810. Der Jäger in der Salbytenalp.

[207] Häufig durchstreifte ein Jäger die Salbytenalp, und fast jedesmal traf er einen Geist, einen alten Mann in silberweissem, bis auf den Boden wallendem Barte, der auf einer Felsenplatte sass. Er redete ihn eines Tages an und vernahm, dass er schon 500 Jahre an dieser Stelle büsse und leide und nicht wisse, wie lange er noch wandeln müsse. Ob er etwas für ihn tun könne, fragte der Jäger. Da gab ihm der Alte einen Zettel mit, den solle er dem Pfarrer überbringen. Der Jäger richtete den Auftrag aus. Der Pfarrer las den Brief und sagte, er müsse 15 hl. Messen für den Geist lesen, dann könne er erlöst werden. Der Jäger solle nach 15 Tagen wieder zu ihm kommen. Nach Ablauf dieser Zeit erschien der Jäger beim Pfarrer, und dieser schickte ihn auf die Alp. Dort traf er den Geist auf der Felsenplatte. Dieser kam ihm entgegen und reichte ihm die Hand. Der Jägersmann ergriff sie. Da fing die seine an zu glühen. Der Geist zog ihn zur Platte und drückte ihn auf dieselbe nieder und verschwand. Der Jäger musste nun auf der Felsenplatte sitzen bleiben. »Das het my Grossmüetter mängisch v'rzellt.«


Jos. Muheim, 12 J. alt, Geschenen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 207-208.
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