43. Das goldene Kegelspiel in den Burgen der Freiherren von Vaz.

[103] Eine Viertelstunde weit vom Dorfe Obervaz liegt die alte Ruine der Freiherren von Vaz, »Nivaigl« genannt, mit ihren gewaltigen Mauern. Ob dem Dorfe Lain, welches auch zu Obervaz gehört, stand auf einem Hügel ein anderes Schloß, »Lunat«.[103] Beide Burgen, Nivaigl und Lunat, sind, wie die Leute sagen, durch einen unterirdischen Gang verbunden. In diesem Gange sitzt ein schönes Fräulein, zu deren Füßen ein goldenes Kegelspiel liegt, mit goldenen Kugeln, und ein großer schwarzer Hund kauert daneben. Das Fräulein wartet, zu gewissen Zeiten in diesen finstern Gang gebannt, bis ein »reiner« Jüngling kommt; nur einen Solchen läßt der Hund nahe treten. Mit »drei« Küssen kann Der sie erlösen und sie sammt dem Kegelspiel heimführen.

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 103-104.
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