5. Der Schatzhüter auf Pedenale.

[83] Auf dem niedern Hügel von Stavel (Puschlav), wo früher das Schloß Pedenale stand, und schließlich nur noch die wenigen Mauerreste und der Schutt des zertrümmerten Schlosses zu sehen waren, konnte man auf dem Höhenpunkte des Hügels ein schräg in die Mauer eingesetztes Gitter bemerken.

Die Bewohner des, am Fuße des Hügels sich findlichen Hofes Sommotte nahmen einst dieses Gitter weg, und trugen es nach Hause. – Am Morgen aber war das Gitter am alten Orte, in der Mauer steckend. Die Leute nahmen zum zweiten Male es weg, jedoch abermals wollte das Gitter nicht bleiben, und so wiederholte sich dieser Wechsel mehrere Male.

Als nun die Bewohner von Sommotte wieder einmal an das Gitter sich machten, bemerkten sie mit Schaudern eine rothe Sau, die hinter dem Gitter auf einer großen Kiste lag.

Darob faßten sie einen solchen Schrecken, daß sie von da an das Gitter bleiben ließen, wo es war.

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 83.
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