1558. Bestrafte Kinderlosigkeit.

[312] Es lebte einst zu Altdorf eine reiche, kinderlose Witfrau, die alles zu haben schien, was sie nur wünschte, und die Leute sagten oft zu ihr, sie sei doch der glücklichste Mensch auf Gottes Erdboden. »Nein«, entgegnete sie, »ich bin der unglücklichste Tropf, den es nur geben kann. Jede Nacht kommt mein verstorbener Gatte eiskalt zu mir ins Bett bis am Morgen. Dies zur Strafe, weil wir keine Kinder gewollt haben.«


Fr. Gisler-Zwyssig.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 312-313.
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