[225] 141. Johannisäpfel.

Chapeavillus ad Harigerum. I, 72.

Joa. Molani natales Sanctorum Belgii.

De Reiffenberg, Nouvelles archives histor. p. 155.


Sankt Johann, zugenamt das Lamm, der den bischöflichen Stuhl von Tongern im Jahre 631 bestieg, war vorhin ein reicher Gutsherr und hatte auch eine[225] Frau. Eines Tages, wo er in gewohnter Weise mit Ackerarbeiten beschäftigt war – denn daran hatte er eine große Freude , stand plötzlich ein Pilger neben ihm, der eben aus dem heiligen Lande gekommen schien; manche sagen, es sei ein Engel Gottes in Pilgergestalt gewesen, doch darüber können wir nicht urtheilen. Der Pilger wandte sich zu Johann und sprach: »Deine Werke sind angenehm vor dem Herrn, darum hat er dich zu einem Bischofe von Tongern erwählt.« Darob erstaunte Johann höchlich, und er wollte das nicht glauben und antwortete, indem er seinen dürren Stab in die Erde stieß: »Dieses trockene Holz soll Früchte tragen, ehe deine Weissagung sich erfüllen wird.«

Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als der entrindete Stock sich mit neuer, frischer Rinde bedeckte, aufschoß und Blätter, Zweige, Blüthen und Früchte trieb, welche letztere liebliche Aepfel von einem gar guten Geschmacke waren.

Bald verbreiteten sich Schößlinge des Baumes im Lande, und heute findet man die süßen Aepfel überall. Zum Andenken an den frommen Johannes heißt man sie bis zu diesem Tage noch Johannisäpfel.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 225-226.
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