1337. Das ergiebige Käslein.

[205] a) s. Lütolf 484, 444, d; Isental.

b) Da isch ämal ä Jeeger gsy z'Underschächä (der alt Rytti-Jaggi-Märti, 18./19. Jahrhundert, behaupten einige), gwaltig ä beesä! Der het mängs Gämschi heitreit! Schier b'ständig isch er uf der Jagd g'sy. Wonner wider einisch mit der Bixä ggangä-n-isch1, chunnt ufämä hoochä Bärg obä so äs älters Mandli züenem und redtä-n-a: »Worum tüesch dü myni Geissli teedä?« »Ich ha daheimä-n-ä grossi Famili«, seit der Jeeger, »und ich müess fir my Fräuw und myni Chind sorgä.« »Güet«, seit das Mandli, »sä wemmer-is midänand verständigä. Ich gibä dier äs Chäsli, und wenn's dü nie uf einisch ganz uf-isisch, sä sollsch dü mit dyner Famili dyner Läbtig gnüeg Chäs ha; aber dü müesch mier dafir versprächä, dü wellisch-mer myni Geissli i Rüew lah und keis meh teedä.« Der Jeeger isch iverstandä g'sy, und dz Mandli hed-em äs Chäsli b'bracht, äs stattlichs Chäsli, syg g'sy eis wiennes Geisschäsli »Aber keis Geissli teedä, susch gaht's-der schlächt«, hed-em dz Mandli nu gseit. Der Jeeger het das Chäsli gnu und isch midem hei. Är het darvo gnüeg chennä-n-ässä jedä Tag mit syner Famili, und immer isch es am neechste Tag wider ganzes gsy. Aber nach vilä, vilä Jahrä isch-em wider d'Gluscht achu, uf d'Jagd z'gah. »Hitt wemmer das Chäsli üfässä«, hed-er zu Fräuw und Chindä g'seit. Aber eis vo dä Chindä het neiwä-n-äs Bresmäli undärä Tisch la g'hyä, und am andärä Morged isch das ganz Chäsli wider underem Tisch g'lägä. Und darnah hed-er ä Tschuppel Kamradä-n-igladä, und die sind-em düe Meischter wordä, dem Chäsli. Güet, är het b'Bixä g'nu und isch der Wildi züe. Da chundem äs Gämschi ergäget, wyss wie der Schnee! und nu eis, äs g'wehnlichs. Dem wyssä isch er nachä und het's g'schossä. Aber der Jeeger isch äu nimmä läbigä heichu; nu am glychä Tag isch er verungglickt und z'Tod g'fallä.


Daniel Imholz, Schächental; Andreas Fedier, Maderanertal, und a.


Im Schächädall seit-mä: »Der Gämschichäs tüet nu waxä nu schwynä.« Und wennd epper a syner Choscht rächt lang het, fragt mä mit Lachä: »Dü hesch meini Gämschichäs?«

Fußnoten

1 »Mit der Bixä gah« heisst im Schächen- und Maderanertal: auf die Jagd gehen. »Äs anders Mal gahni de nimmä mit der Bixä-n-ohni Gwehr«, meinte ein Treiber von Unterschächen, dem viele Gemsen sich stellten, während die Jäger nichts schossen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 205-206.
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