1548. Der Karfreitag

[308] sei ein schöner Tag zum Sterben, aber ein unglücklicher zum Werden.

a) In der Eielen zu Attinghausen sei an einem Karfreitag ein prächtiges Kuhkalb zur Welt gekommen, und der Knecht hatte eine mächtige Freude damit. Nicht so der Meister, der sagte: »Wenn es ein Mensch wäre, so würde ich sagen, er werde sich erhängen.« Und richtig, als es zum Rind herangewachsen, verwirrte es sich eines Tages mit dem Schwanz im Bodenwald im Gestrüpp und blieb hangen und verendete dabei. Wie solches gekommen, kann man nicht sagen.

b) Noch zu Menschengedenken geschah es, dass eine Katze, die am Karfreitag geworfen worden, eines Tages auf unerklärliche Weise an einer Zimmerwand aufgehängt angetroffen wurde.

c) Ein Mensch, der auch an diesem Tage zur Welt gekommen, erhängte sich mit einem Heuhalm an einer Bettstatt. Als man ihn losmachte, war ein Draht durch den Halm gezogen.


Katharina Müller, 70 Jahre alt, Bürglen;

Frau Mattli-Bissig, 80 Jahre alt, Bürglen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 308-309.
Lizenz:
Kategorien: