Blicher

[55] Blicher, Steen Steensen, dän. Lyriker und Novellist, geb. 11. Okt. 1782 bei Wiborg, gest. 26. März 1848, konnte wegen andauernder Kränklichkeit erst 1809 das theologische Amtsexamen absolvieren, heiratete die 17jährige Witwe seines Onkels, pachtete das Pfarrgut seines Vaters und wurde endlich selbst, stets mit großen ökonomischen Schwierigkeiten kämpfend, 1819 Pfarrer in Thorning, 1826 in Spentrup, unweit Wiborg. Sein erstes Werk war eine vorzügliche Übersetzung Ossians (1807–1809); Sammlungen eigner Gedichte folgten 1814 (2 Bde.) und 1817. Bekannt wurde er erst durch das »Tagebuch eines Landküsters« (1824), den Almanach »Sneeklokken« (1826), die »Jütländischen Romanzen« und die »Nationalnovellen«, z. T. in jütländischer Mundart (in Zeitschriften 1827–29). Eine Auswahl seiner Werke (1833–36) füllt 7 Bände. Neue Sammlungen erschienen 1837 (»Swithiod«) und 1838 die »Zugvögel«, treffliche, ernst-patriotische Gedichte. 1842 erwarb er sich durch sein Meisterwerk: »Die Spinnstube« (jütländisch »E Bindstouw«), Novellen und Gedichte voll herzigen Humors und Poesie, für immer den Ruhm eines Nationaldichters, der zuerst Jütland, die Jüten und ihre Mundart dichterisch ergründet hat. Auf sein Wirken lassen sich die für das dänische Volksleben charakteristischen Volksfeste zurückführen. 1866 wurde ihm ein Standbild in Wiborg errichtet. Neuausgaben seiner Werke besorgte Professor P. Hansen: »Digte« (Kopenh. 1870), »Samlede Noveller og Skizzer« (2. Aufl., das. 1893–94, 20 Bdchn.; deutsch unter andern von Diezmann, Leipz. 1849, 6 Bde.). Vgl. seine Biographie von Kristensen und Lund (Kopenhagen 1882) und H. Hansen, S. S. Blichers barndom og ungdom (das. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 55.
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