Warenkunde

[375] Warenkunde (Rohstofflehre), die Lehre von den in der Technik benutzten Rohstoffen, ihrer Herkunft,[375] Bereitung, ihren Eigenschaften, Sorten, ihrer Verfälschung etc. Manche Rohstoffe entziehen sich dem Gebiete der W., wie die Erze, die hüttenmännisch verwertet werden, viele mineralische Stoffe, namentlich Gesteine, die als Baumaterialien dienen und den Gegenstand der Baumaterialienlehre bilden, sowie viele vegetabilische Rohstoffe, die in der Pharmazie benutzt und in der Pharmakognosie behandelt werden. Anderseits zieht die W. oft auch Halbfabrikate und Fabrikate in ihren Bereich. Als selbständiger Wissenszweig entstand die W. erst, als durch die Ausbreitung des Handels zahlreiche Produkte verschiedenster Art, namentlich die Kolonialprodukte, dem Gewerbe und dem täglichen Gebrauch zugeführt wurden. Die sorgfältigste Behandlung erfuhren zuerst die medizinisch benutzten Körper, und die Pharmakognosie gelangte schnell zur Blüte. Die gewerblichen Waren suchte zuerst Beckmann gründlicher zu behandeln, dessen »Vorbereitung zur W.« (Götting. 1795–1800, 2 Bde.) Böhmers »Technische Geschichte der Pflanzen« (Leipz. 1794, 2 Bde.) gleich wertvoll zur Seite steht. Einen wesentlichen Aufschwung gewann die W. erst durch die Anwendung der Chemie und des Mikroskops auf die Untersuchung der Rohstoffe, und dann wurde sie durch Wiesners »Rohstoffe des Pflanzenreichs« (Leipz. 1873; 2. Aufl. 1903, 2 Bde.) der Pharmakognosie gleichgestellt. Aus der umfangreichen Literatur sind hervorzuheben die Lehr- und Handbücher von Erdmann und König (14. Aufl. von Hanausek, Leipz. 1906), Seubert (2. Aufl., Stuttg. 1883, 2 Bde.), Henkel (3. Aufl., das. 1882), Thoms u. Gilg (3. Aufl., Berl. 1905), Cracau (Zittau 1894–95, 2 Bde.), Bersch (Wien 1896), Bisching (7. Aufl., das. 1900), Hanausek (»Lehrbuch der Materialienkunde«, 2. Aufl., Wien 1898, 3 Bde.), Hassack (2. Aufl., das. 1904) und »Physikalische und mikroskopische Warenprüfungen« (das. 1903), die Lexika der W. von Schedel (6. Aufl., Leipz. 1863, 3 Bde.), Merck (4. Aufl., das. 1890), König (11. Aufl., Münch. 1902), Weidinger (2. Aufl., Leipz. 1892). Vgl. auch »Zeitschrift für allgemeine W.« (hrsg. von Haenig, Leipz., seit 1907) und die Literatur bei Artikel »Pharmakognosie«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 375-376.
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