2. Spuck im Schlosse Räzüns.

[81] Zur Zeit, als die neue Straße nach Tusis gebaut wurde, befanden sich viele Italiener-Arbeiter im Schlosse Räzüns in Aufenthalt, und schliefen im Erdgeschoße.

In einer Nacht hörten sie ein schreckliches Gepolter, und vernahmen, wie Etwas mit furchtbarem Gerassel vom Keller heraufkam. Vor dem Schlafgemache der Italiener hielt es stille, fing aber dort an zu klopfen, worauf die sonst fest verrammelte Thüre von selber aufflog.

Jetzt erblickten die Arbeiter drei glühendweiße Pudel, deren Jeder ein scharlachrothes Halsband mit einem goldenen Schlüsse am Halse trug.

Vor Schrecken und Angst flüchteten Alle durch die Fenster, in's Freie, und Keiner wollte der Letzte sein. – Sie waren nicht mehr zu bewegen, im Schlosse zu schlafen.

Hätte nur Einer den Muth gehabt, zu bleiben, wären alle Schätze sein geworden, welche die drei Pudel unterirdisch, im Schlosse, bewachen müssen.

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 81.
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