Lübbenau.

[2] Auf der Jagd sah ein Jäger einen Bären15 und ging dem Bären immer nach. Da fand er das Lübbenauer Schloss und band einen Faden an, um wieder aus dem Walde herauszufinden. I, 19.

15

Mjadweź; zur Erinnerung an den Bären soll früher über dem Thore des alten Schlosses ein Bärenkopf gewesen sein. »Vom alten Schlosse ging ein unterirdischer Gang zur Wohnung des Amtsinspectors.« Lübbenau. Ein unterirdischer Gang ging vom Amtshause in Zossen unter dem Prierow-See weg. – Wenn sich ein Niederwende verschluckt hat, so sagt er: »Das ist mir in die deutsche Kehle (nimska zaskocyła) gekommen« (im Deutschen: in die unrechte, falsche Kehle, nämlich Luftröhre, trachea). Zu einem wendischen Gänsehändler, der viel Witze »riss«, sagte ein Deutscher in der Schenke: »Du bist ein dummer Kerl, weil du ein Wende bist, denn aus vier Wenden baut man einen Schweinestall.« »Den baut man«, sagte der Wende, »und sperrt vier deutsche Schweine hinein.« Darüber mussten alle sehr lachen.« – Wenn ein Wende schlecht deutsch spricht, so sagt man: »Ty sy taki serskì pinak, Du bist so ein Deutschverderber.« Burg. – In Schlesien (bei Warmbrunn), auch in der Lausitz, wenn einer nichts gescheidtes sprechen kann: kauderwendisch (sonst in Deutschland: kauderwelsch). Kauder heissen dort (Schlesien) auch alleinstehende krause Kiefern (Pinus sylvestris, von Deutschen vorherrschend: Fichte genannt; im Muskauischen stets: Kiefer) mit bis zur Erde hängenden Zweigen, in der Mark: Kuseln (mit weichem s), wohl aus dem Wendischen, wo kužel der (Spinn-)Wocken, kužeraty kraus (kužerata mjetwej die Krausemünze) u.d.m. »Dich müssen die Wendschen holen, Dich holt der Wendsehe, Dich schicken wir ins Wendsche« drohte man unartigen Kindern in Schlesien. »Wendisch oder heidnisch Wundkraut« heisst nach Bolle hier oder da in der Mark die Goldruthe, Solidago virgaurea.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 2.
Lizenz:
Kategorien: