277. Der abgehauene Zopf.

[185] Furchtbar wurde ein Bauer vom Toggeli belästigt. Jede Nacht kam es und drückte ihn; er sah es nicht kommen, aber fortgehen in Gestalt einer Katze. Wenn es auf ihm lag, konnte er sich nicht rühren, konnte nicht rufen, obwohl er wach war. Dem wollte er doch endlich abhelfen. Er legte ein Skapulier an und nahm einen Gertel (Haumesser) zu sich ins Bett. Als um Mitternacht die Katze über die Bettdecke herauf trippelte, holte er mit dem Gertel aus und schlug der fliehenden Katze in den drei höchsten Namen den Schwanz ab. Sie liess einen furchtbaren Schrei hören. Jetzt wollte er den Schwanz suchen, konnte ihn aber um keinen Preis finden, nur Blutspuren waren da. Am folgenden Morgen hatte seine Frau den Kopf mit einem Lumpen verbunden. Das[185] war noch nie vorgekommen. Warum sie heute den Kopf verbunden habe, fragte er, worauf sie ihn anschnauzte, das gehe ihn nichts an. Da riss er ihr von hinten das Tuch ab und entdeckte, dass sie ihren Haarzopf verloren hatte. Das haben die Alten in Seedorf erzählt.

Wenn man ein Skapulier trägt, kann einen das Toggeli nicht plagen. Sobald man die drei heiligsten Namen denkt, muss es aufhören, zu drücken.


Gottlieb Herger, Seedorf, Besenmacher und Vagant.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 185-186.
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