Sigel

[456] Sigel, das, auch » die Sigle« (v. lat. singulae litterae), eine vornehmlich in der klassischen Philologie, Diplomatik und modernen deutschen Stenographie übliche Bezeichnung für die ständige Abkürzung eines Wortes durch einen oder einige Buchstaben, besonders vom Anfang desselben. Man findet Abkürzungen dieser Art in sehr vielen Schriftsystemen. Bei den Hebräern war ihr Gebrauch ziemlich umfassend, weniger bei den Griechen. In die römische Schrift soll sie der Dichter Ennius in großer Menge (1100) eingeführt haben, und im Laufe der Jahrhunderte ist ihre Zahl fast ins Ungemessene gewachsen. In den deutschen Stenographiesystemen wird heute meist der Ausdruck »Kürzung« (neuerdings auch »Kürzel«), »Abkürzung« gebraucht, da die Bezeichnung S. durch die große Zahl derselben im frühern Stolzeschen System etwas in Verruf gekommen ist. Vgl. Alvarez de la Braña, Siglas y abreviaturas latinas (Leon 1884). Vgl. Abbreviaturen und Stenographie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 456.
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