[527] 443. Der Höllenwagen zu Overmeere.

Mündlich von J.B. Courtmans.


Ein alter Diener erzählte das Folgende.

Zu Overmeere fährt jegliche Nacht punkt zwölf Uhr ein Wagen durch die Straßen, und den heißt man den Höllenwagen. Es geht darin ganz lustig zu, und Musik und Spiel tönt aus demselben. Um ein Uhr erst verschwindet er. Dann erscheint ein großer Hund, und der rennt umher, und wenn er jemand auf der Straße findet, dem hängt er sich auf den Rücken, und so läßt er sich tragen so lange, bis der Tag anbricht und der Hahn kräht. Wer vor ihm fliehen und sich retten will, der muß sorgen, daß er an den Kirchhof kommt und dort[527] über die Mauer und das Beinhaus, auf welchem ein Crucifix steht, springen. Dann wird der Hund außerhalb der Mauer wachsen und wachsen, bis er mit dem Rücken über die Mauer reicht, und also den Kirchhof umzingeln, aber hinein kann er nicht.

Es ist mir selbst passirt, daß ich eines Sonntags, wo ich zur Beichte gehen wollte und mich recht früh auf den Weg zur Kirche machte, um gleich der Erste am Beichtstuhle zu sein, dem Hunde begegnete, und er ist mir nachgelaufen bis an den Kirchhof, und ich habe deutlich seinen Rücken über die Mauer ragen sehen.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 527-528.
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