Der Schwan.

[93] Im siebenjährigen Kriege wurde am Spitzberge, Špicna górka, bei Friedrichshain, Hyta, Geld vergraben. Später fand ein Mann mit der Wünschelruthe die Stelle auf; dann kamen mehrere zusammen, um das Geld zu suchen. Unter denen war ein armer Mann, der hatte zu Hause bloss eine Kuh und einen Jungen (Sohn). Und der Mann fand beim Suchen mit der Wünschelruthe einen Koffer. Wie sie den aus der Erde heben wollten, kam des armen Mannes Junge, und sagte: »Nan, pojćo domoj, ta krowa se ćeli, Vater, kommt nach Hause, die Kuh will kalben«. Da rückte der Mann, den Koffer wieder zur Seite und sprang aus dem Loche heraus. Ein anderer wollte den Koffer an den Griff fassen, da schlang sich etwas um seinen Arm wie eine kalte Schlange. Der arme Mann aber ging nach Hause und vor ihm schwang sich ein weisser Schwan in die Luft und setzte sich im Dorfe vor ihm auf die Erde. Und bald wurde aus dem Schwan ein Licht, das ging immer vor ihm, bis nach Hause. Und zu Hause schlief der Junge und die Kuh hatte kein Kalb; denn das hatte der böse Geist (ten zemski duch [Erdgeist]) so bestimmt, dass er den Schatz nicht kriegte. S.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 93.
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