276. Toggeli und das Messer.

[184] 1. Ein Mann von Erstfeld wurde furchtbar vom Toggeli heimgesucht. Nun klagte er es seinem Vetter, dem Pfarrhelfer in Attinghausen, und dieser riet ihm, drei Messer übereinander in die Schlafkammerwand einzustecken. (Der Geistliche weiss von allem nichts.) Sobald der Erstfelder diesen Rat befolgte, hütete sich das Toggeli, ihn weiter zu belästigen.


Arnold Schmied, Erstfeld, Student.


2. In einem Hause im Maderanertal hörten sie das Toggeli tängelen in einer Wand in der Stube. Da steckten sie ein Messer in die Wand, und sogleich hörte das Tängelen auf. Doch alsbald hörten sie's im Stübli, dort steckten sie auch wieder das Messer in die Wand, und bald tängelte das Toggeli in der Kammer. So trieben sie's im ganzen Haus herum bis ins Ruosschämmerli, und am Abend hörten sie's deutlich in der Esche unter dem Hause tängelen.


Barthol. Epp u.a.


3. Ein Bursche, der viel vom Toggeli gequält wurde, erhielt den Rat, während der Nacht ein Messer aufrecht mit der Spitze nach oben auf seinem Herzen festzuhalten. Er machte[184] das so und hörte, als das Toggeli kam und sich auf ihn legte, etwas auf die Diele hinaus fallen, und am folgenden Morgen lag ein Weibervolk tot neben dem Bett am Boden.


Anton Gerig, Göscheneralp, Ziegenhirt.


4. In Meien wurde ein Bursche seinem Schatz untreu und ging nun zu einer andern z'Dorf. Seither hörte er fast jede Nacht jemand über die Kammerstiege hinaufkommen, und dann kam es ihm auf die Brust und drückte und quälte ihn furchtbar. Da riet ihm ein guter Freund, ein scharfes Messerchen ins Schlüsselloch zu stecken. Der Bursche tat es. Am Abend hörte er es wieder ganz tifig über die Stiege hinauf kommen, bis an die Türe. Aber jetzt liess es auf einmal einen furchtbaren Schrei ab, und jammernd ging es wieder die Stiege hinunter. Am nächsten Tag hatte jenes Mädchen, das der Bursche verlassen hatte, die Hand verbunden.


Frau Baumann, 70 J. alt.


5. Einer, den das Toggeli plagte und bös machte, steckte drei Messer in die Zimmertüre. Am andern Tage hatte ein ihm bekanntes Weibervolk eine verbundene Hand, und jetzt wusste er, wer das Toggeli gewesen.


Frau Inderkum-Scheiber, Schattdorf, 50 J. alt.


6. Zwei schliefen in einer Kammer. Sie hörten das Toggeli in der Wand tängelen und konnten nicht schlafen. Ganz erbost, steckte der eine sein Sackmesser mit Gewalt in die Zimmerwand. Als er's am folgenden Morgen herauszog, war es blutig.


Frau Wipfli-Herger, 80 J. alt, u.a.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 184-185.
Lizenz:
Kategorien: