340. Die gebannten Räuber.

[235] Der alte Baldriger Ratsherr, zwei weitere Unterschächner und ein gewisser Vögeli aus den Auen zu Linthal hatten den Markt zu Altdorf besucht, und die drei Schächentaler meinten am Abend, sie wollten in Altdorf übernachten, denn sie fürchteten Räuber. Aber Vögeli versicherte, sie brauchten keine Angst zu haben, mit den Räubern wolle er's allein ausmachen. So ritten sie alle miteinander davon. Sobald sie eine einsame Stelle hinter dem Schachen unter dem Glattenried, wo damals die Gasse ging, erreichten, merkte der vorausreitende Vögeli, dass sein Pferd mit dem Fuss an ein Seil gestossen. Und sofort hörten sie klingeln im Walde, und polternd und in den Baumästen krachend, kamen die Räuber den Bergabhang heruntergestürmt. »Ja, ja, chemet nur! mer heind Geld,« rief ihnen der Glarner. Aber, wie sie nahe waren, blieben sie plötzlich wie angewurzelt stehen, und Vögeli ermunterte seine Gespanen: »So jetz, g'schauwet-s' nur!« Aber sie hatten zu grosse Angst und liefen davon. In Spiringen fragte sie Vögeli: »So jetz sim-mer i der Sicheri, sol-i-s' loslah?« – »Ja, was hesch dü de gmacht?« – »I ha-s' b'stellt; diä miänt dert stah und wartä, bis es ich loslah.« – »Jä nu, sä lach-s' dü jetz la gah,« sagten die Schächentaler, und jetzt löste Vögeli den Bann.


Jos. Maria Arnold, Unterschächen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 235-236.
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