[107] 68. Karl Martell.

Die alderexcellenste Cronyke van Brabant.

Vgl. Oude Divisie-Cronycke van Hollant etc. Delft 1585.

Chronique de Philippe Mouskes, publiée par le Baron de Reiffenberg. Bruxelles 1836. Vers 1916 ff. S. 79.


Der Herzog von Brabant Carolus Martellus führte allezeit schwere Kriege und minderte dadurch seinen Schatz, und damit seine Ritter leben möchten, gab er ihnen den Zehnten, welcher sonst der Geistlichkeit zukam. Darum liest man in vielen Büchern, daß er von Gott aus der Gesellschaft der lieben Heiligen und dem ewigen Leben verbannt und verdammt worden sei, eben weil er die armen Seelen im Fegfeuer dadurch aller Hülfe und alles Beistandes beraubte, daß er der Geistlichkeit den Zehnten entzog.

Und also liest man und wird gesagt von dem heiligen Sankt Eucherius, der ein Bischof war in Orleans: Nachdem Carolus Martellus in der Kirche Sancti Dionysii ehrlich begraben war und Sankt Eucherius in dieser selben Kirche Messe las, sah er im Geiste Carolum Martellum sitzen in der höllischen Pein, und sah auch, wie eine Schlange aus seinem Grabe kam. Und hiernach wurde das Grab geöffnet und man fand nichts darin, als eine große Schlange, welches doch ein großer Jammer war für einen also tapfern Prinz, der mit so großer Frommheit gegen die Ungläubigen gestritten hatte.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 107.
Lizenz:
Kategorien: