[659] 571. Sankt Amands Baum.

[659] Gillis de Wevel, Leven van Sinte Amand. Msc. bibl. gand. sec. XIV, v. 3260 sqq.


Als Sankt Amand das Evangelium zu Oedelem und Knesselaere predigte, da bekehrten sich viele zu Christus. Viele aber lagen also sehr in den Stricken und Banden des leidigen Teufels, daß sie auf alle Weise dahin strebten, den heiligen Apostel zu tödten. Dazu erkoren sie einen, der ein guter Schütze war, und der sollte Sankt Amand mit einem spitzen Pfeile durchschießen, während er predigen würde von Jesus; aber Gott, unser Herr, beschirmte den heiligen Mann. Der Bogenschütz wollte nun den Bogen so recht hart anspannen, damit der Pfeil recht scharf fliegen sollte, und setzte darum ein Ende an die Erde und faßte das andere Ende mit der Hand, um es niederzubeugen. Aber das eine Ende drang einen halben Fuß tief in die Erde, und, was das wunderbarste bei der Sache war, es begann zur Stunde Blätter zu treiben und wuchs empor als ein schöner Baum.

Dieser Baum stand im vierzehnten Jahrhundert noch gerade vor der Kirche, und man brauchte nur nach Sankt Amands Baum zu fragen, und jeder wies denselben.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 659-660.
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