[283] 1. Tauperlen-Janos (Gyöngyharmat János).

Magyar Népköltési Gyüjtemény IX, No. 33, S. 249 (1907): Sammlung von Berze Nagy; aus Eger, Heveser Komitat.

Eine andere ungarische Fassung: Magyar Nyelvör XXXVII, S. 185. (1908): Königspaar gelobt, wen sie zuerst sehen, soll Gevatter des Kindes werden. Jesus in Bettlergestalt prüft sie und tauft das Kind »Nap« (Sonne). N. findet in einem alten Buch geschrieben, er solle mit achtzehn Jahren auf elendem Fohlen, mit altem Sattel und Schwert in die Welt ziehen und Tündérszép Majlona (die zauberschöne Majlona) zur Gemahlin nehmen. Er muss das elende Fohlen tragen; es fällt ins Wasser und wird goldhaariger Tatosch; es haucht ihn an, und er wird ein strahlender Held im Goldgewand mit goldenem Schwert. In einer Hütte trifft er den schlafenden Hold (Mond); sie werden Blutsbrüder. N. tötet am Eingang der Burg die Alte, die Soldaten webt; wirft sie Weberschiff rechts: Reiterei, links: Fussvolk. Als sich N. und H. trennen, Messer als Wahrzeichen. N. kommt zu alter Frau (Bienenkönigin); sie befragt Bienen; die 100. weiss, dass die Feenkönigin T. M. zum baden kommen wird. Alte gibt N. eine Salbe, damit eingeschmiert wird er zu einer Maus und raubt das Gewand, gibt es zurück. Das zweitemal kraft der Salbe in Wespengestalt. Das drittemal verwandelt ihn T. M. in eine Steinsäule und stellt zwölf scharfe, fechtende Schwerter um ihn auf, dass niemand ihm nahen kann. Hold zieht zu seiner Rettung aus, raubt T. M. das Gewand, gibt es der Alten, die es gleich verbrennt. T. M. hätte lieber Nap zum Gemahl. H. legt das Schwert zwischen sich und T. M.; wer das Schwert anrühre, den solle es zerschneiden. T. M. probiert es mit einem seidenen Tüchlein. T. M. sagt, jemand müsste die Steinsäule mit einer Eisenrute schlagen, dann würde sie sich zurückverwandeln. Alte gibt Fett, mit dem H. sich einschmiert, zur Biene wird, so durch die Schwerter zur Steinsäule fliegt und N. erlöst. »Wie gut habe ich geschlafen!«[283] T. M. wird N.'s Gemahlin. Alle drei machen sich auf den Heimweg. – Märchen vom Treuen Johannes. Die Hofdamen der Feenkönigin T. M. kommen nachts als Schwäne. T. M. tötet ihre Kinder und erlöst durch Bestreichen mit deren Blut die Steinsäule. Hold schneidet sich den kleinen Finger ab und belebt mit seinem Blut die Kinder.

Märchen von der verlorenen und wiedergefundenen Schwanenjungfrau: vgl. Köhler I, 444; II, 413; ungarisch (Kriza S. 454); heanzisch (Bünker No. 73); griechisch (Hahn No. 15); südslavisch (Krauss I, No. 76). – Wunderbare Empfängnis: vgl. ungarisch (diese Sammlg. No. 16; Magy. Népk. Gy. VII, No. 6: Königin fegt den Laden aus und ein Pfefferkorn springt immer wieder aufs Ladenpult; schliesslich verschluckt sie es und bekommt ein Kind; IX, Nr. 42: Frau bebrütet einen Monat lang einen alten Topf, zerschlägt ihn dann; soviel Stücke, soviele Kinder (99); X, No. 32: Frau bekommt vom Anschauen eines Pferdekopfes drei Knaben); rumänisch (Schullerus No. 89: Frau riecht an einem Rosenstrauch und pflückt einen Strauss Rosen, der plötzlich zu einem Kind wird). – Kind will nicht zur Welt kommen: ungarisch (Magy. Népk. Gy. VII, No. 6: Held weint im Mutterleib und kommt erst zur Welt, als ihm Mutter »die schöne Julia, die Wälder grünen und Wiesen blühen macht«, verspricht); rumänisch (Kremnitz No. 2: Vater verspricht Jugend ohne Alter, Leben ohne Tod; Schullerus No. 7: Knabe weint, bis die Königstochter, die auf dem Felsen Grummet macht und den Blumen den Geruch gibt, versprochen wird; No. 13: »Ich gebe dir das Mädchen zur Frau, das so schön ist wie die Sonne. Man heisst sie Iliane Costiudene, welcher die Blumen gehorchen und die kein Königreich hat«); walachisch (Schott No. 25: Der weinende Knabe wird immer getröstet: »Du bekommst ein Mädchen zur Frau, das nicht geboren ist und das kein Mensch gesehen hat«); russisch (Meyer Nr. 34: Vater verspricht dem weinenden Kind in der Wiege: »Eine unvergleichliche Schönheit nimmt dich zum Mann. Sie ist dreier Mütter Töchterlein, dreier Grossmütter Enkelin, von neun Brüdern das Schwesterlein.«). – Zur Frau, die am Eingang der Höhle sitzt und Soldaten webt: ungarisch (Kriza S. 436; Magy. Nyelv. XXXVII, S. 185); russisch (Meyer No. 36: Schneider machen Kosaken, Schuster Soldaten mit Flinten; in einer Variante sind es Schmiede und webende Mädchen). Ein Zaubrer lässt Soldaten aus der Ofenröhre hervormarschieren (Endt1, Sagen aus dem Erzgebirge 1909 S. 68.) – Zu Wahrzeichen vom Tode: vgl. Sklarek zu No. 10, diese Sammlg. No. 10. – Die Verbrennung des Federkleides erinnert an die Verbrennung der Tierhaut in den[284] Märchen vom Tierbräutigam. – Die Wunderschöne Örzsébet (Elisabet) eine häufig wiederkehrende Gestalt im ungarischen Volksmärchen. Sie oder Fee Ilona (Helena) ist die Königin der Feen. – Die Verlobungsformel »Ich bin dein, du bist mein« kehrt wieder auf S. 11, 16, 52, 78, 101, 117, 121, 225, 252; vgl. Sklarek zu No. 5, dazu Bolte*, Ztschr. f. dtsch. Altert. XXXIV, 161. John Meier*, Schweizerisches Archiv f. Volkskunde XI, 269.

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Die mit * bezeichneten Parallelen verdanke ich der gütigen Mitteilung des Herrn Prof. Dr. Johannes Bolte in Berlin.

Quelle:
Róna-Sklarek, Elisabet: Ungarische Volksmärchen. Neue Folge. Leipzig: Dieterich 1909, S. 283-285.
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