Hexen in Lungnez.

[145] Zwischen Morissen und Villa befindet sich ein Stall, der schon seit Altem als ein Versammlungsort der Hexen gehalten wird.

Vor einigen Jahren kam nun ein Mann aus Igels (der noch heute lebt) von Morissen weg auf dem Heimwege zu diesem Stalle, es mochte neun Uhr Abends sein. – Da vernahm er von Weitem schon Musik und Tanz, und gewahrte, beim Stalle angelangt, daß Derselbe hell erleuchtet war, als brenne es inwendig, und rings um[145] den Stall war ein Tanzen und Lärmen, wie er sein Lebtag noch nie was erlebt hatte, – aber er vermochte Keines der Tanzenden zu erkennen. Ohne zu wollen, trat er näher, eine geheime Gewalt zog ihn hin. Er wollte weg, konnte aber nicht – er war gebannt.

Da schrie er endlich: »Zum Teufel, drei Brode habe ich bei mir!« – Diese Worte hatten die Kraft, ihn von der geheimen Gewalt zu befreien; er konnte weiter ziehen.

Ganz erschöpft kam er daheim an, und verfiel in eine Krankheit, die mehrere Jahre dauerte.

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 145-146.
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