31. Hondelingen.

[63] (Vierte Sage.)


Eine vierte Sage erklärt den Ursprung des Namens Hondelingen folgendermaßen:

Einst kam eine Bettlerin in das ehemalige Schloß Rosenbur und bat um ein Almosen. Als die Gräfin, eine hartherzige Frau, sah, daß die Bettlerin etwas in ihrer Schürze eingewickelt hielt, wollte sie wissen, was das wäre. Darum fragte sie: »Was hältst du da im Schoß verborgen, alte Zauberin?« – »Es sind meine beiden neugeborenen Kinder, liebe Gräfin. Seid so gut und gebt mir, ich bitte Euch, ein kleines Almosen und etwas Milch für meine armen Kleinen!« – »Schweig' still, alte Hexe!« polterte die Edelfrau; »du gleichst ja unsrem Jagdhund, der hat ja auch immer zwei Junge! Hebe dich von hinnen; ich gebe dir nichts!« – »Wohlan, Gräfin, wenn Ihr wirklich ein so hartes Herz habt, so wollte ich, Ihr bekämet ein halbes Dutzend junger Hunde!« Damit ging das arme Weib fort.

Einige Zeit darauf gebar die Gräfin wirklich sechs häßliche Hunde; und darum nannte man Burg und Dorf Rosenbur fürderhin Hondelingen.

Quelle:
Warker, N.: Wintergrün. Sagen, Geschichten, Legenden und Märchen aus der Provinz Luxemburg. Arlon: Willems, 1889/90, S. 63.
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