1526. Gespenstiger Steinriesel,

[299] a) Man hat immer behauptet, beim Helgennussbaum an der Strasse zwischen Brügg und Trudelingen, der jetzt durch eine junge Linde ersetzt ist, und auch auf der ganzen Strecke bis zum Kapellchen bei Trudelingen sei es nicht geheuer.

Ein Ehepaar beging eines Abends diese Gegend. Da hörte der Gatte auf einmal ein Geräusch, wie wenn es in den Stauden am Wege »risslen« würde, und er verlor im gleichen Augenblick den Verstand. Die Frau schleppte ihn am Arm weiter, und beide miteinander gerieten in die Holzträmel am Strassenrand, aus denen sie sich nur mit grosser Mühe wieder herausarbeiten konnten. Erst beim genannten Kapellchen erhielt der Mann die Besinnung zurück (19. Jahrhundert).


Johanna Brücker-Arnold, 70 Jahre alt, Unterschächen.


b) Ein Klosterkaplan von Seedorf, der in den siebziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts bisweilen in der Nähe des Bodemwaldes Brevier betend hin und her spazierte, soll es fast jedesmal in den Stauden am Wege, und zwar immer an der nämlichen Stelle, »risslen« gehört haben, ohne dass er eine natürliche Ursache hätte entdecken können.


Paulina Brücker-Zwyssig.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 299.
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