1569. Abenteuer beim Geisterbannen.

[318] In der Läutergen, einem Landgut in der Gemeinde Morschach, das aber dem Dörflein Sisikon näher liegt als dem Mittelpunkt von Morschach, wohnte damals eine Familie Hofer (eigentlich Imhof), die am Abhang der Fronalp Berggut und Alp Fron besass, wo ein Unghür hauste und den Leuten lästig war. Sie beschlossen, es bannen zu lassen, und beriefen zu diesem Zweck den Pfarrer Imhof von Sisikon, zu dem sie mehr Zutrauen hatten als zu ihrem eigenen Ortsgeistlichen. Er kam; aber als er vor die Türe stand, die Stola anlegen und das Buch in die Hand nehmen wollte, da warf es ihn unversehens in die Misti hinaus. »Oho!«, rief jetzt Imhof, »habt ihr euren Ortspfarrer nicht gefragt?« Sie sagten: »Nein« und liefen eiligst nach Morschach hinunter und fragten den Pfarrer. Der gab seine Erlaubnis, und jetzt bannte Imhof das Unghür »i ds Chöpfänä«, wo es nicht mehr schaden konnte.


M. Josefa Aschwanden.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 318.
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