2. Der Marchen-Setzer.

[120] Ein Mann ging eines Abends von Closters nach Montbiel, um das Vieh zu füttern. Da bemerkte er an der Straße, da, wo es heißt im Bündelti, einen Unbekannten, der an einem Marchsteine herumhandthierte.[120]

Wie der Montbieler den Unbekannten fragen wollte, was er hier zu schaffen habe, verschwand Derselbe aber plötzlich.

Der Montbieler ging weiter, sah sich aber um, ob der Andere nicht etwa ihm folge. Er bemerkte, daß Derselbe wieder am Marchsteine beschäftigt war.

Nun glaubte er allen Ernstes, den Unbekannten von seinen frevelhaften Arbeiten abhalten zu dürfen und zu müssen, kehrte schnell um, und packte den Andern an.

Der aber verschwand abermals, wie weggeblasen, statt dessen aber konnte er selber nicht mehr von der Stelle sich bewegen, und mußte dort bleiben, festgebannt, bis die Glocke am Morgen den Tag verkündete. – Er kam mit einem furchtbar geschwollenen Gesichte heim, und mußte in Folge eines heftigen Fiebers viele Wochen lang das Bette hüten.

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 120-121.
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