Appretur

Appreturmaschinen.

In der Appretur findet unter den Waschmaschinen die Breitwaschmaschine ausgedehnteste Verwendung. Eine mustergültige Anordnung (Hemmer) zeigt Fig. 1. Zum Durchkneten des zu einem endlosen Bande zusammengenähten Zeuges Z dient das Walzenpaar A, dessen obere Gummiwalze durch Spiralfedern, die mittels der Traverse t auf die Oberlager wirken, auf die untere Kupferwalze gedrückt wird.

1. Breitwaschmaschine von Hemmer.
1. Breitwaschmaschine von Hemmer.

Das Zeug Z passiert, von den Walzen A gezogen, erst den Waschtrog B, der die ausgepreßte Flüssigkeit auffängt, dann die Spannstäbe l und h, wird von der Lattenwalze i fortgenommen, in den Trog E E, über die Spannprismen a, d, f, Leitwalze b, Anzugswalzen c, e zum Trog B zurückgeführt. Das an dem Gelenk m hängende, von n x in Schwingung versetzte Brett D dient zum Fortschieben des Zeuges. Das Rohr u dient zum Entleeren. Die Seitenwände C lassen sich nach der Stoffbreite einstellen.

Bei Trockenmaschinen wird erwärmte Luft dem gespannten und sich in der Kettenrichtung bewegenden Gewebe entgegengetrieben, oder das letztere wird über geheizte Trommeln fortbewegt. Eine Trockenmaschine ersterer Art besteht aus zwei horizontalen eisernen parallelen Balken von 12–20 m Länge, welche, auf 1 m hohen Böcken aufruhend, sich nach der Breite der Zeuge mittels Querschrauben auf 0,5–2,5 m einstellen lassen. Auf jedem Balken bewegt sich in der Längenrichtung eine endlose Kette mit nach oben gerichteten Stiften (Klaviere) zum Erfassen des Stoffes und in der Bewegungsrichtung etwas auseinander gehend (nicht parallel), um das Zeug hierdurch in der Breite zu spannen. Durch eingesetzte Wände bildet diese Rahmenmaschine einen langen Kasten, dessen Deckel das Zeug darstellt. An dem das Zeug abführenden Ende liegt ein Rohr mit einer der Zeugbewegung entgegen gerichteten trichterförmigen Erweiterung, durch die erwärmte Luft mittels eines Ventilators unter das Gewebe getrieben wird.

Eine Trommel- oder Walzentrocken-Maschine besteht aus 2–36 Trommeln, die horizontal nebeneinander, vertikal übereinander oder zu Gruppen verteilt angeordnet sind und (Fig. 2) durch hohle Zapfen mit den als Dampfbehälter und Kondensator dienenden hohlen Gestellteilen B B und dadurch mit dem Dampfzuströmungsrohr b in Verbindung stehen. Das von einer Walze ablaufende oder vom Fußboden aufgenommene Zeug c c passiert infolge der Trommeldrehung die Spannprismen 1, 2, 3, darauf den Ausbreiter 4 zum Breitspannen und sodann im Zickzack die Trommeln d, um getrocknet entweder auf die Walze n aufgewickelt oder durch einen besondern Lege-Apparat (Legmaschine) in Falten h niedergelegt zu werden (Fachen). Der Lege-Apparat (Facher) besteht aus zwei Hängeschienen f, die an der Spitze der schwanenhalsartigen Ansätze C drehbar aufgehängt und durch Schubstangen i von Kurbeln in Schwingungen zu versetzen sind. Das getrocknete Zeug c läuft über eine Führungswalze a zu dem Walzenpaar g, welches dasselbe infolge der Drehung vorzieht und durch das Hin- und Herschwingen bei h in Falten ablegt. Die Drehbewegung sämtlicher Teile geht von der Riemenscheibe e mittels Riemen derart vor sich, daß diese Maschine 12,5–15 m Stoff in der Minute trocknet.

Trockenkammern bilden viereckige, aus Eisenblech hergestellte Räume von 4–5 m Länge und etwa 3 m Höhe und 2 m Breite. Der zu trocknende Stoff wird an einer Schmalseite durch einen Schlitz fast unter der Decke von einer außerhalb liegenden Walze eingeführt, sodann in der Kammer, um horizontale Walzen gespannt, 3–4 mal hin und her geleitet und endlich, wieder an der Eintrittsseite, unmittelbar über dem Boden von einem außerhalb liegenden Walzenpaar getrocknet herausgezogen. Zum Trocknen dient ein Luftstrom, der in erwärmtem Zustand der Zeugbewegung entgegen in die Kammer getrieben wird, indem er durch einen Schlitz an der andern Schmalseite durch den Boden eintritt und über der Eintrittsstelle des Stoffes mit Wasser gesättigt durch die Kammerdecke die Kammer verläßt.

2. Trommel- oder Walzentrocken-Maschine.
2. Trommel- oder Walzentrocken-Maschine.

Die Erwärmung der Luft erfolgt sehr zweckmäßig mit Hilfe der bekannten Rippenheizkörper und die Fortschaffung und Bewegung derselben durch Dampfstrahler, die über der Kammer stehen.

Sengmaschinen brennen den Flaum ab, indem sie das Gewebe über einen glühenden Kupferstab (Stab- oder Plattensengerei), einen glühenden Zylinder (Zylindersengerei) oder durch Gasflammen (Gassengerei) hindurchziehen.

Die Gassengmaschinen bilden die Regel; sie sind (Gebauer, Fig. 3) mit drei Sengstellen A, A, A ausgestattet, an denen das Zeug Z derart vorbeigeführt wird (Fig. 4), daß es an jeder Sengstelle zweimal, also im ganzen sechsmal, gesengt wird.

3. Gassengmaschine von Gebauer.
3. Gassengmaschine von Gebauer.

Jedoch kann man einzelne Sengstellen ausschalten und das Zeug auch so führen, daß die Sengung an beiden Stoffseiten erfolgt. Das Zeug Z passiert, durch Spann- und Leitwalzen glatt gehalten, geleitet die Maschine in der Richtung des Pfeiles und legt sich bei B in Falten zusammen infolge einer Schwingung des Fachapparats C.

4. Brenneranordnung.
4. Brenneranordnung.

Das Gas wird von einem Gebläse G durch die Röhren a, a, a in die Brenner A, A, A getrieben, tritt aus feinen Schlitzen aus, und die Flamme strömt gegen das Zeug.

5. Scherzylinder.
5. Scherzylinder.

Der Hebel h dient zum gleichzeitigen Abrücken des Zeuges von sämtlichen Brennern.

Schermaschinen. Die gebräuchlichen Längsschermaschinen besitzen Scherzylinder (Fig. 5), die aus einer Walze W mit 6–12 schraubenförmig aufgezogenen Messern (Schienen) m m (1, 2, 3) bestehen und sich mit großer Geschwindigkeit drehen, während das Zeug daran in der Kettenrichtung vorbeigeführt wird. Eine Schermaschine (Fig. 6) erhält in der Regel zwei Scherzylinder A und A1. Das mit den Enden zusammengenähte Zeug T gelangt von der Walze K über die Leitwalze a, durch den aus prismatischen Stäben gebildeten Spannapparat c, über das Prisma d zu der Bürstenwalze B, sodann über die Leitwalze e unter die Bürstenwalze b (Aufsetzbürste) zum Aufrichten der Härchen und von hier in den Scherapparat A. Dieser ist gebildet aus dem mittels der Schrauben s genau einstellbaren Scherzylinder, dem Schertisch i und dem Gegenmesser g (Lieger), vor dem sich die Härchen aufrichten. Von A läuft das Zeug über f, unter der Bürste b zum zweiten Scherapparat A1 über G zur Zustreichbürste B1, um sodann über die Walze K den Gang durch die Maschine so oft zu wiederholen, bis der Erfolg erzielt ist. Der Antrieb geht von der Riemenscheibe 1 aus, die sie durch Zahnräder 2, 3, 4 auf die Zugwalze K, durch Riemen auf die Bürsten, Scherzylinder etc. überträgt. Letztere machen mit je 6 Messern 7800 Schnitte in der Minute. R ist ein Ausrücker.

6. Schermaschine.
6. Schermaschine.

Eine doppelte Rauhmaschine (Gessner, Fig. 7) besteht aus zwei Trommeln A, B von 1–2 m Länge, wovon A mit drehenden und B mit festen Karden (Streichkarden) besetzt ist. Das zu rauhende, mit den Enden aneinander genähte Zeug T wird durch die Spannapparate m, n über Führungs- und Spannwalzen a so geführt, daß es jede Trommel an drei Stellen berührt und bearbeitet wird, indem sich die Trommeln, der Zeugrichtung entgegen, etwa 100 mal in der Minute drehen. Die Ablage des Zeuges erfolgt durch den Fachapparat C auf den Tisch D.

Die Bürstmaschine bezweckt die Entfernung der vom Sengen und Scheren liegen gebliebenen Faserteilchen (Scherwolle) und das Legen der Fasern nach einer Richtung (Strich) und besteht (Fig. 8) aus einer mit 12 langen, schmalen Bürsten besetzten, sich drehenden Trommel A, der das mit den Enden verbundene Zeug T von dem Spannprisma a so zugeführt wird, daß es der Bewegung der Trommel entgegenläuft. Sodann liegen bei b, c, d, e Walzen zum Breithalten und Wegführen des Zeuges, das durch einen Trichter f in den schrägen, bedeckten Kanal g fällt, um wiederholt den Weg durch die Maschine anzutreten.

7. Rauhmaschine von Gessner.
7. Rauhmaschine von Gessner.

Stärkemaschinen (Klotzmaschinen, Stärkekalander) bestehen aus einem mit Appreturmasse gefüllten Trog und aus Walzen zum Durchziehen des Gewebes durch den Trog und Entfernen der überflüssigen Appretur. Der Stärketrog S (Fig. 9) befindet sich zwischen zwei Ständern G unter den 3 Preßwalzen p p, wovon die untere fest, die obern beweglich in Schlitzen des Gestelles gelagert sind. Die Mittelwalze wird durch das Gewicht Q an dem Hebel r belastet, der mit Schraube, Handrad und Arm h verstellbar ist. Das Gewebe T läuft von der Rolle B über die Spannstäbe a, c und eine Walze e in den Trog S und um den Eintauchhaspel d, durch die Dreiwalzenpresse zum Aufwickeln auf die Rolle s. Der Antrieb erfolgt durch Zahnräder von e aus, nur die Zeugrolle s erhält ihre Drehung durch einen Riemen. Die Einstellung der obern Walze erfolgt durch K.

Glättmaschinen bringen durch starke Pressung zwischen glatten Flächen Glätte und Glanz hervor. Am gebräuchlichsten sind hierzu die Kalander mit Walzen (Walzen-, Cylindermangel), die je nach der Anzahl der letztem 2-, 3-, 5wellig heißen (s. Kalander).

8. Bürstmaschine.
8. Bürstmaschine.

Bei der höchst wirksamen Walzenmangel wird das Zeug auf eine Walze Z (Fig. 10) aufgerollt und zwischen drehenden, stark belasteten Walzen hin und her gerollt (gemangelt). Eine solche Mangel (Gebauer, Fig. 10) besteht gewöhnlich aus einer festliegenden Unterwalze U und einer beweglichen Oberwalze O. Die Lager A der Oberwalze stehen mit einem Wasserdruckapparat D in Verbindung und sind beliebig stark (bis 60,000 kg) zu belasten, wobei ein Manometer M den Wasserdruck angibt.

9. Stärkemaschine.
9. Stärkemaschine.

Das von der Riemenscheibe B in Gang gesetzte Rädervorgelege V dieser hydraulischen Walzenmangel gestattet eine Umkehrung der Walzenbewegung. Vorteilhaft auf den Glättprozeß wirkt die Erwärmung der Walzen ein, weshalb die Kalander fast immer mit Vorrichtungen zum Einlassen von Dampf versehen werden.

10. Walzenmangel von Gebauer.
10. Walzenmangel von Gebauer.

Um die Glanzerzeugung zu erhöhen, bekommt eine Walze, z.B. O, oft eine größere Umfangsgeschwindigkeit (Differentialkalander). Die gewöhnlichen Walzenkalander können nicht verwendet werden, wenn die Appretur einen länger anhaltenden Druck verlangt, wie z.B. bei Tuch und tuchartigen Geweben. Zur Nutzbarmachung der Walzenkalander auch für den letztgenannten Zweck hat man (Fig. 11) die tuchführende Walze B mit zwei muldenförmigen hohlen und mit Dampf heizbaren Druckplatten C C umgeben, die den aus Nickelblech gebogenen Preßspan P P vermittelst Schrauben kräftig gegen das Zeug pressen.

11. Glättmaschine.
11. Glättmaschine.

Das letztere läuft von a über die Spannriegel i1 und i2 an der Bürstenwalze W vorbei, deren Andruck mittels des Handrades b geregelt wird. Darauf geht das Zeug über den Spannstab V, die Spannwalzen i3 und Y, zwischen die Mulden C, C und die Walze B, um sodann über L und i4 auf eine Tafel oder Wickelwalze zu gelangen. Zur Regelung der Spannung dient ein um Y laufendes Bremsband, das durch das Handrad d und Schnecke angezogen oder gelockert wird. Die liegenden Preßmulden in den um z z drehbaren Armen D D erhalten von den Schrauben S S und S1 S1 sowie einer starken Feder F den Andruck, zu dessen Regulierung das mit der Schnecke o und Schneckenrad n verbundene Handrad f auf die Feder F einwirkt, während außerdem der Preßspan P P mit Hilfe der Walze L, Schneckenrad, Schnecke h und Handrad g gespannt wird.

12. Walkmaschine.
12. Walkmaschine.

Die Schrauben s s dienen zur Stützung der Mulden. Der Antrieb erfolgt von der schnell umlaufenden, von einer Riemenscheibe bewegten Bürstenwelle R1, durch Zahnräder R2, R3 und R4 auf die Walze B, welche je nach der Stoffgattung eine Oberflächengeschwindigkeit von 2–4 m in der Minute bekommt.

Walkmaschinen sind mit stoßenden Klötzen (Hämmern) oder quetschenden Walzen als Arbeitsorganen versehen und danach als Hammer- und Walzenwalken unterschieden. Bei der ersten Art (Fig. 12) ist die Anwendung zweier gezackter Klötze m, m sehr gebräuchlich, die an Schwingen g hängen und mittels einer Kurbel o, o in pendelnde Bewegung gesetzt werden (Kurbelwalken). Zur Aufnahme der Zeuge dient das Walkloch L, das mittels Zahnstange z und Trieb t größer oder kleiner gemacht werden kann.

13. Walzenwalke von Hemmer.
13. Walzenwalke von Hemmer.

Der Trieb wird von dem Handrad h bewegt. Die Arbeit besteht darin, daß die Hämmer m, m abwechselnd ein in L eingelegtes Stück stoßen, quetschen und in die Höhe schieben, so daß jedes Stück nach dem Stoße herunterrollt und dem Hammer eine neue Fläche darbietet. Die Walzenwalken neuester Konstruktion (Hemmer, Fig. 13) erhalten in der Regel nur zwei Walzen O, U, wovon die obere nachgiebig gelagert ist, indem mittels Hebels r s, bei s angreifende Spiralfedern auf das Oberlager der Walze O wirken. Außerdem besitzen sie einen Einführungskanal a und einen Stauchkanal b f für das in Strangform eintretende Gewebe, welches, zu einem endlosen Bande zusammengenäht, von den Walzen gefaßt, unausgesetzt von oben nach unten zwischen den Walzen O U, seitwärts und in der Längenrichtung in dem Kanal b zusammengequetscht wird. Der Kanal a hat Seitenwände von Glas, die durch Federn angepreßt werden; der Kanaldeckel g (Zunge) ist von dem Hebelsystem k, i nach Bedürfnis zur Regelung des Druckes zu ent- oder belasten. Das Zeug Z fällt in den mit Walkflüssigkeit gefüllten Trog T und steigt an der Führungswalze c durch eine Brille o über die Führungswalze d in den Kanal a._– Als Walkflüssigkeit dient eine Lösung von Seife, fetter Ton- (Walker-)erde mit Wasser oder fauler Urin; dieselbe wird von dem Gefäß m aufgefangen und abgelassen, solange sie sehr schmutzig ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905.
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