50. Der vergrabene Schatz einer ermordeten Edeldame im Ansler-Walde.

[88] Eines Tages fuhr eine reiche Edeldame mit ihrem Knecht durch den Wald von Ansler. Die Dame hatte eine große Summe Geldes bei sich im Wagen, und der Knecht, der das wußte, beschloß, seine Herrin zu töden und ihres Schatzes zu berauben. Als sie in dem Wald an das Riflo-Loch kamen,[88] welches jetzt am Waldessaum und links von dem von Radelingen nach Habich führenden Wege liegt, vollbrachte der Knecht die scheußliche That. Da er aber die Reichtümer nicht alle auf einmal, ohne Verdacht zu erregen, mit sich fort schleppen konnte, so vergrub er einen Teil davon in dem Walde und pflanzte neben den verborgenen Schätzen sein Schwert auf.

Vor achtzehn Jahren entdeckte ein Radelinger Bauersmann das Schwert; aber er brach dasselbe, als er es aus dem Boden ziehen wollte. Der Mann wußte nichts von der Mordgeschichte; er behielt das Schwertstück bloß kurze Zeit und verlor den Ort, wo er dasselbe aufgefunden hatte, ganz aus dem Gedächtnis.33

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Vgl. E. Tandel, 281.

Quelle:
Warker, N.: Wintergrün. Sagen, Geschichten, Legenden und Märchen aus der Provinz Luxemburg. Arlon: Willems, 1889/90, S. 88-89.
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