308. Das Heidenmüetterli beim Pfaffensprung.

[214] Beim Pfaffensprung wanderte Heidenvolk vorbei. Ein altes Müetterli blieb etwas zurück. Da winkten sie ihm und riefen, indem sie mit den Händen gegen den fürchterlichen Abgrund zeigten: »Ggomm, ggomm! Da gganst du hinunter!« Und sie packten es und warfen es ohne Pardon in das Tobel hinaus, in dessen Tiefe die brüllende Reuss ihre tobenden Wasser dahinwälzt. Im Herunterfallen riss das Müetterli blitzschnell seinen grossen Schinhut vom Kopfe und nahm ihn unter den Hintern. So, auf dem Hute sitzend, kam es auf der Reuss an und fuhr prächtig auf ihren Wellen flussabwärts bis zum Steintal, wo es wohlerhalten landete.


Peter Walker, 60 J. alt, Wassen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 214.
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