[484] 398. Spinnräder tanzen.

Mündlich.


Eines Winterabends saßen in Elsen drei Mägde an ihren Spinnrädern und spannen, und ein alter frommer Mann saß bei ihnen und erzählte Geschichten aus alter Zeit. Wie sie nun so still zusammen waren, da begannen plötzlich die drei Spinnräder zu tanzen und zu springen, so daß die Mägde nicht mehr spinnen konnten und der alte Mann nicht mehr erzählen mochte. Der Letzte sprach alsobald: »Seid getrost, Kinder, da ist Zauberwerk im Spiele«; und er legte seine Hand auf die Spinnräder und sprach: »In Gottes Namen[484] lege ich meine Hand auf euch, daß ihr nicht mehr tanzet.« Die Räder aber tanzten ungestört weiter. Da legte der alte Mann seine beiden Hände darauf und sprach abermals: »In Gottes Namen lege ich meine zwei Hände auf euch, daß ihr nicht tanzet.« Die Räder aber tanzten nichts desto weniger und der Mann sagte: »In Gottes Namen kann ich nichts mehr thun, und darum lasse ich davon ab.«

Am andern Abende kamen die Mägde mit dem alten Manne wieder zusammen, und sie saßen kaum da, als die Spinnräder aufs neue anfingen zu tanzen. Da stand der Mann von seinem Stuhle auf, zündete einen Span am Heerde an und leuchtete damit herum auf der Erde. Und als er auch an die Spinnräder kam, da siehe, lagen darunter drei große Kröten, die nun schnell fortspringen wollten. Zwei entkamen auch, die dritte fing der Mann aber und warf sie ins Feuer, und alsbald standen die Spinnräder still.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 484-485.
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