1182. Der Geist in der Alp Mättental.

[93] a) Auf dem Dillti (Estrich) des Käsgadens in der Eigenalp Mättädall hauste ein Ungeheuer. Wenn allemal im Frühling die Älpler auffuhren, so sang es fröhlich, wenn sie im Herbst abzogen, weinte es bitterlich. Da rief ihm einmal der Besitzer der Alp, ein Muheim von Flüelen: »Wennd-di brav verhaltisch, sä channsch ja mid-is chu!« An jener Alpabfahrt gab das Vieh keine Arbeit, noch nie war es so geordnet und so ruhig heimgezogen. Auch während des folgenden Winters hatten sie in Haus und Gaden Glück wie noch nie. Später hat man nichts mehr von diesem Geist vernommen.

b) Mit der Einführung der Seelensonntage sind überhaupt die Geistererscheinungen ab dem Tapet gekommen, hört man hier allgemein. Einige behaupten, Papst Urban habe die armen Seelen in den Bann getan, dass sie sich nicht mehr zeigen können.

c) Vor einigen Jahrzehnten sollen sich die Pfarrer von Bürglen, Altdorf und Seelisberg beraten haben, ob man den Bann wieder auftun wolle; die Leute, sagte man, würden wieder mehr glauben. Aber einer der drei Geistlichen meinte, es würden viele Leute irrsinnig werden, wenn so viele Geister erscheinen würden. Und so blieb es beim alten.


Frau Arnold-Planzer, Flüelen; Kath. Müller.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 93.
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