Lungenhyperämīe

[851] Lungenhyperämīe, Überfüllung der Lungen mit Blut, entsteht als Lungenkongestion durch vermehrten Blutandrang. Dieser Zustand ist vorübergehend und tritt ein bei starken körperlichen Anstrengungen, im Rausch, beim Aufenthalt in zu warmer Luft, bei Einatmung reizender Gase, im Beginn von Lungenentzündungen. Durch Stauung infolge verminderter Abflußmöglichkeit tritt L. ein bei Herzkrankheiten, besonders bei Schlußunfähigkeit der Mitralklappe, bei Verkrümmungen der Wirbelsäule, Verbildungen des Thorax und andern Krankheiten. Die L. an sich ist keine Krankheit; ist sie chronisch, wie bei Herzfehlern, so führt sie zu chronischem Bronchialkatarrh, zur braunen Lungeninduration. Gegen Ende des Lebens tritt durch Herzschwäche oft eine Stauungshyperämie in den Lungen ein, die meist in Lungenödem übergeht. Die Behandlung richtet sich stets auf das ursachliche Leiden. – Zu umschriebener L. kommt es bei der Blutsenkung (Hypostasis) bei sehr geschwächten, einer kräftigen Atmung unfähigen Personen, wenn sie anhaltend auf dem Rücken liegen (z. B. bei schwächlichen Kindern und Greisen, bei schweren Typhusfällen etc.), indem das Blut sich, der Schwerkraft folgend, in den tiefstgelegenen Lungenabschnitten ansammelt. Dieser Zustand geht leicht in Lungenentzündung (s. d. 5, S. 850 f.) über. Er erfordert Reizmittel und methodische Atmungsübung zur Beförderung der Blutzirkulation in der Lunge.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 851.
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