkirche fällt dem Chronicon Sti. Bavonis zufolge in das Jahr 801. – Bei andern heißt Lyderiks Mutter Yolente, Tochter eines Ruthenerfürsten.

66. Lyderik und Idonea. Andere nennen Lyderiks Frau Rothilde.

67. Lyderik läßt seinen Sohn hängen, Oudegherst zufolge enthaupten.

68. Karl Martell. Der verstorbene Raepsaet schrieb eine treffliche Abhandlung, worin er Karl Martell glänzend von der Anklage rechtfertigt, die unsere Sage auf ihn wälzt. Sie trägt den Titel: »Defense de Charles Martel contre l'imputation, d'avoir usurpé les biens ecclesiastiques et nommement les dimes«, und ist gedruckt Gent 1806.

71–75. Nebst dem bekannten deutschen Volksbuche »Die vier Haimonskinder«, geben uns die niederdeutschen und französischen Volksbücher und Gedichte vom Ritter Malagis ausführliche Erzählungen von dem wunderbaren Rosse Bayard. In Belgien spricht Dendermonde sich vor allen die Ehre zu, in den Romanen, in welchen Bayard vorkommt, zu figuriren. »Urbem hanc antiquitus Dordonam appellatam, Tungrorum annales ferunt«, sagt Lindanus de Teneraemonda. Antv. 1612. p. 1 und Sanderus sagt dasselbe in seiner Flandria illustrata. Col. 1641. T. I, p. 593: »Credibile hanc urbem ante Caroli magni aevum fuisse, quo tempore Haymonem, Teneraemundae comitem, Vorsiam Tungrorum regis filiam duxisse eius gentis annales tradunt.« Foppens sieht dagegen in Dordona das alte Dortmund (Mém. pour servir à l'hist. littér. des Pays-Bas). Daß der Volksroman Frau Aye, Karls des Großen Schwester, als Frau Haimons angibt, ist bekannt. – Wie es nun auch mit Dordona und Dendermonde stehen möge, so viel ist sicher, daß nirgend Roß Bayard bekannter ist, als in der letztern Stadt. Man bewahrt dort auf dem Rathhause einen ungeheuren Koloß, der dieß Roß vorstellt und in festlichen Aufzügen, von zweiunddreißig durch reiche Decken versteckte Männer getragen, herumgeführt wird. Vier Bursche in Harnischen sitzen darauf: es müssen durchaus vier Gebrüder sein; ein Fiedler schreitet dem Rosse vor. An den Häusern der Notabilitäten der Stadt hält es still und dreht sich einmal rund. Auf dem Markte[676] stehen mehre kleine Kanonen auf verschiedenen Stellen aufgepflanzt, die auf Bayard schießen; nach langem Kampfe aber siegt er und kehrt unter Jubelrufen nach dem Stadthause zurück. Während des ganzen Tages hört man nur das folgende Lied singen und spielen:


't Ros Beyaert is verheven,

hy heefe hem in 't vier begeven;

en 't Ros Beyaert is een peerd

met 'nen strick om sin n steert.


d.i. Roß Bayard ist (hat sich) erhoben, es hat sich ins Feuer begeben; und Roß Bayard ist ein Pferd mit einem Stricke um den Schwanz. Der letztere ist nämlich bei vier Ellen lang und besteht aus einer Menge von Roßschweifen, die mit einem Stricke zusammengebunden sind. Der sehr künstliche Kopf des Rosses soll durch einen zum Tode verurtheilten Gefangenen verfertigt sein und dieser sich durch das Werk Leben und Freiheit gewonnen haben. Der flämische Dichter van Duyse, dem wir sehr schätzbare Beiträge zur Geschichte von Dendermonde verdanken, theilte Stadtrechnungen aus dem Beginne des 16. Jahrhunderts mit, in denen des Rosses gedacht wird. Auch Mecheln und Brügge haben ein Roß Bayard, welches jedoch viel kleiner ist, als das von Dendermonde.

80. Herkenbal. Ich gab die Sage wörtlich nach Coremans, der sie aus dem Volksmunde geschöpft. Bei Cäsarius wird sie ganz anders erzählt und erhält noch einen wunderbaren, christlichen Schluß. Ihr Held heißt dort Archembaldus, Arkembaldus, bei Thomas Cantipratensis Erchinbaldus. Des Cäsarius Wendung bleibe für die deutschen Sagen zurückgelegt.

84. Gilles de Chin. Seitdem ich die Sage niederschrieb, hatte ich Gelegenheit, ihr weiter nachzuspüren, und fand sie bis in ihre kleinsten Züge genau übereinstimmend mit der Drachensage von Rhodos, die Schiller'n zu seinem »Kampf mit dem Drachen« begeisterte; nur soll der Drache eine Jungfrau in seiner Höhle gehabt haben. Schon früher soll Gilles de Chin durch das Tödten eines auf ihn zustürzenden Löwen ausgezeichnet und berühmt geworden sein. Balduin IV. liebte ihn so sehr, daß er lange nicht in den Zug gegen den Drachen willigen wollte, er ließ sich aber endlich durch des Ritters Flehen überwinden. Den Kopf des Drachen zeigt man noch heute auf der Bibliothek von Bergen (Mons). Das Gemälde, dessen in der Sage gedacht ist, ersetzt ein viel älteres, welches eine sehr dienstwillige Person zu Zeiten der französischen Räubereinfälle verbarg und später als entkommen ausgab. Noch ist eine lebensgroße Statue des Ritters übrig, die ehedem auf dem Grabe lag; er erscheint in ihr gepanzert und gehelmt, im Waffenrocke, das Schwert in der Scheide an der Seite hängend und mit gefaltenen Händen. Sein Schild liegt über dem Schwerte und trägt eine Inschrift; ein Hund ruht zu seinen Füßen. Diesen letztern ausgenommen, stimmt die Statue ganz zu der Todesart des Ritters, der zu Rollecourt von einem Lanzenstiche schwer verwundet gestorben sein soll. – Die Martyrologien von St. Gislen haben unter dem 12. August ein »Obit de Gilles de Chin«; dieß Anniversarium wird noch jährlich begangen.[677]

Sollte ich noch die Anmerkung hinzufügen dürfen, daß vor wenigen Jahren sich ein belgischer Gelehrter bemühte, in einer sechzig Octavseiten langen Abhandlung zu beweisen, daß der Drache nie existirt habe? Das Buch trägt den Titel: »Recherches historiques sur Gilles Seigneur de Chin et le Dragon. Mons« 1825. – Das erinnert an den mit Urkunden unterstützten Beweis des Archivs des historischen Vereines für den Untermainkreis (III, 3, S. 186–190), daß die Stiftskirche Haug trotz allem, was die Volkssage erzähle, bis auf den letzten Heller bezahlt sei, und daß ihr Baumeister nicht vom Teufel geholt worden, sondern zu Hause ruhig und christlich in seinem Bette gestorben sei. (S. Baader im Anzeiger 1838. c.429.)

Sebast. Bottin gedenkt unserer Sage ausführlich in seiner köstlichen Abhandlung »Tradition des dragons volants dans le Nord de la France«, die in den Archives historiques du nord de la France et du midi de la Belgique (T. I, p. 97) erschien.

86. Wie Graf Balduin den Teufel heirathete. Von Ed. Duller zu einer anziehenden Novelle benutzt im Rheinischen Taschenbuche dieses Jahres.

100. Der zitternde Haselnußbaum. Der Mittheiler entnahm die Sage einem Tagblatte und wandelte – warum? begreife ich nicht – die ursprüngliche Linde in einen Haselnußbaum.

105. Die letzten Worte von S. 160 stimmen merk würdig zu der Sage von der Abstammung der Hunnen bei Jornandes, De rebus geticis c. 24. ed. H. Grotii p. 643. – Diese Sage von dem Ursprunge der Riesen scheint Strabo auch gekannt zu haben; wenigstens bemerkt er zu Genesis 6, 2–4: Videntes filii Dei filias hominum etc. »Non est credibile, ab hominibus, sed a quibusdam daemonibus, qui mulieribus sunt improbi, huiusmodi homines i.e. gigantes esse procreatos.« Diese daemones können wohl keine andern sein, als die, von welchen der heilige Augustin, De civitate Dei XV, c. 23 sagt: »audisse confirmant, Sylvanos et Innos, quos vulgo incubos vocant, improbos saepe exstitisse mulieribus et earum appetisse et peregisse concubitum«; Isidor in der Etym. 8, c. ult.: »quem vulgo incubonem vocant, hunc Romani Faunum dicunt«; also wieder die Waldleute (wie die Grimm des Jornandes immundi spiritus per eremum vagantes übersetzen D.S. Nr. 377), von denen die Hunnen herstammen. So nennt auch Plinius das Mahrreiten »faunorum in quiete ludibrium«. Vgl. auch Anm. zu Nr. 249–254. Mythol. 272 ff.

Vaernewycks Quelle für die Sage war Jacques de Guyse, der sie wieder aus dem verlornen Lucius von Tongern schöpfte.

Ueber die Strafe des Aussetzens in steuerlosem Schiffe, der wir auch schon unter Nr. 18. S. 27 begegneten, vgl. Jac. Grimms Rechtsalterthümer 701.

107. König Gambrin. Der eifrige und verdienstreiche Coremans, dem die deutsche Geschichtsforschung so viel zu danken hat, theilte vor einiger Zeit höchst interessante Notizen über diesen mythischen König in den Bülletins der königlichen Geschichtscommission von Brüssel mit (Tome V, compte-rendu no. 3). Wir entheben denselben die[678] folgenden Reime, die sich auf deutschen Bildern des»ruhmgekrönten und unsterblichen Wohlthäters des gute Trünklein liebenden Theiles der Menschheit« finden sollen.


Gambrinus im Leben ward ich genannt,

Ein König in Flandern und Brabant,

Aus Gersten hab' ich Malz gemacht

Und das Bierbrauen daraus erdacht:

Drum können die Herren Brauer mit Wahrheit sagen,

Daß sie einen König zum Meister haben;

Trotz, komm' ein ander Handwerk her

Und zeig' uns dergleichen Meister mehr.


Weihe's »Sagen der Stadt Stendal« zufolge, muß sich in einer Brauerei dieser Stadt ein sehr altes Portrait unseres Monarchen finden. Das Riesenbild von Cameryk trägt, Coremans zufolge, den Namen Gambrivius; ebenso macht eine holsteiner Sage Gambreev zu einem Riesensohn. In Franken sitzt er am 1. Mai bei Gräfenberg mit den alten Frankenkönigen um den Teufelstisch; in Irland ist er König der Zauberer.

Wäre nicht an Gambara zu erinnern?

108. Abkunft der Westfriesen. Wie verliert sich der Name Frouwa in diese Sage? Es wird nicht gesagt, daß Friso seine Frau mit sich führte, als er mit seinen Colonisten in fremde Lande zog. Der nordischen Freya Gemahl, Odur, reiste auch in die Ferne, und sie fand ihn trotz alles Suchens nicht wieder.

110. König Arthur. An Kaiser Karl im Unterberge, Desenberge, Kiffhäuser u.s.w. braucht wohl nicht erinnert zu werden. Auch in Spanien findet sich eine verwandte Sage. Auf dem Sonnenberge bei Grenada sieht man ein tiefes Loch: dahinein ist der unglückliche Boabdil-el-Chico verwünscht. Jedes Jahr am Vorabende von Sankt Johann verläßt er, gefolgt von seinem Hofe, die Höhle und besucht die Alhambra, die alsdann ihre alte Gestalt wieder annimmt. Er wird noch einmal wiederkehren, um Spanien von neuem den Mauren zu gewinnen. W. Irvings Alhambra. Wanderung durch die Berge.

112. Amalberga. Als die Heilige von Materen weg wollte und ans Wasser ging, nach einem Schifflein zu schauen, kam ein großer Stör auf sie zu; sie setzte sich auf dessen Rücken und der Fisch schwamm mit ihr bis gen Temsche. Zu einem Wahrzeichen läßt sich noch jedes Jahr um den Festtag Amalberga's bei Temsche ein Stör sehen, den die Fischer fangen und zu ihrer Kapelle bringen. Anders ist im ganzen Jahre kein Stör in der Gegend zu finden. Vgl. auch die Anm. zu Nr. 570.

114. Schloß Bouillon. Diese Sage wurde mir, ganz wie sie vorliegt, übersandt; ich erkannte zu spät erst, daß sie unächt ist.

117. Der Ritter mit dem Schwan.

Ich theilte die Sage genau nach dem Volksbuche mit. Dieß scheint jedoch durch die Hand Maximilians van Eynatten, der all diese Bücher so gräulich verstümmelte, auch gelitten zu haben; wenigstens theilen die beiden Grimm in ihren Deutschen Sagen II. S. 291[679] einige Umstände mit, die dem Volksbuche fehlen, oder sich in demselben anders finden. Dahin gehört die Frage der Beatrix, wie es möglich sei, daß eine Frau zwei Kinder haben könne von Einem Manne? und Oriants Antwort, daß mit Gottes Gnaden eine Frau sieben Kinder auf einmal von ihrem Manne empfangen könne. – In dem Volksbuche und somit auch in unserer Sage wird Beatrix beschuldigt, einen Ritter geworben zu haben, der den König vergifte; dagegen heißt es viel natürlicher bei Grimm, daß Beatrix mit einem Hunde Umgang gepflogen habe. Daß solche Dinge zu den Zeiten Alba's – auf dessen Canonisation man wohl nächstens von Belgien aus antragen wird – und der heiligen Inqusition – gegen die ein Wort zu sprechen, einem crimen laesae maiestatis in Belgien gleich steht – anstößig waren, ist wohl nicht schwer zu begreifen. Somit darf es uns auch nicht auffallen, daß man in Belgien bisher an eine neue und gute Ausgabe der alten Volksbücher noch nicht denken durfte; sie kämen in den ersten acht Tagen in den Index; wenigstens würde von allen Kanzeln herab gegen dieselben gepredigt.

Eine der Schwansage in Bezug auf die unheilvolle Frage der Frau des Schwanritters verwandte Sage theilt Ulrich Molitor in seinem Tractatus de pythoricis mulieribus im 6. Cap. aus des Vicentius Speculum naturale 3 mit. S. mallei malefic. ed. Francof. 1600 II, p. 58; ed. Lugd. 1669. II, p. 29. Ich lasse sie nach Molitor folgen. »Decanus quidam sacerdotum cum sorore ducis Burgundiae, regi Siciliae Rogerio desponsata, aliquamdiu regnum inhabitans, ibi certissime comperit, quod natabat iuvenis quidam strenuus et natandi arte peritus circa crepusculum noctis lucente luna in mari balneans, mulierem post se natantem per crines apprehendit, tanquam unum ex sociis, qui eum vellet mergere, eamque alloquens, nullum verbum etorquere potuit, opertamque pallio in domum duxit et tandem in sororem solemniter accepit. Increpatus aliquando a socio quodam, quod phantasma accepisset, expavescens arripuit gladium, minatus in conspectu eiusdem mulieris, filium quem ex ea susceperat, interfecturum, nisi illa loqueretur, et diceret, unde esset. »Quid, inquit; vae tibi misero, utilem perdis uxorem, dum cogis affari. Tecum essem et tibi bene foret, si iniunctum mihi silentium tenere permisisses: nunc autem deinceps me non videbis«; et mox evanuit. »Puer autem crevit et marinum balneum frequentare coepit. Tandem una dierum phantastica illa mulier coram multis eundem puerum in eisdem fluctibus occurrentem rapuit, quem si verus filius fuisset, mare ad littus expellere debuisset.«

Bis heute blieb »De Ridder met de Zwaen« eins der beliebtesten Volksbücher in Niederdeutschland. Für eine sehr große Verbreitung der Sage spricht außerdem noch die ungemeine Menge von Orts- und Familiennamen, welche mit ihr in Verband stehen. So gibt es mehre Orte, die Schwanenburg heißen; Schwanenpfuhl, Zwanepoel, Schwanenbach, Zwanebeke, Zwanevliet, etwa Schwanenfluß, findet man jeden Augenblick. Dabei gibt es fast keine Stadt, die nicht eine Zwanestraet, Zwanegang, Schwanenstraße, Schwanengang, hätte etc. Wasserland[680] (Waterland) führt einen Schwan im Wappen. Tausende von Wirthshausschildern und Wetterfahnen zeigen den edeln Vogel.

Besonders aber in Valenciennes, dem Schwanthal der Sage, erhielt sich das Andenken an ihn frisch. Der Schwan im Wappen der Stadt ging auch in den Schild der ehemaligen Rosenkranzgesellschaft über, wo er silbern von Rosen umschlungen erglänzte. 1548 am 13. Mai schenkte der Fürst der Freude in derselben Stadt, an dem nach ihm genannten, jährlich gefeierten Feste, denjenigen, welche vor dem Stadthause, wo er Mittag hielt, ihre Späße machten und Spiele aufführten, einen silbernen Schwan, vier Stüber Tournois an Werth.

Ein ähnlicher Preis findet sich schon ein Jahrhundert früher in Ryssel (Lille). 1453 den 17. Februar nämlich gab Philipp der Gute dieser Stadt ein Fest und Herr Adolf von Cleve ließ ein Turnier ausrufen, auf dem der wackerste Ritter von den als Richterinnen urtheilenden Frauen einen goldenen Schwan empfing, der mit einer goldenen Kette gefesselt war, an deren Ende ein Rubin funkelte. Der Ritter hieß dann der Schwanritter.

Vgl. Mone im Anzeiger 1834, 149 ff.

120. Die Hühnerfresser von Audenaerde. Es möchte schwerlich eine Stadt oder ein Städtchen in Flandern geben, dessen Einwohner nicht einen ähnlichen Spitznamen führten. Mone gab einen Theil derselben in dem Anzeiger 1835, S. 299; ihm folgte J. de Saint-Genois in dem Messager des sciences et des arts de la Belgique. T VI, p. 19 und später Willems im Belgisch Museum 1839, S. 99. Hier noch einige andere dieser Spottnamen zur Probe: Speerbrecher von Ryssel – Weißfüßler von Aelst – Schläfer von Veurne – Senfesser von Ostende – Kaninesser von Dünkirchen – Nußkracher von Orchies – Lügner von Aerdenborch – Platte Gesellen von Sleedingen – Gänsetreiber von Laerne – Großsprecher von Tourhout – Kesselflicker von Middelburg u.s.w.

121. Die Krüge Jacoba's von Bayern. Vgl. Wodana I, XIV. Die Finnen werfen drei Steine hinter sich, es scheinen Arngrim ebensoviel Berge. Saxo gr. V.f. 50.


Fer cineres, Amarylli, foras, rivoque fluenti

Transque caput iace: ne respexeris.

Virg. Bucol. ecl. VIII, 101.


Stans in aqua, retro tergum aquam proiecit.

Delr. 374


125. Isabellenfarbe. Eigentlich dauerte die Belagerung Ostende's nur acht Monate.

128. Trazegnies. Nach andern sprach die Edelfrau zu dem Weibe: »Wie ist es möglich, daß ihr zwei Kinder von Einem Manne haben könnet?« worüber das Bettelweib erzürnt die Verwünschung ausrief. – Eine ganz verwandte Sage geht auch über den »Ursprung der Welfen«. Vgl. Grimm D.S. Nr. 513, nur gebiert Irmantrud in derselben zwölf Kinder.

129. Die Zwillinge auf dem Helme der Mark grafen von Trazegnies. Eine ähnliche Sage muß am Rheine umgehen. War[681] es nicht der edle Brömser von Rüdesheim, der eine Frau aus dem Orient seiner ersten Frau zufügte?

130. Herr von Falkenberg. Ein Spiel um die Seele kommt auch in Nr. 179 vor.

131. Margarethchen von Limburg. In der pfälzer Urschrift ist der Roman viel weiter geführt, doch sollte alles Fernere nicht späterer Zusatz sein? Das Räuberhaus mit gedecktem Tische kommt gar häufig in den Märchen vor; vgl. u.a. die Grimmsche Sammlung Nr. 27, I, 141; III, 50. Gleich darauf finden wir eine unsern Nummern 245, 246, 247 und 381–386 eng verwandte ächt belgische Sage. Der Schluß erinnert an Hirlanda.

132. Der Freitagmarktkeller zu Werwick. Das Reimchen kehrt mit verändertem ersten Verse wieder in Nr. 214. In Veurne stecken die Kinder den Finger durch das Schlüsselloch der Kirchhofthüre und rufen:


Grip, grap, gru,

Wilt gi mi biten,

Bit mi nu.


Sie ziehen aber schnell zurück, ehe sie die letzten Worte aus dem Munde haben; anders, meinen sie, bisse der Teufel ihnen den Finger ab.

133. Jan von Nivelle. S. die Anm. zu Nr. 265. Eine dritte Version wird mir eben und ich werde sie in den deutschen Sagen mittheilen.

136. Die Mutter des heiligen Ludger. Sobald das Brunnenmädchen in le tre cetre des Pentamerone (Gr. K.-M. III, 367) des irdischen Wassers genossen hat, bleibt es bei dem Königssohne und steigt nicht mehr in den Brunnen zurück. Umgekehrt darf Proserpina nicht zur Erde zurück, weil sie von der Unterwelt Speise genoß.

141. Johannisäpfel. Auf ähnliche Weise stößt der Papst im Tannheuserliede seinen Stab in die Erde:


Der Papst hat einen Stecken weiß,

Der war von dürrem Zweige:

»Wann dieser Stecken Blätter trägt,

Sind dir deine Sünden verziehen.«


Desgleichen that auch Sankt Guido von Anderlecht, als der Engel ihm auf dem Felde erschien. Vgl. auch Gr. D.S. 180. K.-M. III, 254.

143. Der Fuß des heiligen Remaclus zu Spaa. Vgl. Gr. D.S. 180, 184, 227, 235. Baader im Anz. 1838, 41 – 1839, 62 10.

144. Der Fuß des Pferdes des heiligen Capratius. Vgl. Körners Harrassprung; desgl. Nr. 318.

147. Das Kirchfeld zu Poucke. Vgl Mone's Anz. 1834, 308, 45.

148. Der Mönch von Afflighem. Dieselbe Sage knüpft sich bekannterweise noch an viele andere Klöster, u.a. an das von Heisterbach bei Bonn. Eine Bearbeitung der des letztern Ortes von P.W. Mosblech findet sich in L. Lerschs Bonn und seine Umgebung in Bildern und Liedern. Bonn, König. S. 45.

[682] 152. Der wiedergefundene Ring. Vgl. Baader im Anz. 1838, 54. Anm. 2.

154. Sankt Paul zu Gammerage. Folgende Beschwörung dient zur Weihung der Salzkügelchen: Ce fut par un lundi au matin, que le sauveur du monde passa, la sainte vierge après lui, monsieur Saint Jean, son pastoreau, son ami, qui cherche son divin troupeau, qui est entliché de ce malin claviau; de quoi il n'en peut plus a cause des trois pasteurs, qui ont été adorer mon sauveur redempteur Jesus-Christ en Bethléem, et qui ont adoré la voix de l'enfant. Hier spricht man fünf Vaterunser und fünf Ave Maria.

Mon troupeau sera sain et joli, qui est sujet à moi et aux miens.Je prie Madame Sainte Gertrude et Madame Sainte Généviève, qu'elles me puissent servir d'amies dans ce malin claviau ici. Claviau banni de dieu, renié de Jesus-Christ, je te commande de la part du grand dieu, que tu aies a sortir d'ici, et que tu aies a fondre et confondre devant le sel et devant moi, comme fond la rosée devant le soleil. Très glorieuse vierge Marie et très Saint-Esprit! Claviau, sors d'ici, car dieu te le commande aussi vrai, comme Joseph Nicodème d'Arimathie a descendu le precieux corps de mon sauveur et redempteur Jesus-Christ de l'arbre de la croix: de par le père, de par le fils, de par le Saint-Esprit.

Digne troupeau des bêtes a laine, approchez vous d'ici, de Dieu et de moi: Voici la divine offrande de sel, que je te présente aujourd'hui: comme sans le sel rien n'a été fait et par le sel tout a été fait, comme e le crois de par le père, de par le fils, de par le Saint-Esprit.

O sel, je te conjure de par le part du grand dieu vivant, que tu me puisses servir a ce que je pretends, que tu nous puisses preserver et garder nos troupeaux de claviau, rogne, gale, pousse, de pousset, des gobes et de mauvaises eaux. Je te commande, comme Jesus-Christ mon sauveur a commandé dans la nacelle, lorsque ses disciples lui dirent: »Seigneur, reveillez vous, car le mer nous effraye.« Aussitôt le seigneur s'eveilla, commanda à la mer de s'arrêter; aussitôt la mer devint calme. Commandé de par le père, de par le fils, de par le Saint-Esprit. Amen.

Bei Keyssler, Antiquitat. selectae finde ich S. 493 Folgendes: »Impia plane est Venedorum tractus Wustroviensis consecratio, qua pecora fascino oculorum adflicta, wenn ein bös Aug beim Vieh gewest, lustrant sequentibus verbis:


Twee Hogen efft dij beseen,

Dre Hogen scholt dij weer gut seen.


Id appellant, das Vieh böten.«

Ich füge noch drei andere Beschwörungen zu aus Felic. Malleoli tractatus de exorcismis: 1) Ob das sey, daß Maria Magd oder Jungfrau ein Kind Jesum gebahr, so komme diesem Thier das Blatt ab, im Namen des Vatters, des Sohnes u.s.w.


2) Christus ward geborn,

Christus ward verlorn,[683]

Christus ward gefunden,

Der gesegnet diese Wunden.

Im Namen des Vatters u.s.w.


3) Ich beschwere euch Würme bey dem Allmächtigen Gott, daß euch diese Statt oder Hauß als vnmähr seyn, als vnmähr Gott ist der Mann, der ein falsch Vrtheil spricht und ein rechtes kan, Im Namen des Vatters u.s.w.

155. Das heilige Kreuz zu Gammerage. Auf gleiche Weise taucht man jährlich die Reliquien des heiligen Domitian zu Huy in eine daselbst springende Quelle, aus welcher er einen Drachen vertrieben haben soll, der sie vergiftet hatte. Sankt Winnock's (zu Winnocksbergen) Leib oder vielmehr den Reliquienkasten, der ihn umschließt, senkte man alle Jahre in den die Stadt bespülenden Fluß. Grammaye, der uns das berichtet (in seinen Antiquitatibus Flandriae Winomontium 151), sagt dabei, man dürfe hier nicht an Aberglauben denken und fügt eine Legende zu, die im Ganzen wenig Ansehen von Aechtheit hat und auf den ersten Blick als ein Mönchsmärchen erscheint, welches zur Erklärung des Warum eines aus dem Heidenthume herübergenommenen Gebrauches fabricirt wurde. Wer dächte hier nicht an den Wagen der Nerthus, über deren Baden im heiligen See uns Tacitus so willkommene Nachricht gab? Myth. 152 ff.

156. Das ungetaufte Kind. in Belgien herrscht nämlich noch heute der christlich fromme, sehr löbliche und schöne Gebrauch, die ungetauften Kinder, Selbstmörder, ohne Buße gestorbenen Hingerichteten, Protestanten und zuweilen auch Freimaurer an einem wüstliegenden Plätzchen des Friedhofes, oder auch außerhalb desselben, zusammen in die Erde zu scharren. Wie wohl und ruhig muß der gute Katholik hier schlummern! Welch ein schrecklich Loos haben wir deutschen Katholiken dagegen nach unserm Hingang! O Aufklärung! – Vgl. Joa. Moschius in der Pract. spiritualis c. 88 und Evagrus Pontensis 1. 4, c. 35, die eines heiligen Einsiedels Thomas gedenken, der mehre Male seinem Grabe entlief, weil man ihn neben einige unfromme Menschen beerdigt hatte. Auch Anzeiger 1839, 536. Nr. 72.

165. Das Christusbild zu Maestricht. Auf ähnliche Weise wuchs im Kloster der weißen Frauen zu Cöln ein Christusbildchen aus der Wand einer der Zellen. S.J.C. Wolf Heliotropen. S. 3.

167. 168. Maria zur Eichen. Hier Einiges über andere Marienbilder an Eichen.

Zu Houdtbeverle hing vor Menschengedenken ein Liebfrauenbild an einer Eiche. Wichmann 280 – B.M.V. in Scheutveld ad quercum collocata ibid. 322 – U.l.B. am Ochsenwege zu Zoutleeuw »ad quercum ibidem pendula fuit reperta« ibid. 457 – Nostra domina de Kortenbosch quercui erat imposita. Herdegom diva virgo candida p. 234 Nostra domina in quercu Jesu in silva Soniensi. ibid. 244 – Stabat in via Gelam versus annosa quercus et in ea divae Virginis statua. ibid. 261 – u.s.w. In der Nähe der quercus Jesu stand eine quercus diabolica. Weiteres über den Gegenstand werden die Anmerkungen zu den deutschen Sagen bringen.

[684] 169. 170. So erzählt eine chinesische Sage; als der Held Comp eine Flotte zum Kriege gegen einen benachbarten Inselfürsten habe ausführen sollen, wären die Schiffe nicht von der Stelle zu bringen gewesen. Da habe der Held sich umgeschaut, die Ursache des Wunders zu finden, und gesehen, daß die heilige Jungfrau Noem auf dem Vordertheile gesessen. Nachdem er ihr in Ehrfurcht genaht, sie um Rath und Hülfe angefleht, und sie diese zugesagt, seien die Schiffe plötzlich flott geworden. Gonz. Mendoza, Histor. chinensis lib. II. cap. 2

Auch Balders Schiff konnten die Asen nicht von der Stelle bringen, als sie dasselbe ans Land ziehen wollten, um in ihm des allbetrauerten Gottes Leiche zu verbrennen; Hirrokin, die Riesin, vermochte das allein. Snorro, Daemesaga 43.

171. U. l. Fr. von Lebbeke. Von unzähligen andern Kirchen erzählt man ebenfalls, daß die Muttergottes durch einen Seidenfaden derselben Länge und Breite bestimmt habe. – Der geopferte Flachs wird zum Vortheile der Kirche öffentlich versteigert und in kleinen Bündelchen dem Meistbietenden zugeschlagen. Da man das dafür ausgelegte Geld nur als Opfer ansieht, so bieten Begüterte mitunter ganz unmäßige Preise. Dieß Flachsopfer erinnert an Frau Holla, die altgermanische Göttin Holda. S. Grimm D.S. Nr. 5. Mythol. 166.

172. U. l. Fr. von Scherpenheuvel. Aus der Eiche wurde eine zahllose Menge von Muttergottesbildchen geschnitzt, die alle miraculös sind. Justus Lipsius und Erycus Puteanus geben von diesem Liebfrauenbilde ausführliche Nachrichten.

177. Das Sandthor zu Mecheln. Auf ähnliche Weise heißt es im »Bruder Nickel«. (Nr. 55 der D.S. von Grimm): »Das haben nicht alle Teufel, sondern ich mit meinem Bruder Nickel gethan«, der Teufel hatte nämlich einen Kahn aus dem Wasser auf einen Baum geschleppt.

178. Das alte brüsseler Thor zu Mecheln. Vgl. Nr. 205, wo die Riesen den Steinen ihre Finger eindrücken. S. auch Anm. zu 143. 144 und Nr. 460; Anzeiger 1834, 91, 3.

179. Schach dem Teufel. Vgl. 130. Herr von Falkenberg, wo Engel und Teufel um die Seele spielen. Und wer dächte hier nicht an »die Schachspieler« unseres Moritz Retsch!

180. Der Höllenbrunnen zu Dendermonde. Eine andere Sage über denselben s. Nr. 463. Vgl. 576, 580.

181. Eierkuchen am Charfreitag gegessen. Hier ist zu bemerken, daß man in Belgien, wo man, wie ein Landsmann sagt, noch katholischer als in Rom ist, am Charfreitage nicht nur kein Fleisch, wie bei uns in Deutschland, sondern selbst keine Butter, Eier, Milch, Käse noch Fett essen darf. – Vgl. Anzeiger 1838, 475, 57.

182. Teufelsmauer. Vgl. die Nr. 193 der Grimmschen Sammlung. Der Teufel will darin die Donau zumauern, wie hier die Hoegne. S. auch ebend. Nr. 188. 189. Myth. 574.

183. Ameil-a-l'oeil de Lexhy. Die folgende verwandte Sage findet sich bei Caesarius heisterbac. dist. III, c.X. ed. Tissier in biblioth. patrum ordin. Cistercens. p. 55. In der Abtei Prüm (in[685] der Eifel) lebte ein Scholastiker, Namens Johannes, dem hatte ein Weib versprochen, sie werde die Nacht zu ihm kommen. Sie kam jedoch nicht, wohl aber der Teufel in ihrer Gestalt. Am andern Morgen dieselbe Frage, wie in unserer Sage. Er entgegnet, daß er das wohl wisse, indem er sie sehr gut kenne. Sie offenbart sich als der Teufel und der Mönch verwundert sich höchlich darüber und spricht ein schamloses Wort. Vom Ausreißen des Auges wird nicht gesprochen. Vgl. die Sage von Balduin und dem Teufel Nr. 86.

184. Der Teufel pflügt. So pflügt nur Gefiona (in der ersten Dämesaga der Snorroniana) mit den vier Stieren aus Jotunheim.

186. 187. Aehnliche Sagen gehen noch von einigen zwanzig Scheunen in Belgien umher. In der von dem Teufelsdach zu Hamelghem spricht der Teufel: »Willst du deine Scheune wieder aufgebaut haben, ich kann das, aber dann mußt du mir das erste Söhnlein geben, welches deine Frau gebären wird.« Auch ist es hier – dürfen wir der Emancipation (1834, 13. November) trauen – nicht der Teufel eigentlich, der die Scheune zu bauen sich erbietet, sondern ein klein schwarz Männchen und viel tausend andere ganz kleine Männchen – also wohl Kobolde oder Zwerge – arbeiten in der Nacht an dem Gebäude. Das offen gelassene Loch soll der Scheune jedoch nicht im mindesten schaden: es mag regnen und hageln, kein Tröpfchen Regen, kein Körnchen Hagel kann hindurch.

Im Ganzen ist der Gang der Sage durchaus gleich dem der eddischen Erzählung von dem Schmiede, der den Asen eine Stadt zu bauen sich erbietet, dieselbe auch vollendet bis auf die Thore, die er, durch Loke's List der Hülfe seines Pferdes Svadilfare beraubt, nicht vor dem Ablaufe der bestimmten Frist fertig bringen kann. Sn. 36. Man vgl. auch »die Hahnenkräh« in H. Gödsche's schlesischem Sagen-, Märchen- und Legendenschatz, 1. Heft. Grimm D.S. 181. 183. 188. (207). – Verwandt ist auch die Sage vom unvollendeten Kloster: G. Schwab, Wanderungen durch Schwaben. S. 23.

193. Der Teufelsstein bei Namür. Dieselbe Sage haftet auch an dem Steine in Stavoren. Vgl. Nr. 33 und Grimm Nr. 289.

197. Die ungetaufte Glocke. Vgl. Nr. 461 u. ff.

Es gibt noch manche andere ähnliche, die mir jedoch erst nach dem Drucke der vorliegenden Sammlung zukamen.

199. Das Höllenloch zu Cameryk. Auf das flammenumgebene Schloß möchte besonders aufmerksam zu machen sein: Brunhilde's Palast ist auch flammenumwacht.

204. Hünengräber. Eine sehr fleißig ausgearbeitete Abhandlung über dieselben erschien von Westendorp in den Annalen der leydener Gesellschaft. Schade nur, daß der Verfasser sich nicht mehr Mühe um die an den gewaltigen Massen wuchernden Sagen gab. Die beiden unter 205 mitgetheilten sind die einzigen, die sich in dem Werke finden und die Van den Bergh daraus entlehnte. Mag es darum wohl wundern, daß Westendorp zu keinem Resultate kam?

206–211. Vgl. Grimm Nr. 29–45, 147–154.

[686] 208. Kabotermannekens zu Herselt. Auch die Jippenessen sollen ihre alten Leute also lebendig vergraben haben. Vgl. auch Schütze, Holstein. Idiotikon I, 267. Rechtsalterth. 486 ff.

212. Witte Juffers und witte Wijven in Frießland. Vgl. Olaus Magn. hist. III, c. 9, 14.

213. Kludde. (Sprich Klödde.) S. die Anm. zu Nr. 487 ff.

214. Osschaert. Ebenso hängt sich der »Nachtgeist zu Kendenich« (Gr. Nr. 79 und 145) auf der an seinem Sumpfe Vorübergehenden Rücken; auf ähnliche Weise reitet der Meeresalte in der 1001 Nacht auf Sindbad dem Seemanne (Sindbads 5. Reise). Cassian kannte verwandte Geister und läßt uns fauni in ihnen sehen. S. Collat. 7, c. 32, wo es also heißt: »Nonnullos immundorum spiritum (quos etiam fauno vulgus appellat) ita seductores et ioculatores esse manifestum est, ut certa quaedam loca seu vias iugiter obsidentes, nequaquam tormentis eorum, quos praetereuntes potuerint decipere, delectentur, sed de risu tantummodo et illusione contenti fatigare eos potius studeant, quam nocere. Alios esse furori ac truculentiae deditos, est manifestum, ut non sint contenti hominum tantummodo corpora, quos suppleverint, atroci dilaceratione vexare: sed etiam irruere super eminus transeuntes et aflligere illos saevissima caede festinent.« Vgl. auch über das Springen auf den Rücken Mone's Anz. 1834, 145. Nr. 8. – 1838, 222. Nr. 19; 369. Nr. 44. – 1839, 60. Nr. 2.

215. Klackaert mit seinen Ketten zu Cortryk. Hier und in der folgenden Sage bricht der alte Hausgeist und Kobold ziemlich hell durch. Das leckere Schüsselchen ist noch das dem freundlichen Geiste dargebrachte Opfer, aber seine Bedeutung kennt das Volk nicht mehr; ebenso schenkt der Müller dem Zwerge in Nr. 209 ein Butterbrot, setzt man der Königin Habundia Speisen hin in Nr. 231 und dem Flerus in Nr. 216 seine Milch mit Zucker. Vgl. Gr. Nr. 71 und 73. Myth. 291.

216. Flerus. Der Charakter des Geistes stimmt wenig zu dem Wesen der Nixen.

217–223. Vgl. Gr. D.S. 49–79, 304–308. – Unten 507–514. Myth. 284 ff.

218. Der Neckerspoel in Mecheln. In Brüssel ist eine Neckerstraße, in Gent ein Neckersgat. Ob Sagen über diese umgehen, weiß ich nicht.

232. Spukende Thiere. Außer den hier angeführten Thieren erscheint besonders häufig im nördlichen Holland das Pferd oder Füllen ohne Kopf. Wo blieb der Kopf? Sollte man hier nicht an das den Göttern zum Opfer aufgesteckte Roßhaupt erinnern dürfen? Auch in der Alhambra geht ein Pferd ohne Kopf um. S.W. Jrvings Alh. Wanderung durch die Berge.

233. Das erwürgte Kaninchen zu Cortryk. Vgl. Anm. zu 415.

234. Die goldene Ziege auf dem Schlosse Logne. Auf dem Thurmberge bei Durlach spukt eine weiße Jungfrau mit Geißfüßen. Baader im Anz. 1838, 476. 5.

[687] 236. Der alte Bär. Ein verwünschter Bär bewacht den Schatz. Anz. 1834, 259. 23.

239. Die Nonne mit der Sau. Die Sage scheint unvollständig und ist wohl verwandt mit »Maria als Pförtnerin«.

240. Pieters-Rode. Vgl. Gr. 277.

241. La bête de Staneux. Die Cour du coucou (wallonisch für cocu) ist eine Art von Sittengericht. Ich teilte Notiz über dieselbe in der Europa mit.

244. Ins Wasser geworfen. Es geht in Belgien an ders noch folgende Sage über die Luftfahrten der Zauberer rund. Wenn ein Hexenmeister gern von einem Orte zum andern möchte und der Wind das merkt, dann spricht dieser: »Setz' dich nur auf meinen Schwanz.« Ist der Wind hier Drache oder Vogel? Im letztern Falle wäre an den nordischen Aar Sn. 16 zu erinnern. – Vgl. Anzeiger 1834, 312. 56.

245. 246. 247. Verwandt mit dem Hexentanz Nr. 251 und Räderberg Nr. 278 bei Grimm. Eine ganz ähnliche Sage theilt Delrio in den Disquisitionibus magicis II, XXVI, 3. fol. 87 aus Avignon mit. Vgl. die Anm. zu 381 ff.; auch Gr. D.S. 174.

248. Die gefischten Steine. Wie das Weib hier auf der Muschel fährt und sich ins Meer senkt, so fahren niederdeutschem Volksglauben zufolge die Elfen, Zauberer und Hexen auf Eierschalen über Flüsse und Bäche. Vgl. 515. 572.

249–254. Der Mahrensagen gibt es besonders in Belgien eine unendliche Zahl. Man vgl. Nr. 80, 247, 248, 249, 428, 455, 404 der D.S. von Gr. 598 ff. und 609 der Mythol., auch was Olaus Magnus l. 3. c. 18 der Descriptio regn. septentrion. von den lappländischen Zauberern meldet. Mit 250 und Gr. 80, Myth. 612 hängt gleichfalls enge zusammen, was Plinius (7, 52) und Plutarch (in vita Romuli) von Aristäas dem Proconnesier erzählen, der auch, so oft er wollte, leblos dalag und dessen Geist alsdann »cervi effigie« aus seinem Munde schlüpfte. – Eine Hexe zu Brisach wurde gefragt, ob sie blos geistig, oder auch leiblich zu den Tänzen fahre? Sie antwortete: »Auf beide Weisen. Will ich nicht gerade leiblich hinfahren, dann lege ich mich in aller Teufel Namen auf die linke Seite zur Ruhe und es geht ein grünlich weißer Dampf aus meinem Munde; ich sehe dann alles, was in unsern Versammlungen vorgeht.« Sprengers Malleus. P. II, qu. 1. c. 3. ed. Lugd. 1649. I, p. 115. – Vgl. Myth. 609. 612.

Wie wir überhaupt den Glauben an die Elben langsam auf die Hexen übertragen sehen, so finden wir dieß besonders wieder deutlich in der Mahr, in der auch Grimm mit Recht ursprünglich nur »eine den Schlafenden drückende reitende Elbin« sieht. Myth. 262. Es scheint übrigens, daß auch die männlichen Elben dieß Reiten nicht verschmähten, denn in den Sagen finden sie sich eben so häufig, wie die Elbinnen. So sah eine ehrsame Matrone einen schwarzen Kerl sich über einen Schläfer werfen (Heurn. De morb. cap. c. 30), und kennt man in der Mark neben der Mahr den Mahrt. Der schwarze Kerl fällt zusammen mit dem Nachtelfen, der in der Vilkina-Saga[688] als Vater des Högni erscheint, im Heldenbuche als der des Otnit. – Boethius erzählt (Hist. Scoth. 8) von einem Mädchen, zu der jede Nacht ein, wie sie glaubte, schöner Jüngling kam. Nachdem sie von ihm empfangen, offenbarte sie es ihren Aeltern; der Jüngling wurde beschworen und erschien als ein häßlich Ungeheuer. Ebenso beschwur Sankt Bernhard einen schönen Soldaten, der sich dann als Teufel zeigte. (Caesar. heisterb. III, 7.) Einen ganz verwandten Charakter haben die gallischen Dusii. »Quaedam enim foeminae a Dusiis in specie virorum, quorum amore ardebant, concubitum pertulisse inventae sunt.« (Hincmar, De divort. Lothar. p. 654.) Die Aebtissin Madelaine de la croix bekannte, daß sie seit ihrem zwölften Jahre mit dem Satan verkehrt habe, der sie in Gestalt eines Mohren besucht. (Bodini daemonoman. 56.) Eine verwandte spanische Sage findet sich bei Dom Calmet, Dissert. p. 153.

Das leichte elbische Wesen der Mahr wird noch mehr bestätigt durch den Volksglauben, daß, wo die Mahr auf dem Kornhalme ausruhe, schwarzer Raden wachse, wo sie auf den Hopfenstengeln sich niederlasse, der Hopfen schwarz werde. Die Maerentakken entstehen ja auf ähnliche Weise. Sie sind merkwürdig nichts Anderes als Misteln, jene besonders bei den Galliern so heilige Pflanze, aus der die Alchymisten später das Aucupium solis zogen. (De Lobel, Kruydtboek 775.)

Die Mahren und Aehnliches hat Gott am letzten Wochentage erschaffen, aber es war schon Abend und er konnte sie nicht ganz fertig kriegen, sagt Wierus (De praest. daem. col. 34. l. 1 c. 6). »Et hinc est, quod fugiunt sabbathi sanctitatem, quaerentes montes et tenebrarum latibula, in quibus delitescunt usque ad finem sabbathi, et tunc revertentes infestant homines.«

In Belgien hat man folgende Beschwörung gegen die Mahr:


O Maer, gy lelyk dier,

komt toch dezen nacht niet wêer:

alle waters zult gy waeyen,

alle boomen zult gy blaeyen,

alle spieren gerst zult gy tellen,

komt my toch dezen nacht niet kwellen1.


Da alle Hexenautoren und die meisten Theologen die vollständigsten Nachrichten über die Mahren liefern, so können wir uns füglich aller weitern Anmerkungen über sie enthalten.

Grimm hält den In- und Succubus für nicht deutschen Ursprungs. – Mir bekannte Namen der Mahr sind: Alp, Nachtmenlin, Schrotlin (Junius), Nachtweibchen, Nachtmutter, Nachtschrättele (Dasypodius), Trude, Trempe (Keißler, Bolworm (Tuinman, Spr. 305), Mahrt (Kuhn, Märk. Sagen), Nachttoggeli Stalder).

255. Die Pferdemahr. Vgl. Gr. D.S. 80. Mythol. S. 381. »Abigunt eas nymphas (matres deas, mairas) hodie rustici osse capitis equini tectis iniecto; cuiusmodi ossa per has terras in rusticorum villis crebra est animadvertere. Nocte autem ad concubia[689] equitare creduntur et equos fatigare ad longinqua itinera; illud namque datum deabus illis magisque, si rusticorum fabulis credimus, ut manentes loca peregrina adeant in equis manentibus, qui tamen viae labores sudore testantur. Nuper confabulatus mecum villicus aegerrime ferebat, equos suos proxima nocte exagitatos defluente per corpora sudore: causam cum quaererem, respondit iratus, mairam nocturnam equitasse.« Cannegieter, Epist. de ara ad Noviomagum reperta. p. 25. Man sollte fast glauben, C. habe den Saxo grammaticus vor sich gehabt; doch ist daran wohl nicht zu denken. Ich schreibe noch eine Stelle aus Keyßlers Antiquit. selectae septentr. et celticae p. 501 hierhin, die mir nicht minder wichtig scheint: »Druden etiam in Franconia et Helvetia adpellantur sagae, Drütner, incantatores, magi. Figura pentagona, olim ὑγειας, sive salutis signum *; (quod multis superstitionibus commaculant et nocte Stae. Walburgae sacra creta inscribunt stabulorum portis, ne Sagae et Druidae ad armenta et pecora penetrent) adpellatur Drudenfuß, pes Druidum.« Diesem Drudenfuße entspricht genau der niederdeutsche Familienname Marevoet.

Geiler von Kaisersberg kannte die Pferdemahr wohl, aber er glaubte nicht daran. »Die pferde, die etwan in den saiten hond stegreiff, strick und wollen und zeichen und spricht man, die hexen haben es geritten, und ist etwan, als het mans mit wachs betreift. Ich sprich, daß es nüt ist.« Ameise. Bl. 42.

Vgl. 515; Anzeiger 1839, 307. Nr. 43, 2.

256. Wechselbalg. Vgl. Gr. D.S. 81. 82. 87. 88. 89. 90. Anzeiger 1834, 92, 6. Myth. 263.

258. Die wilde Jagd. Oneerbaar dochters en vrouwen, die met priesters misdoen, worden alle 's duivels jachtmerryen. Columbanus Vranckx in dem Troost der zielen in 't vaghevier. S. 58. Eine andere Sage, die diesen Volksglauben noch mehr bestätigt, werde ich in meinen deutschen Sagen mittheilen.

259. Des wilden Jägers Geschenk. In Nr. 48 der Grimmschen Sammlung ist der Antheil am Fange ein Viertel von einem grünen Moosweibchen.

260. Der ewige Jäger zu Wynendael. Vgl. 308. 309 bei Gr., wo noch andere Sagen vom wilden Jäger unter 171. 172. 270. 310. Mythol. 515 ff.

261. Der Feuermann. Vgl. Gr. 283. Myth 513. Mone's Anzeiger 1835, col. 406. Nr. 25. 1838, c. 51, 1. – c. 223, 20. – 1839, c. 186, 40. Olaus Magn. III, c.

262. Irrwische getauft. Vgl. Gr. 276. Myth. 513. Siehe auch Nr. 521.

264. Der Schüler des Aarippa. Eine verwandte Sage erzählt Boistueau in seinem Schadtboeck der historien I, 143 aus Caspar Peucer; sie haftet an Boulogne. Da lebte nämlich einmal ein hochberühmtes Zauberweib, die sich durch Tränklein aller Art ihr[690] Leben auf eine wunderbare Art verlängerte. Endlich aber kam ihr Stündlein doch und sie starb. Ein Zauberer, der wußte, wie viel Geld sie ihr Leben hindurch mit ihren Künsten gewonnen hatte, legte ihr eine Beschwörung unter die Schultern, wodurch ein Geist gezwungen wurde, in den todten Körper zu fahren und denselben zu handhaben, als wäre es ein lebender Leib. So merkte kein Mensch etwas von der Sache und ein jeder glaubte, die Zauberin lebe noch; der andere stand sich aber sehr wohl dabei. Endlich kam einmal ein fremder Zauberer, der viel von den Künsten des Weibes gehört hatte; der sah sie aber nicht sobald, als er sprach: »Ei, ihr Herren, wie könnet ihr doch so verblendet sein; das ist ja ein fauler und stinkender Leichnam.« Als er diese Worte gesprochen, verlor die Beschwörung ihre Kraft und die Leiche sank hin. Vgl. auch Nr. 86.

265. Des Agrippa Tod. Auf den Bildern in Auerbachs Keller ist Faust auch von einem Hunde begleitet. Vgl. Nr. 133 Glycas erzählt auch von Simon dem Magier: »Habuisse canem alligatum cathenae in domus limine, devorantem eos, quotquot ad Simonem iniussi adire conarentur. Canis vero Petrum intrare iussit et humana voce Petrum adesse nunciavit.« (Annal. p. 3.)

266. Doctor Faust. Das Reiten auf der Tonne ist auf einem der eben gedachten Bilder zu sehen. Das flämische Volksbuch verlegt die Geschichte ganz richtig nach Leipzig (S. 120). – Auch zu Cöln soll der Teufel mit Faust durch ein Fenstergitter gefahren sein. – Von dem Dormitorium des Klosters Maulbronn steigt man über mehre Dächer in ein ausgemauert Gemach, wo Dr. Faust gelebt haben und von wo ihn der Teufel geholt haben soll. Man zeigt noch die Blutflecken an der Wand. G. Schwab, Wanderungen durch Schwaben im malerischen und romantischen Deutschland. S. 29. Alpais konnte Lamberti Blut auch nicht wegwaschen. Nr. 64. In dem Saale der Abencerragen in der Alhambra zeigt man ein weißes Marmorbecken, dessen Boden blutrothe Flecken trägt, die nichts auszutilgen vermag. In dieß Becken sind die Köpfe der braven Abencerragen gefallen und die Flecken, das ist ihr Blut. Washington Irving, Märchen der Alhambra. Das Jnnere der Alh. – Als der heilige Clemens in Rom und Pisa zugleich die Messe las, hinterließ er in der Kathedrale der letztern Stadt drei Blutstropfen auf einem Marmorsteine, die zu einem Wahrzeichen noch heute zu sehen sind und nicht ausgelöscht werden können. Surius in vita. Vgl. auch Anzeiger 1839, 62, 8 – 1838, 226, 27. – Das Zusammenlesen des ausgestreuten Mehles findet manch Gegenstück in den Märchen.

267. Das Bild des Erasmus von Rotterdam. Eine ähnliche Sage haftet an der bamberger Wage (Gr. Nr. 294) und an dem »Kreuze in der Capitolskirche zu Köln«. S. Simrocks Rheinsagen, wo eine schöne Bearbeitung der Sage von Kreuser sich findet.

268. Die Lilie. Verwandt mit 93 bei Gr. Auch die bekannte Erzählung des Apulejus von Sokrates abgeschnittenem und vermittelst eines Schwammes wieder aufgesetztem Haupte möchte anzuführen sein. Eine ähnliche Sage geht von Faust um. Ndd. Volksb. S. 136. – Vgl. Myth. 477 ff.

[691] 270. Die beiden Zauberer. Ein ähnliches Hörnerwachsenlassen wird dem Faust (Ndd. Volksb. S. 147) und dem mit Faust engst verwandten böhmischen Zyto (Dubrarius 2) zugeschrieben. – Unsere Sage ist an mehren Orten in Belgien bekannt; ich hörte sie unter andern in Meulenbeeke, Soignee, Berchem und Ninove, und empfing sie schriftlich aus Zele.

271–273. Verwandte Sagen bei Gr. 114. 115. 116. 117 – Mone's Anz. 1835, coll. 311, Nr. 23. Hier noch eine andere Art zur Beschwörung des künftigen Geliebten, die ich eben mitgetheilt erhalte. Das Mädchen stellt sich vorm Schlafengehen mit dem Rücken gegen das Bett, bindet das Strumpfband vom linken Beine los und faltet es dreimal unter Hersagung des folgenden Sprüchleins:


Ik vouwe myn kousenband in dryen,

Jesuken von Maryen.

Wilt my dezen nacht bevryen,

Dat ik bem mag horen en zien,

Waer dat ik geheel myn levenlang mêe moet leven en sin.


Dann steigt sie mit dem linken Bein aufs Bett, zieht das rechte nach, legt das gefaltene Strumpfband unter das Kopfkissen und sich mit dem Kopfe darauf. In der Nacht sieht sie den Geliebten im Traume. Vgl. Nr. 412.

Verschiedene niederdeutsche Sagen von der Andreasnacht kamen mir zu spät zu; ich werde dieselben in meinen deutschen Sagen mittheilen.

275. Durchschlüpfen. Vgl. Myth. 597.

276. 277. Diebshand – Diebsfuß – Diebsfinger. Eine eng verwandte spanische Sage werde ich an anderm Orte mittheilen. Mehres hierher Gehörige findet sich bei Remigius l. II, c. 3 und 4. Man vergl. auch Caesar. heisterbac. dialogi miraculorum. l. 6. cap. 10. – K.-M. III, 318 – Myth. 606.

278. Der schützende Stein –

279. Zauberdegen. Vgl. Gr. 254. 255.

In S. de Vries' Satan in sijn weesen, aart, bedryf en guychelspel. Utrecht 1692. l, S. 492 findet sich Folgendes: Man suche eine Hirnschale eines Gehangenen oder Geräderten, worauf bereits Moos muß gewachsen sein, und sobald man eine findet, merke man sich die Stelle, wo sie liegt, und gehe stillschweigend wieder weg. Andern Tags richte man den Schädel also zu, daß man das Moos davon abnehmen kann, thue das aber noch nicht; dieß muß nämlich geschehen auf einen Freitag vor Sonnenaufgang und spreche man diese Worte dabei:

»Ich N.N. bitte heute zu dieser Frist + dich meinen Herren Jesum Christ + der reinen Magd Mariä Sohn + du wollest mir beystehen auff diesem Plahn + und mir helffen binden aller meiner Feinde Hand + und wollest mir helffen zu reissen + ihr Stachel und all ihr Eysen + Jesu Mariä Sohn + Hilf mir von diesem Plahn + im Namen des Vaters« u.s.w.

Dieß Moos binde man in ein Tüchel und lasse es sich ins Wamms nähen und zwar unter den linken Arm, aber so, daß man selbst nicht[692] genau wisse, wo es sitzt, dann kann man durch kein Messer, noch Degen, noch Kugel verwundet werden. Diese Kunst wird die passauische Kunst geheißen. In »Verhandeling der tooversiekten. Geschil van de schoot- en steeckvrye. Geschil van de Wapensalve. Paracelsi vrye Konst«; welches Jonctys aus Sennertus übersetzte (Dordrecht 1638) findet sich nebst vielem andern auch Folgendes: Der Mensch ist unverletzbar, wenn er eine bleierne Kugel ein wenig im Munde kaut; wenn die Spitze des Degens im Feuer geglüht und mit Raute bestrichen, oder wenn das Schwert in die Erde oder in Brot gesteckt wurde. – Gegen silberne Kugeln vermag kein Umhängsel zu schützen.

Findet sich Jemand verwundet und ist die Wunde gefährlich, dann gehe er Abends zu einem Hühnernest und mache alle Eier darin schwarz. Am andern Morgen gehe er wieder hin, und er wird eins finden, welches wieder weiß ist. Das esse er, und er wird zur Stunde genesen. (De Vries o.c. 1. 493.)

Das Nothhemd (D.S. 254) heißt bei Delrio Höllencamisol.

280. Liebespulver. 281. Liebeszauber. Ich nahm diese Aberglauben nur auf, weil sie noch heute hier und da in Belgien gefunden werden und sich eine Menge von Erzählungen auf sie gründen.


Limus ut hic durescit et haec ut cera liquescit

Uno eodemque igne, sic nostro Daphnis amore;


singt Virgil Bucol. ecl. VIII, v. 80 u. 81; und Ovid:


Devrovet absentes simulacraque cerea fingit

Et miserum tenues in iecur urget acus.


Freilich ist hier an keinen Liebeszauber zu denken, doch liegt dieselbe Idee zum Grunde, wie in der angeführten Stelle Virgils und unserer Sage. – Vgl. auch Nr. 294.

282. Wettermachen. Vgl. 551, Gr. 250, Mythol. 615. Seneca schon kannte das Opfer eines Huhnes, um Wetter zu machen. »Illud incredibile Cleones fuisse publice propositos, χαλαζοϕύλαϰας speculatores foturae grandinis. Hi cum signum dedissent, adesse iam grandinem, quid expectas, ut homines ad penulas discurrerent, aut ad storeas? Immo pro se quisque alius agnum immolabat, alius pullum; protinus illae nubes alio declinabant, cum aliquid gustas sent sanguinis. Hoc rides? Accipe quod rideas magis: Si quis nec agnum pullumve habebat, quod sine damno fieri poterat, manus sibi adferebat et, ne tu avidas aut crudeles existimes nubeis: digitum suum bene acuto graphio pungebat et hoc sanguine litabat ...... Rudis adhuc antiquitas credebat, et attrahi imbres cantibus et repelli.« (Natural quaest. 4, 7.) Vgl. auch, was Olaus Magnus von den Lappen und Finnen erzählt, die Stricke mit drei Knoten verkauften: beim Lösen des ersten erhob sich sanfter, des zweiten stärkerer Wind, bei Lösung des dritten aber fürchterlicher Sturm. (Hist. de gent. septentr. III, 16. Verwandt mit unserer Sage ist, was C. Stitillius aus den Epist. peruanis a. 1590. 1591 auszieht, wo von den Indiern gemeldet wird, daß sie den Schweiß eines Greises mit Gänseblut und dem Safte einer gewissen Wurzel vermischt in die Luft werfen, um Regen zu bekommen. – Das Concillium[693] braccarense verbot den Glauben an das Wettermachen: »Anathema ei, qui credit, aliquas immundas creaturas et tonitrua, et fulgura et tempestates et siccitates propria auctoritate facere.« – Wurden Virgils, des Zauberers, Gebeine der freien Luft ausgesetzt, dann erhob sich (in Neapel) Sturm und Wetter. (Arnoldi chron. slavic. IV, c. 19. ed. Rein. p. 162.) – Um Regen zu bekommen, wirft man an vielen Orten Heiligenbilder (besonders die des heiligen Martin und Urban) ins Wasser. Ein Gleiches geschah mit einem Marienbilde zu Constantinopel (Vincent. spec. histor. l. 23, c. 147); ein darauf folgender Sturm zerstreute eine Flotte der Türken. Aehnlich lästerte die Besatzung von Marco ei Christusbild, als Ferdinand von Neapel die Stadt belagerte und es ihr an Wasser mangelte. (Pontani bellum neapolit. 5.). Vgl. auch Nr. 35 Dicit enim Albertus, de proprietatibus rerum, quod salvia putrefacta, variis modis, ut ibidem ponit, si proiecta fuerit in fontem, mirabiles concitabit in aëre tempestates. (Sprengeri malleus malef. qu. II. ed. lugd. malleorum p. 9 c. 2.) Von einem Bronn, der, gewappnet angefallen, Donner und Regen sendet, meldet van Velthem in seinem Spiegel hostoriaal Boek III. c. 22. An den Mummel-, Wild- und Pilatus-See müssen wir wohl nicht erinnern. – »Stans in aqua, retro tergum aquam proiecit ... ante exortam mox grandinem visus est, lapidem ferire bacillo.« (Binsfeld, Indic. 8.)

Dieß erinnert an eine andere Weise des Wettermachens, nämlich durch Umrühren oder Schlagen von Wasser in einer Grube. Vgl. darüber Remigius, Daemonolatr. I, 25 u. 29. Adde Grilland. II, 6. – Petr. Matth. decretal. tit. de malef. et incant. 7. – Petr. Gregor. Synt. iuris univ. l. 34. c. 11 u. 13. – Joa. ab Anan. de sortilegiis. c. 1. – Die Bulle Innocens VIII. vom 5. Oct. 1484 in der ersten Ausgabe des Sprengerschen Malleus. – Nideri formicarium de malefic. decept. c. IV. – Remig. III, 11 u. 12. Capit. aquisgran. Carol. M.a. 789. c. 63. – II a. 805. c. 25. – Leges Wisigothor. l. 6. t. 2. 3. – Addit. II ad capit. Ludov. t. 18. – Saxo grammat. l. I, p. 17. V, p. 71. IX, p. 173. – Auch Pompon. Mela III, 6. Propert. l. IV, eleg. 5. u.s.w.

284. Zaubersalbe. »Ingrediebamur noctu domos inimicorum et amicorum, etiam quandoque reserebantur nobis ianuae, dormientibusque parentibus arripiebamus infantes, quos cum ad ignem posuissemus, forabamus acu sub unguiculis et admovebamus labra, suctuque tantum sanguinis, quantum repleretur, extrahebamus. Hausti sanguinis pars deglutiebatur, pars adservabatur in pyxide ad conficiendum unguentum, quo nates abluantur, priusquam deferebamur ad ludum ..... Sopiuntur pueri ita, ut non sentiunt.« Joa. Fr. Pici Mirand. Strix. p. 117. Aehnliches meldet Barth de Spina in seiner Quaestio de strigibus. c. 2, nur fahren die Hexen in Katzengestalt in die Schlafkammern. Vgl. auch Sprengers Malleus II. 1. 13. – Gr. D.S. 250. – Oben Nr. 256. – Myth. 604. ff.

286. Milch gestohlen. Vgl. Gr. Myth. 617. Dieselbe Sage fand Droncke in einer Handschrift aus dem Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrh und theilte sie in Mone's Anzeiger 1836, c. 452 mit.[694] Vgl. Add II, (tit. 18) ad capit. Ludov. Lindenbrog. P. 1145. – Beschwörungen gegen das Milchstehlen stehen Anz. 1834, 278. 5. Myth.Beschw. 36.

287. Milch geschlagen. Die diebische Hexe zu entdecken, dient das Folgende: Man legt an einem Sonn- oder Feiertage der Kuh, welcher die Milch abgezaubert wird, die Hose eines verheiratheten Mannes auf den Kopf oder auf den Rücken und treibt das Thier aus dem Stalle und auf die Straße; es wird gerade auf die Wohnung der Hexe zugehen, mit den Hörnern wider ihre Thüre stoßen und so lange schreien und toben, bis sie es durch andere Teufeulskünste zur Ruhe bringt. Sprengers Malleus II, 2. Vgl. Myth. 605.

289. u. 290. Frau fällt vom Baume. Frau fällt aus den Wolken. Vgl. Mone's Anzeiger 1835, col. 309, Nr. 19. – Remig. daemonolatr. III, 11 und 12.

292. Zauberweib ertappt. Verwandt mit 242. 243. – Vgl. 398. Wenn die Mädchen in Belgien ein Krötchen sehen, dann heißt es: »Nehmt euch in Acht, das ist eine junge Zauberin.«

293. Entzauberung. Vgl. 119 und 120 der Grimmschen Sammlung; und unten Nr. 404.

294. Zauberei gehoben. Vgl. Nr. 409 und die Anm. zu Nr. 281. Eine andere Art des Bleigießens zum selben Zwecke kennt Sprengers Malleus II, 2. Vgl. Paracels. de hyperph. morb. 5. Auch Operum omn. t. I, p. 24. II, p. 493. Gr. Myth. 618.

Vor Zauberei schützt auch, Brennnesseln oder Fünffingerkraut bei sich tragen (Dodonäi Herbarius 221); auch das folgende Mittel: »Man nehme eine der größten Haselnüsse, in die ein Wurm gekommen, so daß man das Loch deutlich sehen kann. Nehme mit einer Nadel alles heraus, stopfe den Spiegel einer Pfauenfeder hinein, lasse noch so viel Quecksilber hineinlaufen, bis die Nuß voll ist. Stopfe dann das Loch mit Jungfernwachs zu, drehe die Nuß in ein Stücklein rothen Carmosintafft; hänge sie an den Hals.« (J. Staricii Heldenschatz. S. 479.)

295–299. Vgl. Gr. 159. 212; auch 9. 10. 123 u.a.m. Myth. 543. In Spanien geht eine Menge von Sagen über Schätze um, welche in den alten Schlössern durch die Mauren versteckt worden. Wash. Irving, Märchen der Alhambra. Cap. 1. – »Ex his daemonibus (sc. Subterraneis) quidam incubones sunt tlesaurorum« sagt Tritsem in seinem Liber quaestionum ad Maximilianum Caesarem, »quos avaritia mortalium in terra abscondit, et ne rursus perveniant in unus hominum, eos subducunt, furantur et custodiunt et quandoque de loco in locum transportant.« Vgl. 295. Eine verwandte persische Sage steht in der Chronographia Theophan a. 408 und in den Annal. Glycae p. 4. Ich werde sie anderswo mittheilen; eine Schatzsage von Maltha findet sich in Dom Calmet's Dissertations sur les apparitions. p. 141 u. ff. Süddeutsche in Mone's Anz. 1838, 472, 51 – 1839, 185, 39 – 1834, 90, 2.

300. Glücklicher Fund. Vgl. Anz. 1838, 221, 17 – 1839, 176, 21.

[695] 302. Das Wappen von Westzaanden und Crommenye. Auf ganz gleiche Weise tödtete Bürgermeister Gryn von Cöln den Löwen, zu dem ihn zwei Pfaffen in eine Kammer stießen. Er ließ die Treuvergessenen dafür unter einem nahen Thore aufhängen und dieß bekam davon den Namen des Pfaffenthores. Adelheid von Stolterfoth behandelte diese Sage in einem schönen Gedichte. Sie findet sich außerdem auch in Weidens »Cölns Vorzeit« und in einer andern poetischen Behandlung in einem Feuilleton der Cölner Zeitung. Der nordische Freye steckt seine Hand zum Pfande in des Fenris Rachen. Snorro 23. 29.

306. Das Veen bei Zout-Leeuw. An die alte Sage von Philemon und Baucis braucht man wohl nicht erst zu erinnern; eben so wenig an die biblische Erzählung von Sodom und Gomorrha. Vgl. auch Gr. 45. der einkehrende Zwerg, dann 111, 112, 131. Eine versunkene Stadt, an deren Stelle ein See trat, kennt auch die Geschichte des jungen Königes der schwarzen Inseln in der 1001 Nacht. 25. Nacht. – Vgl. Mone's Anz 1834, 534, 69.

309. Tempelgang. Der größte Theil der älteren Kirchen in Niederdeutschland ist der heiligen Walburga geweiht und fast jedes Mal heißt es, daß die Kirche auf der Stelle eines ehemaligen heidnischen Tempels stehe. In der Walburgakirche zu Veurne zeigt man, wie der gelehrte Abt van de Pütte noch neulich zu einer Abhandlung H. van de Velde's in den Annalen der alterthumsforschenden Gesellschaft von Brügge anmerkte, noch heutigen Tages die Stelle, wo die Heiden ihre Menschenopfer dem Gotte dargebracht hätten. – Vgl. Grammaye, Antverpia. p. 13. Goropii Atuatica pp. 101 u. 102, u.a.m. Grammaye spricht selbst von einer alten Göttin Walburg; ob wir ihm inzwischen darin Zutrauen schenken dürfen, bezweifle ich sehr Die Riesin in Nr. 28 heißt Walberech.

313. Vor Gottes Gericht berufen. Vgl. Gr. 334. Hieronymus Drexelius theilt noch an zwanzig ähnliche Sagen in seinem Tribunal Christi mit, unter denen auch die von den letzten Templern. – Vgl. auch 1001 Nacht. Par. Ausg. 1842. II, 423.

314. Teufel fährt in des Todten Leib. Eine ganz verwandte Sage geht um von dem edlen Ritter ohne Furcht. – Vgl. Nr. 86.

317. Todte finden den Weg wieder. Verschiedene Sagen, deren ich jedoch nicht recht habhaft werden konnte, gründen sich auf diesen Volksglauben. Warum man gerade an den Kreuzwegen ein Vaterunser betet, ist wohl erklärbar: da halten die Hexen ihre Zusammenkunft, da ist der Ort, wo man den Teufel beschwören muß. Das Gebet aber scheucht allen bösen Spuk und – sagt das Volk – wird besonders auch gegen den Alf verrichtet (vgl. Nr. 484), der die Leute so gerne irre führt. Da wir eben am Begraben stehen, will ich noch einer nicht unwichtigen Sitte gedenken die ebenfalls um Cortryk herum bis heute noch üblich ist. Stirbt ein Ehemann, dann muß sich die Frau bei dem Zuge zum Friedhofe rittlings oder vorne an das Fußende auf den Sarg des Mannes setzen; die vier nächsten Verwandten sitzen auf den Ecken des Wagens, der die Leiche führt,[696] und für sie sind auch vier Plätze neben dem Grabe freigelassen, wo sie bleiben müssen bis der Sarg eingesenkt ist. An andern Orten sitzt die Frau neben dem Sarge und hält eine Laterne in der Hand.

318. Der Todten Dank. Vgl. Gr 327. Andere verwandte Sagen finden sich in des Abtes Columbanus Vranckx »Van den troost der zielen in 't vaghevier«, S. 139 u. 141; im »Dobbelen Zielentroost«, S. 58; eine spanische in Van den Bossche's »Catholyken Pedagoge«, S. 103, u.s.w. Ich meine mich einer Sage zu erinnern, in der ein wunderbares Horn vorkommt, dessen Schall die Riesen aus den Hünengräbern ruft.

320. Die Todtenlade. Vgl. 272.

326. Der todten Wöchnerin Sorge. Aehnliches meldet ein dänischer Volksglaube. J.B. Rousseau schrieb ein hübsches Gedicht, in welchem er denselben zu einer Sage umwandelte. Vgl. Anz. 1838, 473, 52.

327. Der armen Seele Freude. Scheint mir fromme Umbildung einer mit 107 der Grimmschen Sammlung verwandten Sage.

336. Kappen an Sonnenstrahlen aufgehangen. Aehnliches wird auch von St. Goar erzählt.

337. Gerettete Unschuld. Der Eingang erinnert sehr an das Abenteuer vom Hasen (in dem Reinhart), der, krank sich auf der Henne Grab legend, im Schlafe Genesung erwarb und gesund aufstand. Ich halte die Sage für um so bedeutsamer, als sie sich gerade auf flämischem Grund und Boden, und somit im Vaterlande unserer Reinhartssage findet. Verwandtes berichtet uns Lodew. van Velthem im Spiegel historiaal IV, c. 57.

338. Die drei Schwestern. Es ist sonderbar, daß hier eben so wenig wie in Nr. 300 die Namen der Heiligen bekannt und genannt werden. – Eine Kirche der drei Marien fand sich vordem bei Lüttich; Dreibrunn (Troisfontaines) heißt ein sehr besuchter Wallfahrtsort in Belgien. Dieß alles und mehr noch der erbettelte Faden Garn läßt mich in den drei Schwestern, drei Jungfrauen und drei Marien nur die alten Nornen am Urdharbrunnen schauen; diese Ansicht kann nur gewinnen durch die vorhersagende Kraft der drei Brunnen.

339. Porallée. Vgl. Nr. 81 und Grimms Rechtsalterthümer 86–92. Aehnliche andere Sagen werde ich in den deutschen Sagen mittheilen.

341. Muttergottesbild blutet. Ueber das Aufhängen zwischen zwei Hunde vergl. Gr. Rechtsalterth. 685.

344. Maria als Pförtnerin. Ist auch in mehren alten Erbauungsbüchern aus Löwen gedruckt. Man findet die Sage übrigens an vielen andern Orten wieder. Cäsarius theilt sie gleichfalls in seinen Dialogis miraculorum distinct. VII, c. 33 mit; Tissier, der Herausgeber der Bibliotheca patrum ord. Cisterc. fand sie inzwischen der Art, daß er sie nur in gedrängtem Auszuge meinte drucken lassen zu dürfen.

345. Marienbild geht Prozession. Ein Marienbild von Dendermonde ging in einer Nacht aus dieser Stadt bis nach Luxemburg,[697] wurde auch am andern Morgen bestaubt und beschmutzt in der Kirche wiedergefunden.

347. Robert-Mont. Vgl. der Markgräfin Schleier. Gr. D.S. Nr. 498.

348. Der Bauern Kirchbau. Ein Huhn zeigt den Kirchplatz Anz. 1834, 148, 13.

350. Mattheken. Einigermaßen verwandt mit »Das Kreuzchen im Kloster der weißen Frauen zu Cöln« aus den Heliotropen von J.C. Wolf, mitgetheilt in Rousseau's Muttergottes-Rosen. Diesem Bilde wuchsen alle sieben Jahre die Bart- und Haupthaare (vgl. 353) und ehedem holten die Ungarn sich diese in feierlicher Prozession von Cöln ab. Seit der französischen Revolution haben die Haare übrigens aufgehört zu wachsen, wenigstens hat man sie, wie manch Jahrsiebent auch seitdem verflossen, nicht mehr weggeschnitten. – Wachsen dem Alraun auch die Haare? Der Pflege, die er erheischt, nach zu schließen, sollte man es wohl glauben.

Eine Uebersetzung des van Duyse'schen Gedichtes theilte Ed. Duller im vorigen Jahre in der Europa mit.

Eine ganz ähnliche Sage theilt Cäsarius mit von dem heiligen Thomas von Cantorberg. Distinct. miracul. VII, 4.

351. Der braune Christus in Löwen findet sich in ähnlicher Gestalt und mit ganz gleicher Legende im Neu-Münster zu Würzburg. S. Baader im Anzeiger 1839, 61, 6.

357. Sankt Bertulph. J. de Saint-Genois gab noch die folgenden interessanten Nachrichten über Bertulphs Klopfen in dem Kunst- en Letter-Blad. 1841. S. 47. »Wann eine politische Gefahr über dem Haupte der Stadt schwebte«, heißt es da unter andern, »wann ein Feind einen Anfall auf das Land unternahm oder irgend ein Verrath im Spiele war, dann gab der wachsame Heilige dieses alsbald kund durch drei harte Schläge gegen den Kasten, in dem seine Gebeine ruhten. Sobald die Mönche von St. Peter das hörten, zogen sie ihre weißen Kirchengewänder an, nahmen das Kreuz auf, stiegen in Prozession den Blandinsberg nieder und gingen durch das Wallthor zu dem Stadthause, wo sie dem Magistrate die Warnung des Heiligen meldeten und ihn ermahnten, nun seine Pflicht zu thun zur Abwendung der drohenden Gefahr. War dieß geschehen, dann kehrten sie wieder in ihr Kloster zurück und trugen den Reliquienkasten Bertulfi von seiner gewöhnlichen Stelle in die Mitte der Kirche, wo er der öffentlichen Verehrung ausgestellt blieb, bis die Gefahr vorüber war.«

358. Ritter Riddert. Stand auch, von Serrure mitgetheilt, im Kunst- en Letter-Blad.

359. Sankt Gertruden-Minne. Professor Visscher in Utrecht theilte eine hübsche Abhandlung über das Minnetrinken mit in dem »Historisch-tydschrift«, 2. Jahrg. S. 9, wo er unter andern aufmerksam macht auf die folgenden Verse von Lafontaine, die uns St. Julian als Patron der Reisenden bei den Franzosen herausstellen:


Bien vous dirai, qu'en allant par chemin

J'ai certains mots, que je dis au matin[698]

Dessous le nom d'oraisons ou d'antienne

De Saint Julien, afin qu'il ne m'avienne

De mal giter; et j'ai même éprouvé

Qu'en y manquant cela m'est arrivé.


Olaus Magnus zieht die folgende Notiz aus Mechovita: »Meminit praeterea historicus antedictus (Mechov.) in confinibus Lituanornm ac Moscovitarum statuam esse publico itineri impositam, quae patria lingua Zlotababa dicitur i.e. aurea vetula: quam singuli viatores certis munusculis placant, etiam si pili valorem non excedant; alioquin suscepti itineris nullam habituri securitatem.« (Historia de gent. sept. epit. Plantin. 1558. Bl. 30 verso.) An Jacob Grimms köstliche Untersuchung über das Minnetrinken in der deutschen Mythologie brauche ich wohl nicht erst zu erinnern. Weniger bekannt – wenigstens in Deutschland – möchte Bilderdyks liebenswürdige Behauptung sein, daß man nämlich, seitdem Graf Floris von Holland seinem Verräther Gysbrecht Sankt Gertrudenminne zugetrunken, aus Abscheu vor dem Andenken an des Letztern Schandthat nicht mehr Sankt Gertrudenminne, sondern Sankt Jansminne trinke. (Geschieden. van het vaderland. II, 250.) Le Francqh van Berkhey's »Oud hollandsch vriendschap« zufolge, hatte Sankt Gertruden Minneglas die Form eines Schiffchens. (S. 162.)

Janus Douza giebt folgende Memoriae Sanctae Gertrudis propinandi formula:


Esse scyphum hunc comitemque scyphi Gertrudis amorem,

Propino, (et prosit) voce manuque tibi.


361. Bonifacii Mörder. So haben die Mörder Sankt Lamberts sechs Finger an einer Hand; Nr. 64. Vgl. auch Nr. 369.

362. 363. Vgl. Gr. 240. Serrure theilt eine ähnliche Sage aus Steinockerzeele in Brabant mit (Kunst- en Letter-Blad. 1840. S. 75). Unsere Sage findet sich auch in De Griecks »Lachende waersegger« S. 113.

364. Korn im Ueberfluß. Eine verwandte schwäbische Sage findet sich in P. Bizari epitome f. 281. Ich werde sie anderswo mittheilen.

365. Wie man in Flandern zu singen weiß. Wann Volker, der Spielmann, die Geige strich, dann erbebte das ganze Haus (Nib. V, 7373); Günthers Harfenspiel bricht die Balken. – Vgl. das Sprichwort: Er lügt schwerer, als ein Pferd ziehen kann.

366. Feuer gehorcht. Auf ähnliche Weise verjagt Remigius die Feuersbrunst. Gr. Nr. 423. Feuersegen Myth. Beschw. XXIV, XXV, XXVb, XLI, Anz. 1834, 284. Nr. 23–25. Vgl. auch Myth. 340.

367. Die heilige Geistkammer in Brügge. Von Serrure mitgetheilt in dem Kunst- en Letter-Blad. 1840. S. 43. Siehe auch die Annalen der Brügger Gesellschaft V, S. 50.

372. Des Hirten Uhr. Häufig erzählte mir meine Mutter eine ähnliche Sage von der künstlichen Uhr mit dem schönen Glockenspiel auf Sankt Annen-Thurm zu Düren. Irre ich nicht, so haftet eine gleiche an der Uhr des Straßburger Münsters. Gustav Schwab[699] theilt eine andere verwandte mit von dem kunstreichen Hochaltar des Klosters Blaubeuern. Wanderungen durch Schwaben S. 90.

375–378. Manneken-Pis in Brüssel. Eine der sonderbarsten und darum wohl auch meist gekannten Statuen von Europa. Bei dem brüsseler Bürger ist sie in ungemeiner Verehrung; an Festtagen schmücken Blumen und Kränze die Nische, in welcher »der älteste Bürger von Brüssel« steht. Sie hatte wunderliche Schicksale. Ehedem war es ein steinernes Bild; von diesem weiß man, daß es um 1584 gestohlen und noch Antwerpen gebracht wurde, wo man es auf dem grünen Platze gegenüber dem Quintin-Metsis-Brunnen aufstellen wollte. Eine Truppe vorbeiziehender Brüsseler erkannte das Männchen jedoch und führte es wieder mit sich zurück. Um 1648 machte das Steinbild der jetzigen Bronzestatue Platz, die von dem berühmten Du-Quesnoy gegossen wurde. Bei der Gelegenheit bekam das Manneken ein neues Kleid nach damaliger Mode und den bereits erwähnten Ehrentitel des ältesten brüsseler Bürgers. Als Herzog Maximilian 1698 den Schützenvogel zu Brüssel herunterschoß, schenkte er ihm eine andere Kleidung und das Ritterband seiner Orden. Peter der Große besuchte es auch; er sprach: »Das Manneken-Pis besucht niemanden, da werde ich es also wohl besuchen müssen.« Die Engländer nahmen es 1746 in einem Brotwagen mit; in Geraerdsbergen fand man es inzwischen und verbarg es, bis der Brotwagen weg war, stellte es alsdann auf den Markt. Die Brüsseler holten es inzwischen bald in Prozession ab und die Geraerdsberger erhielten die Erlaubniß, sich das Bild abzugießen; die Copie steht noch daselbst auf dem Markte. Gleich nachher stahlen es zwei englische Soldaten, brachten es jedoch nur bis eine halbe Stunde von Brüssel: da wurde es ihnen zu schwer und sie ließen es an einer Herberge stehen; diese führt noch zum Andenken das Männchen auf dem Schilde. Ebenfalls wurde es um 1747 durch zwei Garde-Grenadiere Ludwigs XV. gestohlen und bis an die Kirche Unserer lieben Frauen vom Beistand geschleppt. Ludwig XV. wollte diese Schmach wieder vergüten und schenkte dem Männchen eine prächtige Uniform nebst dem Ordenskreuze des heiligen Ludwig. Napoleon begrüßte es nur mit spöttischem Lächeln. 1820 wurde es zum letzten Male gestohlen, doch gleich nachher auf dem Stadtwalle wiedergefunden. 1831 bekam es die Uniform der brüsseler Bürgergarde.

379. Der lange Wapper zu Antwerpen. Ein ächter Koboldcharakter. Gleich gewandt in der Kunst, sich riesengroß und zwergklein zu machen, war auch Hagberta, des Riesen Vagnost Tochter: »Insolito suae granditatis adspectu, nunc contractioris, nunc exilis, nunc defluentis substantiae modo corrugata, modo explicati corporis situm arbitraria mutatione transformare solebat, atque nunc proceritate coelis invecta, nunc in hominem angustioris habitus composita, coelum deponere, terram suspendere .... posse credebatur.« (Olaus Magnus, Ep. Plant fol. 37 verso.) Verwandte Geister nennt Sprenger Grollen (Trollen?) und Schretel. (Malleus II, 1,3.)

380. Das Malagyspferdchen. (S. 458.) In dem Volksromane von Malagis kommt meines Wissens ein Pferdchen der Art nicht vor, wohl aber in dem von Valentin und Orson, wo der zauberkundige[700] Zwerg Pacolet ein ganz gleiches besitzt. (Franz. Ausg. Lille. c. 24, 28, 29, 30 und 51.) Der Zauberer in 270 reitet auch auf einem Holzpferde durch die Luft. Malagyspferdchen ist hier denn wohl nichts Anderes als Zauberpferdchen.

381–384. Vgl. 245–247. Gr. 251. Gleich den Sagen von der Teufelsscheune sind diese auch durch ganz Belgien und den größten Theil von Holland verbreitet. Fast in jedem Dorfe hört man sie.

Der Ort, wo die Tänze statthaben, ist entweder ein Berg (380, der deutsche Brocken, die nordische Jungfrau. Olaus M., Fp. Plant. Fol. 24), in der Nähe eines Baumes (Nr. 382. 419. Gr. 251), ein Wald (189. 383), ein Marktplatz, in dessen Mitte gewöhnlich ein Baum zu finden ist (246. 247), ein Keller (244), oder wie bei Wilhelm von Neuburg in einer englischen Sage ein Grabhügel (Rer. angl. 1. I, c. 38), immer eine in dem deutschen Heidenthume heilige Stelle. Häusig steht auf dem Berge oder in dem Walde ein prächtiges, schimmerndes Schloß; in einem gleichen fand sich die »Wohnstatt, die dem Könige Radbod bereitet war« (Nr. 17), die eben so schnell auf des Diakons Beschwörung verschwand, als hier das Schloß. Radbods Haus ist golden, in 189 sind die Nägel selbst golden. Asgard ist aber auch mit goldenen Schilden gedeckt und


Die Balken der Burg

Erglänzen von Gold;


auch hier sitzen einige, die spielen, andere, die trinken. In Löwen sind es Katzen, die tanzen (Nr. 246); bei Flobeeke macht eine Katze Musik; die Katze aber ist ein heiliges Thier; sie zieht den Wagen der Freya.

Keisersperg nennt den Venusberg als Platz der Hexenverfammlungen. Vgl. Gr. Myth. 594 ff.

385. Ein Ritt auf Kälbern. Was ist das für ein Weinkeller zu Cöln? Ein Gegenstück zu Auerbachs Keller? Es müssen Sagen von demselben umgegangen sein. – Vgl. Myth. 595. Baader im Anz. 1838, 471, 49–52, 6 (?).

386. Fahrt nach Spanien. Die Hexen aus Ferrara fahren zum Jordan, wie uns die folgende merkwürdige Stelle aus des Bruders Bartholomäus de Spina Quaestio de strigibus c. 1 lehrt: »Dicunt enim, quod illa domina cursus, quam striges, qui Ferrariae sunt, vocant sapientem Sibyllam, quae videlicet in illa mullitudine praeesse videtur, sicut iuxta praedictum cap. episcopi Herodias vel Diana; desiderat tangere aquam fluminis Jordanis, quo loci congregantur, ut aiunt. Et licet ad hoc plurimum conetur, nunquam tamen praevalet eam tangere, sed fluvius ipse potius exsiccatur. Qua de re sic illa irascitur, ut a facie eius oporteat omnem illam multitudinem statim aufugere, alias omnes ab ea protinus necarentur. Causam autem, quare tantopere tangere desiderat aquam illam, hanc afferunt, quia si posset, inquiunt, hoc consequi, ut tangeret aquam fieret tunc domnia totius mundi.«

388. Die kahle Wiese zu Doel. Wo die Elben tanzen, findet man Morgens Ringe im Grase. Vgl. Shaksp. im Johannisnachtstraum – Anz. 1839, 60, 3 – 305, 4. – Myth. 605.

[701] 389. Das verwandelte Pferd. Nachdem König Beder die Zauberin Labe in eine Stute verwandelt und kein Zaum ihr paßt, gibt Abdallah ihm einen mit der Weisung, nie die Stute mit dem Zaum zu verkaufen. Als Beder dieß dennoch thut, ist es mit seiner Macht über sie gethan. 1001. Gesch. von Beder und Giauhar. Auch Amine, Sidi Numan's Frau, wird in eine Stute verwandelt: ebend. Abenth. des Kalifen Harun-al-Raschid. Dem heiligen Macharius wurde eine in ein Pferd verwandelte Frau vorgeführt und er löste den Zauber. Surius in vita. – Cum essemus in Italia, audiebamus talia de quadam regione illarum partium, ubi stabularias mulieres imbutas his artibus in caseo dare solere dicebant, quibus vellent seu possent viatoribus, unde in iumenta illico verterentur et necessaria quaeque portarent, postquam perfuncta opera ad se redirent; nec in his vitam bestialem fieri, sed rationalem servari. (Aug. de civ. dei. 28.) Humana opinio dicit, quod quadam arte et potestate daemonum homines converti possunt in lupos et iumenta. (Dess. De spiritu et anima l. sing.) Derselbe Kirchenvater erzählt auch von des Prästantius Vater, daß der in ein Pferd verwandelt gewesen sei und mit andern Rossen Hafer gefressen. Vincentius bringt uns in dem Speculum naturale III, 3 eine Sage von zwei Weibern, die förmlich Handel trieben mit in Pferde, Esel und Schweine verwandelten Menschen. Der Ausgang erinnert an Langbeins Graumantel, Fauts und Zyto's Strohwische. Nächst der Verwandlung in Pferde erscheint die in Esel besonders häufig. Obenan stelle ich die von Apulejus, dem Platoniker, die wohl zur Genüge bekannt ist. Eine höchst interessante Salaminische Sage von einer solchen Metamorphose erzählt Sprenger im Malleus II, 2, 4. Eine andere theilen S. de Vries in dem Satan aus Zeilers Briefen II, ep. 575 und die Dioskuren Grimm in den Kindermärchen III, 209 aus Prätorius Weltbeschreibung II, 452–455 mit. Auch die flämische Volksanekdote von dem Bauern mit dem Esel und den vier Studenten wäre hier anzuführen. Die Letztern schneiden das Leitseil stille durch, woran der Bauer den Esel führt und bringen diesen auf Seite; einer von ihnen geht nat an des Esels Stelle hinter dem Bauern her. Als dieser den Studenten sieht, schreit er: »Gott und Herr, mein Esel ist zum Menschen geworden!« und der Student bindet ihm auf, er wäre schon seit sieben Jahren Esel gewesen und dieß zur Strafe für eine große Sünde; nun sei er erlöst. Später sieht der Bauer seinen Esel auf dem Markte feil geboten und warnt jeden, das Thier nicht zu kaufen, denn es sei ein verwünschter Mensch.

Man vgl. auch Mone's Anzeiger 1835, c. 310. Nr. 21 – 1839, 182, 33. – Gr. Myth. Beschwörung XVI.

391. Die Katzen von Stockhem. Sobald man der Hexe etwas gibt, hat sie Gewalt über einen: die Gabe erscheint hier als Opfer, durch dessen Bringung man die Oberhoheit des (göttlichen) Wesens, dem es gebracht ist, anerkennt, sich unter dessen Macht gibt. Die Mahr holt Morgens Feuer; gibt man ihr welches, dann mag sie in der kommenden Nacht wiederkehren. Vgl. Myth. 634.

398. Spinnräder tanzen. Die jungen Hexen müssen Kröten[702] hüten. S. die Kupferplatte bei de Lancre und Myth. 65. Anz. 1839, 311, 52. Auch dem Märchen ist die Kröte nicht unbekannt.

401. 402. Vgl. Myth. 612. 618.

403. Das rothe Tuch. Praeterea gentes illa subpolares stupidiore quodam errore daemonum illuduntur. Rubrum etenim pannum pertica vel hasta sursum appensum attentis precationibus et cultiore ritu venerantur, divinam quandam virtutem propter colorem rubeum animalium sanguini similem eidem inese putantes. Olaus Magnus. Ep. Plant. 30 verso. Sollte da Verwandtschaft bestehen? Es scheint zum mindesten. Merkwürdig nennt O. neben dem rothen Tuche noch Sonne und Mond als göttlich verehrte Wesen bei jenen Völkern. Das erinnert an Cäsars Sol, Vulcanus et Luna, die ihm zufolge die einzigen deutschen Gottheiten waren. Vgl. auch Mone's Anzeiger 1835, 310. Nr. 21. Die vor Zauberei schützende Nuß muß in ein Stückchen rothen Carmosintafft gewickelt werden. Anm. zu 294.

405. Herumirren. Vgl. Nr. 484. Anz. 1834, 91, 3 147, 10 – 1838, 363, 31 – 370, 47. Das Gebet auf den Kreuzwegen Anm. zu 317 ist auch zu vergleichen. – Andere hierher gehörende Sagen theile ich anderswo mit.

413. Von der Frau, die nichts vom heiligen Andrea wissen wollte. Erinnert stark an eine deutsche Art von Weissagung. wie hier die Namen der Apostel auf Kerzen stehen, so waren die alten Runen bekanntlich in Stäbchen eingeschnitten. Vgl. W. Grimms Werk über die Runen.

Contra morbum regium, sive morbum caducum ponunt duodecim candelas ad duodecim Apostolos, et cum infrmus sit prius baptizatus in nomine Jesu Christi, tunc rebaptizatur in nomine diaboli, commutatur nomen impositum in Baptismo et imponitur nomen Aostoli secundum quem remanserit candela accensa. (Bernbardini Sen. Const. p.I. tit. 7 quae ad bapt. pertin. Serm. 1, in quadrag. art. III, c. 2.)

415. Das weiße Kanin. Nebst den Katzen gibt es kein vierfüßiges Thier, welches häufiger eine Rolle in den Sagen Flanderns und Brabants spielt, als das Kanin. Besonders gerne läßt es sich auf Kirchhöfen sehen. Wie in 426 die unglücklich Liebende als weißes Kanrn umwandelt, so geht einer mir eben von Jaek van de Velde mitgetheilten Sage zufolge ein dem brüsseler Milchmädchen (423) ganz gleiches Gespenst unter ähnlichem Rufen als weißes Kanin in Dendermonde um. Unserer 415. verwandte Sagen hörte ich außerdem in Audenaerde, Dilbeek, Audeghem, Cruis-Houthem Löwen, Bollebeek und noch an einigen anderen Orten. Vgl. auch Nr. 233 426 und besonders Nr. 40 der Sagen in der Wodana: Het wit Konyn te Dendermonde.

419. Sankt Annen-Baum. Vgl. Hexenbäumchen. Anz. 1839, 181, 7.

421. Der Geist im Eichbaume. An Bäumen, woran wunderbare Marienbilder hingen, sah man, wie tausend Legenden künden, Nachts ein wunderbares Licht. Grimm sieht mit Recht hier eine pia[703] fraus und heidnischer Grund scheint durchzublicken. Das wird durch unsere Sage offen klar; in ihr spricht der alte Gott sekbst: für ihn ist die Nacht, da empfängt er seine Opfer noch, die ihm bei Sonnenschein nicht mehr werden. In Grundidee verwandt scheint mir die folgende Sage Nr. 422. – Westendorp erwähnt eines Waldes in Holland, in dessen Mitte man oft Nachts ein großes Feuer lodern sah.

423. Das Milchmädchen in Brüssel. wird auch in Cöln, Antwerpen, Dendermonde u.a.O.m. erzählt. Vgl. auch Anz. 1838, 478, 60.

424. Der umwandelnde Nachtwächter in Gent. Ist auch in Cortryk zu Hause.

428. Gränzpfahl verrückt. Genießt einer ungemeinen Verbreitung, sowohl in Belgien, als in Deutschland. Gr. D.S. 283. 284. Baader im Anz. 1838, 474, 56 – 1839, 60, 3 – 181, 31 – 537, 76.

429. Die wiederkehrende Geliebte. findet sich auch ähnliich unter den Wappersagen.

433. Der kühne Soldat in Antwerpen. Vgl. Gr. D.S. 176; K.-M.l.S. 22; auch »Hexe verbrannt«, Nr. 393, welche wieder merkwürdig zusammenhängt mit dem Abentheuer des jungen Riesen in der Mühle, K.-M. III, 165. 166.

Häuser, die wegen darin umwandelnder Geister nicht bewohnt sind, kennt schon das classische Alterthum. In den öffentlichen Bädern von Chäronea waren mehre Bürger erdrosselt worden und diese spukten so daselbst, daß man die Bäder schließen mußte. Nichtsdestoweniger hörten die Nachbarn Geräusch und sahen Gespenster da. Plut. in Cimone p. 479. Vgl. Lucian. in Philopseudo p. 480, Plin. epist. 1. 7, 27. Aehnliches aus Rom berichtet Alexander ab Alexandro V, 23. Gregor der Heilige erzählt von Datius, Bischof von Mailand, daß derselbe auf einer Reise nach Constntinopel in Korinth ein großes Haus suchend, um mit seinem Gefolge da zu übernachten, endlich ein gar schönes gefunden, welches noch dazu ganz leer gestanden. Als er dasselbe aber beziehen wollte, warnten ihn die Bürger und erzählten ihm, wie es seit mehren Jahren in dem Hause umgehe und dieß auch die Ursache sei, daß es nicht mehr bewohnt werde. Datius läßt sich dadurch nicht abschrecken und bezieht das Haus: in der ersten Nacht hört er gräulichen Lärm, Löwen- und Stiergebrüll, Hundegebell, Schweinegegrunze u.s.w. Er geht aber den Spuken zu Leibe und vertreibt sie. Vgl. auch August. de civit. dei 22, 8; Antonio Torquemada's Hort. Salam. 1570, 360; Cathol. Perag. p. 184.

In Belgien ist die Sage ungemein verbreitet; ihr wesentlich scheint hier das Kuchenbacken. Vgl. Wodana, Sage 45.

434. Die Blutkutsche in Antwerpen. Sie ist auch in den meisten andern Städten und selbst in vielen Dörfern Flanderns und Brabants bekannt. Einigen zu folge ist sie von außen und von innen roth. Vgl. die Anm. zu 284. Myth. 606.

[704] 436. Bockreiter. Auf Böcken und Kälbern reiten die Hexen. Myth. 595, vgl. Nr. 385. »Sie glänzen wie Feuer«, Myth. 609.

437. Der geplagte Jäger. Daß man hier nicht gerne in den Wald gehen mag, ist wohl ein ziemlich unzweideutiger Ueberrest deutschen Heidenthumes; ebenso das Feuer, welches Westendorps Myth. zufolge in einem holländischen Busche brennt, und der Greis im Walde von Tourhout. Nr. 418.

440. Der glühende Landmesser. Vgl. 428.

442. Der Wagen auf dem Korn. Vgl. Anz. 1839, 306, 43.

443. Der Höllenwagen zu Overmeere. Ist wohl Hellewagen, Wagen der Hellia und dem Seelenwagen, Myth. 482, verwandt, wie ich in der Wodana 1 ff. bemerkte, wo ich zugleich einen Hellenbrunnen mit einem wunderkräftigen Liebfrauenbilde, und einen Hellenbach aus Belgien beibrachte.

444. Donner verrathen. Aehnliches wird auch von Johann dem Evangelien erzählt.

448. Der Teufel von Aelst. Vgl. Gr. D.S. 210 und die Geschichte von Ali Cogia, dem Kaufmann von Bagdad, in 1001 Nacht.

452. Marieken von Nymwegen. Ein weiblicher Theophilus. Gegen das Ende mahnt die Sage an den Tannhäuser, doch ist der Schluß befriedigender. Vgl. auch Nr. 544. Alba setzte das Buch in den Index. – S. 547 Zeile 20 »zur Hölle« heißt im Original »nach Cacabo«. – Die folgende Sage Nr. 453 scheint der im Volksmunde noch übrige Rest von Marieken. S. Weiteres in der 2. Abl. der Wodana.

454. Der Teufel von Nederbrakel. Vgl. die Anm. zu 282. Auch die Taube in 285 ist schwarz. Ein, so ich nicht irre, holländisches Dorf heißt Zwarte-Kieken Buert. Vgl. Myth. 608.

457. Sankt Bernhard und der Teufel. Wird auch von Dominicus erzählt. S Tuinman, Nederd. Spreekw. 23.

459. Der Freischütz. Vgl. Anz. 1838, 223, 22 – 367 39.

465. Der Sankt Jakobsthurm zu Antwerpen. Vgl. »Da hat der Teufel die Hand dazwischen gesteckt« (Cölner Sprichwort).

470. Teufel verbrennt zwei Kirchthürme. Vgl. 177.

472. Teufel bewach den Weinberg. Es ist wohl nicht schwer zu errathen, wer hier unter der Teufelshülle stecke.

473. Der dienstbare Geist. Da mir kein Cäsarius zur Hand stand, so mußte ich mich auf die Uebersetzung eines meiner Correspondenten verlassen und konnte selbst nicht vergleichen. Meine Leser werden es mir demnach wohl zu Gute halten, wenn ich dem in den vorliegenden Sage auftretenden Soldaten jetzt erst den Ritterschlag gebe, während ich ihn gleich als Ritter hätte einführen müssen. Man vgl. des Rechenbergers Knecht, Gr. 174.

474–481. vgl. 206 ff.

487–489. Kludde, Lodder. Sollte sich Scherings Vermuthung (in den Schriften der skandinavischen Lit.-Gesellschaft. 1810.[705] K.-M. I, XXXIX), daß Lodder mit Loke eins sei, als gegründet erweisen, dann stände ich nicht an, den bösartigsten der Götter in unserm Lodder und dem eng verwandten Kludde zu schauen. Einzelne Züge scheinen mir stark dafür zu sprechen, so z.B. das Erscheinen Kludde's und Lodders als Pferd, wozu man die 36. Dämesga der Snorron. halte. – Wie beide Geister als Pferd sich ins Wasser werfen, so liebt auch der lange Wapper das Wasser: sollte er nicht eins mit jenen und Wapper nicht ein Beiname sein können? An Vielgestaltigkeit weicht der Wapper Loke kaum, eben so wenig an Böswilligkeit. Derselbe Fall ist es mit Osschaert, der sogar meistens als Pferd erscheint.

Was mich noch mehr an die Wirklichkeit jener Beziehungen glauben läßt, das ist das Wiederfinden einer andern Sage von Loke in einem niederländischen Märchen, welches Dr. Snellaert in dem Kunsten Letter–Blad 1843. S. 38 mittheilt Jesus ging mit Petrus aus zu fischen; als das ganz gefüllte Netz leer war, sah Peter noch einen Fisch in einer Masche hangen; er griff ihn, der Fisch wehrte sich gewaltig, aber Peter hielt ihn mit starkem Daumen und Zeigefinger an dem Rücken fest und sprach: »Fisch, Fisch, du bist ein Schelmfisch!« warf ihn zu den andern. Die Male von des Apostels Finger tragen noch die Schelfische, wie sie ihm auch den Namen danken. So hörte ich das Märchen; bei Snellaert sagt Peter: »Schelm, Schelm, fortan sollst du Schelmfisch heißen«, und die Sage ist an den wunderbaren Fischzug geknüpft. Das ist ganz die 46. Dämesaga der Snorroniana, nur vertritt der Schelm (!!) Fisch die Stelle des Salms und Peter die Stelle Thors.

Von dem nordischen Nennir oder Nikur gehen übrigens ähnliche Sagen, wie von Kludde und Osschaert. Vgl. 213, 498 mit Myth. 277.

501–503. Vgl. 242. 243. Gr. S. 213 214 215. Myth. 621 ff. K.-M. II, 116. 244. Anz. 1839, 180, 30, 2.

506. Die Seelen der Ertrunkenen. Vgl. Gr. D.S. 52.

507–514. Vgl. 217–223.

512. Die drei Nixen von Jupille. D.S. 58. Der Döngesfee. Vgl. auch 514.

515. Mahr in der Muschel. Vgl. 248–255.

516. Holzhacker belohnt. Also wurde auch wohl bei dem Mahle nur Eberfleisch gegessen? Da hätten wir das Heldenmahl in der Walhalla.

518. 519. Irre ich nicht, so ist es die fahrende Mutter (oder auch Frau), der man der Flachsernte ein Büschelchen Flachs zurückläßt. Ist sie Holda?

520. Wanne Thekla. Aus Cortryk.

526. Die Sandhügel bei Hillegersberg. Vgl. Myth. 307.

527. Hunsberg. Vgl. Mone's Anzeiger 1837, c. 173. Nr. 10. Vgl. Anm. zu 436 385.

529. Der Mammelocker. Vgl. Valer. Max. V, 4.

[706] 531. Die Lügenglocke zu Gent. Sie heißt auch die Leugmeete.

535. Schlange umwindet das Kind. Scheint nur Bruchstück einer Sage, die Baader in dem Anzeiger 1839, 530, 62 mittheilt.

536. Die Pferde zu Dünkirchen. Vgl. die cölner Sage von Richmuth von der Aducht bei Gr. D.S. 14 und in trefflicher Bearbeitung von E. de Groote in dessen Taschenbuch für altdeutsche Kunst, Simrocks Rheinsagen, J.B. Rousseau's Muttergottesrosen u.s.w. Die Inschrift vom Grabe der Richmuth bewahrte uns Freiherr von Mering in seinem »Versuch einer Geschichte der Cunibertskirche nebst einem Anhange über jene der Apostelkteche in Cöln«. Cöln 1833.

542. Tischtuch entzweigeschnitten. Vgl. Gr. Rechtsalterth. 713.

547. Die Roodestraet zu Veurne. Herr Hippol. van de Velde, königl. Procurator zu Veurne, ist eben mit Untersuchungen über heidnische Reste in dortiger Gegend beschäftigt und wir dürfen von seinem Eifer nur die besten Resultate erwarten.

548. Germanus van der Hagen. Abaris ritt auf dem Pfeile Apollo's über Flüsse und Meere und unwegsame Oerter. Jambl. in vit. Pyhag. 28.

549. Der Wilddieb. Vgl. Mone's Anz. 1835, c. 307. Nr. 11.

550. Die Reise nach Egypten. Vgl. die Fahrt nach Spanien, 386, und die Anm. dazu.

555. 556. Der lange Mann. Vgl. den langen Mann von Burgos bei Delrio S. 483, die lange Frau Nr. 491 und Nr. 577. 557.

557. Die verwandelten Hühner. Vgl. Nr. 566. 582.

560. Der Kasteelberg. Vgl. 477 ff.

562. Das nächtliche Fest. Vgl. Baader im Anzeiger 1838, 370, 48.

565. Die Meerminne zu Schouwen. Vgl. 507. 509.

566. Das Geisterhaus zu Antwerpen. Vgl. Anz. 1838, 480, 64. – Unten Nr. 582.

568. Unsere liebe Frau von Cortryk. Ein ähnlich ohrfeigendes Marienbild kennt Caesarius VII, 32. – Zu Dendermonde wollte man einmal ein schweres Christusbild von seinem Orte tragen nach einer andern Stelle außerhalb der Kirche. Einem der Träger drückte es die Schulter wund und er fluchte und schwur, er werde es fallen lassen. Da löste Christus seine Hand vom Kreuze und schlug den Flucher derb an das Ohr.

570. Sankt Amalberga's Kapellchen zu Temsche. Es ist indischer Volksglaube, daß eine reine Jungfrau vermöge, Wasser in eine Kugel zu ballen oder in einem Sieb zu tragen. Vgl. Gr. K.-M, 254. Rechtsalterth. 932. Das war auch römischer Volksglaube »Tucia virgo Vestae arguebatur incesti; at illa argumentis purgare se dedignata mortalibus, ad Tiberim cribrum detulit ibique submersit prece addita: »Vesta, inquit; si pia et casta sum, hanc[707] e Tiberi aquam ad templum tuum perferam«, er pertulit. Pauli Diaconi hist. var. I. IV, ed. Ingolstad. 1603. p. 97.

571. Sankt Amands Baum. Die Handschrift, der wir diese Sage entnahmen, ist nun herausgegeben durch Ph. Blommaert.

575. Glockenläuten. Held Julius ist Julius Cäsar.

581. Geistermesse. Vgl. Gr. D.S. 175. Anz. 1838, 53, 10.

583. Speisen in Schlangen verwandelt. Vgl. Anz. 1839, 533, 67.

584. Alvina. Ich werde die Sage vollständig in den »Deutschen Sagen« mittheilen. Ihre Auffindung verdanke ich H. van de Velde.

1

Dr. C. van Swygenhoven, dem ich diese Beschwörung danke, bereitet eben eine ausführliche Abhandlung über die Mahr zum Drucke vor.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 670-708.
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