594. Ross verschwindet.

[86] »Ysertnä-n-äs par deerä halbg'waxnä Schlegelbüebä,« so erzählt mir ein 80 jähriger Greis von Attinghausen, »standen eines Tages oberhalb des »Höfli«, wo vor Zeiten, nach Aussage[86] der Alten, ein Frauenkloster gewesen sein soll, bei einander und schauten in diese jetzt noch mit hohen Mauern umschlossene Wiese hinein. Mit Verwunderung erblickten wir ein grosses Ross, das sich in der Nähe des Speichers am fetten Mattengras gütlich tat, und wir sagten: »Das müess etz nu nit das prächtig Grass frässä, dem isch anders güet gnüeg!« Wir waren nämlich der Meinung, es sei etwa von der Allmeini da hineingelaufen. Rasch liefen wir in das Höfli hinein, um es zu vertreiben. Da war aber nu hooch nu nooch kein Ross zu finden und auch keine Spur, dass hier überhaupt ein solches geweidet hätte.«


Anton Gisler.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 86-87.
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