X.

›Tristan‹ in der Reichshauptstadt.

[229] Vergebliche Bemühungen um eine Reichsunterstützung. – Aufforderung zu einem Tonstück für die 100jährige Feier der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten. – In Wien ›Lohengrin‹ zum Besten des Chorpersonals dirigiert. – Berlin: ›Tristan‹, Proben und Aufführung. – Verkehr mit Herrn v. Hülsen. – Centennialmarsch vollendet und abgeliefert. – Sorgen und Schwierigkeiten.


Unsere Sorgen sind groß, und schließlich muß ich den Vorsatz, die Aufführungen in diesem Jahre noch stattfinden zu lassen, für tollkühn ansehen.

Richard Wagner.


Wenigstens die eine Entschuldigung hat der Meister den herrschenden Mächten seiner Zeit nicht übrig gelassen, daß sie von seinen Wünschen und Nöten ununterrichtet geblieben wären, daß er es unterlassen hätte, sich um ihre Mithilfe zur Unterstützung seiner weitreichenden reformatorischen Bestrebungen zu bewerben. Wir haben diese Schritte, von der ersten und einzigen persönlichen Begegnung mit dem Reichskanzler ab, des Näheren verfolgt und zuletzt gesehen, wie selbst der bloße Versuch, diesen durch Übersendung seiner Schrift über ›Das Bühnenfestspielhaus zu Bayreuth‹ zu einer sympathischen Gegenäußerung zu veranlassen, fruchtlos geblieben war (S. 93). ›Das Ausbleiben jeder Erwiderung hatte mich davon in Kenntnis zu setzen, daß mein Anspruch auf Beachtung in der obersten Staatsregion für anmaßend gelten zu müssen schien. Andererseits hatte aber meine unermüdliche Gönnerin ein wohlwollendes Interesse des ehrwürdigen Hauptes unseres Reiches zu erwecken und wach zu erhalten gewußt. Ich ward veranlaßt, zu einer Zeit empfindlicher Hemmungen in Fortgange des Unternehmens den Kaiser selbst um eine nennenswerte Hilfe hierfür ehrfurchtvollst anzugehen.‹ Es war dies noch im vorigen Oktober, vor dem Aufbruch nach Wien geschehen, nachdem jeder andere Ausweg in schwerer Bedrängnis sich verschlossen und die durch den königlichen Kredit gewährte Aushilfe durch die seitens der Kabinettskasse stipulierten Forderungen (3/5 der einlaufenden Patronatscheine sollten zur Tilgung dieses Kredits aufgewandt werden!) fast illusorisch geworden war. Zu [229] dem bezeichneten Schritte, sich mit seinem Gesuche unmittelbar an den Kaiser zu wenden, entschloß sich der Meister jedoch, nach seiner eigenen Angabe, erst dann, als ihm berichtet war, es sei dem Oberhaupte des Reiches ein gewisser Fond zur Förderung nationaler Interessen zugestellt, über dessen Verwendung es ganz nach persönlichem Ermessen zu verfügen habe. ›Es ward mir versichert, der Kaiser habe mein Gesuch sogleich bewilligt und dem Reichskanzleramte in diesem Sinne empfohlen; auf ein entgegengesetztes Gutachten des damaligen Präsidenten dieses Amtes (Delbrück) sei aber die Sache fallen gelassen worden. Man sagte mir dann, der Reichskanzler selbst habe hiervon gar nichts gewußt: die Angelegenheit habe Herr Delbrück allein in der Hand gehabt; daß dieser dem Kaiser abgeraten habe, sei nicht zu verwundern, denn er sei ganz nur Finanzmann und bekümmere sich sonst um nichts. Dagegen hieß es, der Kultusminister, Herr Falk, welchen ich etwa als Vertreter meiner Idee in das Auge fassen wollte, sei ganz nur Jurist und wisse sonst von nichts. Aus dem Reichskanzleramte gab man mir den Rat, ich möge mich an den Reichstag wenden: dieser Zumutung erwiderte ich nun aber, daß ich mich an die Gnade des Kaisers, sowie an die Einsicht des Reichskanzlers, nicht aber an die Ansichten der Herren Reichstagsabgeordneten zu wenden vermeint hätte.‹ Das Schreiben aus dem Reichskanzleramt, auf welches diese letzterwähnte Erwiderung sich bezieht, ist vom 15. Januar 1876 datiert; die Verlegenheits- (oder auch Hochmuts-) Adresse desselben lautete: ›Herrn Professor Richard Wagner, Hochwohlgeboren, Bayreuth.‹ Aus diesem Grunde haben wir das abschließende Referat des Meisters über den Verlauf dieser Beziehungen an dieser Stelle eingeschaltet. Im Original hat es noch den Zusatz: ›Als späterhin dem Defizit abgeholfen werden sollte, hatte man wieder eine Einbringung an den Reichstag im Sinne, und wünschte den Antrag der dort am leichtesten durchfallenden Fortschrittspartei zugewiesen. Ich hatte bald von Reich und Kanzel genug.‹1

So standen die Dinge um die Mitte Januar des Jahres, für welches das Stattfinden der Festspiele nun allendlich angesetzt war. Für die ihm noch nötigen Fonds konnte er demnach allein auf die Tatsache der bevorstehenden außerordentlichen Leistungen und die dadurch erweckte, vielleicht nur neugierige Teilnahme der Allgemeinheit rechnen: dagegen entzog sich ihm alles und jedes, was weithin im deutschen Reiche eine anerkannt höhere Autorität besaß; mit seiner großen Sache stand er ganz allein und auf sich selbst angewiesen da. So ist seine briefliche Äußerung gegen Heckel vom 4. Februar zu verstehen: ›Auf die Frage: »Wie's uns geht« ließe sich vieles antworten. Die Welt, und namentlich auch, »Germania«, wird mir immer widerwärtiger! Unsere Sorgen sind groß, und schließlich muß ich den Vorsatz, die Aufführungen in [230] diesem Jahre noch stattfinden zu lassen, für tollkühn ansehen. Wir sind mit den Patronatscheinen bis 490; bedürfen aber, den neuesten Berechnungen nach, 1300, um auszukommen. Das ursprünglich projektierte Unternehmen ist also eigentlich vollkommen gescheitert. Nun gilt es dem Wagnis, zu sehen, was uns die Neugier schließlich noch herbeizieht Selbst Feustel glaubt es daraufhin wagen zu können; nur sehen wir einem Fehlen des Geldes für Juni u.s.w. entgegen, wo die Musiker und Sängerinnen ankommen und bares Geld beziehen wollen. Ich suchte einen Vorschuß von 30000 Taler beim Kaiser nach. Was zu machen ist, will ich noch sehen, wenn ich Anfang März nach Berlin komme, um andererseits dort wiederum zu sehen, wie es mit dem »Tristan« steht, an welchen ich ebenfalls noch nicht recht glaube. Im Übrigen machen wir hier gute Miene. Alles wird fertig (auf Kredit!); die künstlerischen Details der Ausführung werden in höchster Vollendung ausgearbeitet. Brandt, wie immer, ausgezeichnet – meine Hauptstütze! – Von den Sängern ist mir, außer von Scaria, nichts Widerwärtiges aufgestoßen: alles scheint mit festem Mute bei der Sache zu bleiben. Für Scaria werde ich helfen können, wenn er selbst in letzter Stunde doch nicht noch umkehrt; ganz fertig ist es mit ihm noch nicht.‹ Insbesondere sind die letzten Sätze dieser Nachrichten rührend und ergreifend; erinnern sie nicht buchstäblich an das Apostelwort von der Liebe: sie hoffet alles, sie glaubet alles, sie duldet alles? Ohne ein Herz voll solcher Liebe, die Glauben und Hoffnung in sich schließt, hat es freilich noch keinen Reformator gegeben, der auch nur den kleinsten, ›Berg‹ hätte, ›versetzen‹ können, und welch ungeheuere Bergeslasten blieben ihm noch fortzuwälzen übrig! Sicher ist auch, daß es nur ein sehr stolzes und festes Herz und ein sehr überlegener, über alles Persönliche erhabener Geist sein konnte, in dem eine solche Liebe, nebst Glauben und Hoffen, ihre Wohnstatt aufzuschlagen vermochte! Nichtsdestoweniger sind wir in der Lage, zur Ergänzung dieser vorstehenden Reflexion – wenigstens in bezug auf Scaria – noch einen ganz prosaischen wunderlichen Vorfall mitzuteilen, der uns mit all seinen Einzelheiten über jeden Zweifel hinaus verbürgt ist. An einem dieser Februartage geschah es nämlich, daß sich in Wahnfried ein – Gerichtsvollzieher anmelden ließ und durch diese Meldung viel Kopfzerbrechen über den Zweck seines Erscheinens verursachte. Im Gedenken an die perfiden Kampfesmittel seiner Gegner, von denen er seinerzeit in München reichste Erfahrung gesammelt2, ging dem Meister alles Mögliche und Unmögliche über das etwaige Vorhaben des Mannes durch den Kopf, bis zu seiner großen Erheiterung Folgendes sich herausstellte. Eine Dame in Wien legte auf Scarias etwaige Bayreuther Einnahmen im voraus Beschlag: dieselben seien ihr verpfändet, da der berühmte Sänger ihr den nicht ganz geringen [231] Betrag von 25800 Talern schuldig sei! Somit konnte er sich wenigstens des Einen erfreuen, eine Art Erklärung, wenn auch nicht eben Rechtfertigung und Entschuldigung, für sein unglaubliches Benehmen gefunden zu haben! – –

Neben den Sorgen für sein großes Unternehmen hatte ihn im Laufe der letzten Zeit, durch die Errichtung und Einrichtung seines Hauses und die Führung seines Haushaltes im großen Stil, die zahlreichen Sängerbesuche des vorigen Sommers etc, so manche Sorge für sein eigenes privates Leben bedrückt. Hatte er doch seit drei Jahren, anstatt für das Wohl der Seinigen aus seinen Arbeiten Erträge gewinnen zu können, vielmehr aus seinem eigenen Vermögen für immer neue Reisen und kostspielige Aufenthalte neue Opfer bringen müssen (vgl. S. 178), die ihm niemand ersetzte, da der Ertrag der Konzerte ausschließlich den Festspielen galt. Die Annahme des Jaunerschen Antrages für die Wiener ›Tannhäuser‹- und ›Lohengrin‹-Aufführungen war wesentlich durch diese Rücksicht bestimmt worden. Diesen Sinn hatte es denn auch, wenn er – noch während dieses selben Winters – mitten unter allen Pflichten, Nöten und Bedrängnissen seines Festspielunternehmens, einem seltsamen Antrag Gehör gab, der kurz vor Weihnachten von jenseit des Ozeans an ihn gelangte. Es handelte sich um die Komposition eines festlichen Musikstückes in Marschform zu den Feierlichkeiten, mit denen die 100jährige Wiederkehr der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten Nordamerikas begangen werden sollte. Bei der Beratung hierüber hatte der Dirigent der New-Yorker Philharmonischen Gesellschaft, Theodor Thomas, den Vorschlag gemacht, es möchte der größte lebende Meister damit betraut werden, das gewünschte Orchesterstück zu liefern; der Vorschlag fand sofortige Billigung und der ›Frauen-Verein‹ des Centennial-Komitees machte sich anheischig, die für den Zweck notwendige Summe aufzubringen. In einem Schreiben vom 22. Dezember 1875 an den deutschen Musiker Gottlieb Federlein in New-York, der sich seit einiger Zeit durch seine gediegenen analytischen Aufsätze über das ›Rheingold‹ und die ›Walküre‹ im Musikalischen Wochenblatt3 dem Meister bekannt gemacht hatte und nun als brieflicher Vermittler des Thomasschen Vorschlages an ihn herangetreten war, gab er im allgemeinen seiner Bereitwilligkeit Ausdruck, auf diese Aufforderung einzugehen. ›Wenn ich Ihnen die Sache schicke, erwarte ich denn auch, daß sich die Amerikaner gut gegen mich benehmen werden, namentlich in betreff der Förderung meiner Festspiele‹. Bis zum 8. Februar herrschte in der Angelegenheit völliges Schweigen, dann erfolgte eine nochmalige Aufforderung seitens des Herrn Thomas, woraufhin er sich unter dem gleichen Datum bereit erklärte, eine Komposition für große Orchester von dem Umfang und Charakter des Kaisermarsches zu der bevorstehenden Feier auszuführen und zur Versendung spätestens am 15. März an [232] ein beliebiges deutsches Bankhaus, gegen Auszahlung von 5000 Dollars bei Empfang des Manuskriptes abzuliefern. ›Für die Höhe meiner Forderung‹, heißt es in seinem Schreiben, ›bestimmen mich neueste Erfahrungen, da mir z.B. von meinem Berliner Verleger bereits 5000 Taler für eine ähnliche Komposition geboten wurden, welche übrigens außer aller Beziehung zu einer nationalen Festfeier gestanden haben würde. Herr Verdi hat von seinem Verleger Ricordi für das unbedingte Aufführungs- und Eigentumsrecht seines Requiems ca. eine halbe Million Francs erhalten; somit darf es mir erlaubt sein, einen Schluß auf den Wert der Komposition eines jetzt berühmten Autors zu ziehen‹. Immerhin lag seiner Annahme des Vorschlages die gerechte Würdigung des bedeutenden Anlasses zugrunde, und nicht schlechtweg, soviel darauf bezüglicher Scherze auch aus seinem Munde überliefert sind4, eine äußere, materielle Rücksicht. In den meisten an ihn herantretenden ähnlichen Aufforderungen war eine Verkennung seines künstlerischen Charakters enthalten. So hatte er die noch vor kurzem an ihn herangetretene Einladung der Kommissäre der Londoner Internationalen Industrieausstellung, die Eröffnungsfeier durch die Komposition eines geeigneten Musikstückes zu verherrlichen, kurzweg abgeschlagen. Hingegen entstand infolge der amerikanischen Aufforderung jenes energisch bewegte Tonstück, welches, in seiner eigenartigen Färbung dem Huldigungs- und Kaisermarsche ebenbürtig, die lebendige musikalische Verkörperung in Tönen des ihm vorgezeichneten Mottos enthielt. ›Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muß‹. Bei den zarten Stellen der Komposition hatte er, nach seinem eigenen Ausspruch, an ›die schönen und tüchtigen Frauen Nordamerikas‹ gedacht, die im Festzuge mit dahinschreitend anzunehmen wären. Unmittelbar nach Absendung seiner Forderung machte er sich (9. Februar) an den Entwurf der musikalischen Skizze. Die Arbeit ging aber trotzdem etwas zögernd vor sich; der rechte Einfall dafür ergab sich nicht so unmittelbar: es fehlte ihm an einem bestimmten anschaulichen Anhalts- und Ausgangspunkt, der ihn unmittelbar in eine produktive Begeisterung hätte versetzen können War es doch das erste Mal in seinem Leben, daß die Nötigung zur Ausführung einer Arbeit – durch die vorläufige Annahme der Offerte – früher da war, als die poetische Idee!5 So geschah es, daß seine [233] schaffende Einbildungskraft während der Arbeit vielfach in ganz andere Regionen abschweifte, anstatt bei den Amerikanern zu weilen, und sich über die ihr gestellte Aufgabe hinweg unwillkürlich dem ›Parsifal‹ zuwandte, nach dessen dichterischer und musikalischer Gestaltung er damals bereits eine tiefe Sehnsucht empfand, von deren Befriedigung er sich immer wieder abgedrängt sah. Das ›Komm, holder Knabe‹ stammt in seinen Skizzenaufzeichnungen aus der Zeit des amerikanischen Marsches; es ging seiner Phantasie plötzlich auf und sofort wußte er, wohin diese Melodie gehörte und daß sie – nichts weniger als ›amerikanisch‹ sei! Trotz alledem war der vollständig ausgeführte Entwurf mit seinem mächtig sich steigernden Aufbau bereits am Sonntag, 20. Februar fertig, und wenige Tage später ging er an die Instrumentation des Stückes, welches inzwischen Rubinstein aus der Skizze direkt vom Blatte sehr schön zum Vortrag brachte. Er fuhr fort, an der Orchestrierung zu arbeiten, nahm sich aber vor, sich damit nicht zu übereilen, so lange er noch keine zustimmende Antwort aus Amerika erhalten habe. Gab es doch eben damals für ihn noch ganz andere, in der augenblicklichen Situation begründete Verhinderungsursachen für eine prompte Ausführung der Partitur. Durch seine gegebenen Zusagen für Wien und Berlin war seine Zeit und Kraft gerade jetzt in erschöpfendster Weise in Anspruch genommen.

Für Wien handelte es sich um die versprochene persönliche Leitung des ›Lohengrin‹ zum Besten des Chorpersonals (S. 225), für Berlin aber um die dortige erste Aufführung seines ›Tristan‹. Mit dieser war es seltsam genug zugegangen; denn unter der Oberleitung eines Herrn von Hülsen hatte die Berliner Hofoper, trotz Eckert, Niemann und Betz, an eine wirkliche Einladung des Autors gar nicht gedacht! Noch um die Mitte Dezember hatte er Eckert in mehreren Angelegenheiten, auch in Sachen des Bayreuther Orchesters geschrieben. In betreff dieses letzteren Punktes ließ ihm Eckert durch den Generalmusikdirektor Wieprecht antworten; er selbst aber schwieg, und dem Meister war es nur zu deutlich, weshalb? ›Weil er mir eine Notiz über die »Tristan«-Angelegenheit geben müßte, welche – natürlich – allen Not und Scham macht. Ich habe von Anfang herein, und zwar allen Ernstes, auf den »Tristan« in Berlin nicht gerechnet.‹6 Nun aber drangen, mit Beginn des neuen Jahres, wieder allerlei Gerüchte zu ihm: das neueste, er würde im Januar daselbst erwartet, um mit Hülsen, Niemann, Betz und Voggenhuber über die Besetzung des ›Tristan‹ zu konferieren! Da er offiziell sonst nichts erfuhr, wäre ihm alles gleichgültig gewesen. Nun kam aber der Fall, daß [234] er, wie bereits erwähnt, in der von ihm sehr ernst genommenen Prozeßsache mit dem Musikverleger Fürstner doch wahrscheinlich bald in Person nach Berlin zu gehen genötigt war. ›Ist nun etwas mit dem »Tristan« vor, so wünsche ich natürlich gern die beiden Angelegenheiten kombinieren zu können.‹7 Wenn man aus demselben Briefe ersieht, welche Besetzungsschwierigkeiten und -Komplikationen ihn noch beständig – für den Sommer – verfolgten, wie Zusagen, Absagen, Forderungen und Voraussetzungen selbst für die kleineren Partieen der einzelnen Walküren unausgesetzt an ihn herantraten, so muß man wohl erstaunt sein, daß er unter solchen Ansprüchen überhaupt Sinn, Muße und Ruhe für die Ausführung einer neuen musikalischen Arbeit zu finden imstande war.

Daß außerdem fast jeder Tag seine unvorhergesehenen Ansprüche für Korrespondenz stellte, blieb sich stets gleich; so daß wir hier gewissermaßen nur als vereinzelte Stichprobe das vom 20. Februar an ihn gerichtete Gesuch des Aachener ›Komitees des Niederrheinischen Musikfestes‹ herausheben, welches sich um eine Mitwirkung Vogls bei einer mitten in die Proben dieses Sommers fallenden Musikaufführung bewarb, mit Berufung auf das besondere Verdienst, bei jenem Aachener Musikfest vom Jahre 1857 unter Liszts Leitung, an welches damals Ferd. Hiller seine schmählichen Ausfälle knüpfte8, irgend eine Komposition des Meisters erstmalig (doch wohl nur für Aachen?) aufgeführt zu haben. Hierauf hatte er dann seinerseits zu erwidern, daß ›in seinem Probenplan kein Stein ausfallen dürfte; bei aller Achtung vor Musikfesten (besonders wenn sie vor 19 Jahren eine Komposition von ihm aufgeführt!) könne er ihnen doch Vogl nicht bewilligen; gerade die ersten Proben seien die wichtigsten‹.

Sehr ermüdet von allen bisherigen Ansprüchen traf er am Vorabend der angesetzten Aufführung in Wien ein, um daselbst sein Wort einzulösen und zum Besten des dortigen bewährten Chorpersonales den ›Lohengrin‹ zu dirigieren, nachdem sich der Wiener Chor gerade den in diesem Werke gestellten Aufgaben gegenüber so sehr zu seiner Zufriedenheit bewährt hatte. Er kündigte sein Eintreffen in einem Briefchen an Frau Materna mit den Worten an: ›Vor drei Tagen wußte ich noch nicht, daß ich selbst noch nach Wien kommen würde! Mit meinen Entschlüssen ging alles drunter und drüber. Sie können sich wohl denken, welche Zeit ich jetzt durchlebe, und was mir alles durch den Kopf geht!‹ Das Briefchen schließt mit dem Scherz: ›Also heute Abend wird umgeschmissen!‹ Nachdem das Werk erst ganz kürzlich unter seiner Oberleitung zu Gehör gebracht war, durfte er es nämlich – unter den gegebenen Umständen – wohl wagen, die Führung des Orchesters ohne jede weitere vorangegangene Probe zu übernehmen. Wien erlebte das seltene Ereignis, [235] den Meister selbst eines seiner Werke dirigieren zu hören. Mit stürmischem Zuruf des ausverkauften Hauses empfangen, erfuhr er auch an diesem Abend die lebhaftesten Bekundungen der allgemeinen Begeisterung. Sein magischer Einfluß auf das Orchester erwies sich als wahrhaft wunderwirkend; sogleich das Vorspiel gelangte unter seiner Führung zu einer Wiedergabe, wie es bis dahin in Wien noch nicht vernommen worden war. Mit Bezug auf die Leitung des gesamten Werkes im Verhältnis zu derjenigen Hans Richters wurde mit Recht die Bemerkung gemacht, daß der ›63jährige Meister den 36jährigen Schüler an Temperament überrage‹.9 Der Eindruck des Ganzen war unwiderstehlich groß und gewaltig, der Chor übertraf an diesem seinem Ehrenabend sich selbst und trug wesentlich zur Gesamtwirkung bei, während die Solisten sich von neuem als unzulänglich, inkorrekt, stimm- und vortragslos erwiesen. Mehr und mehr ließ sich durch solche Erfahrungen die Unmöglichkeit erkennen, eine außerordentliche Leistung dauernd auf den bestehenden Theatern einzubürgern. Die Beifallsbezeigungen des Publikums, welches diese Unzulänglichkeit nicht empfand, waren so anhaltend, immer wieder in stürmischen Ausbrüchen sich erneuernd, daß er sich dadurch zum Schluß abermals zu einigen gerührten Worten des Dankes gedrängt sah. Ein sehr hübsches Diner bei Direktor Jauner vereinigte ihn tags darauf (3. März) mit seinen hauptsächlichsten Wiener Freunden; er empfand es als seinen Abschied von Wien (S. 221). Um 8 Uhr abends trat er die Reise nach Berlin an; das dankbare Chorpersonal, dem er das große Opfer einer nochmaligen Reise zu seinen Gunsten gebracht, gab ihm das Geleit auf den Bahnhof. Im Wartesaal, einem wenig beleuchteten, hohen düstern Raum, erklangen – wundervoll vorgetragen – plötzlich die erhabenen Klänge des ›Wach' auf!‹ aus den Meistersingern, vor denen die sichtbare Umgebung dahinschwand und die innerste Seele dieser armen deutschen Künstler unmittelbar zu ihrem Meister zu sprechen schien. Eine gute Nacht im Schlafcoupé schloß sich daran, am folgenden Mittag um 2 Uhr wurde er in Berlin von seinen dortigen Freunden, insonderheit Gräfin Schleinitz, bewillkommnet, und nahm seiner Gewohnheit nach wiederum im Parkhotel Quartier.

Die Vorbereitungen zum ›Tristan‹ waren hier inzwischen schon so weit gediehen, daß nach der Ansicht Herrn v. Hülsens alles ›zur Aufführung bereit war‹. Es mußte erst einiger Widerstand überwunden werden, um noch einmal mit den Klavierproben zu beginnen; allein er war nicht nach Berlin gekommen, um sein Werk unter Eckerts Leitung bloß passiv anzuhören, sondern um dessen erstmalige Aufführung in der Reichshauptstadt nach Möglichkeit in seinem Sinne grundlegend zu gestalten. Er hielt daher, um das Orchester nicht unnütz zu ermüden, zunächst eine volle Woche lang noch Klavierproben [236] mit den einzelnen Sängern ab, von denen ihn insbesondere Betz als Marke, demnächst auch Frl. Brandt als Brangäne befriedigte. Dann kamen (10. und 11. März) die szenischen Arrangierproben daran, mit mannigfachem Ärger über die unzulänglichen Dekorationen. In der Zwischenzeit gab es nach manchen Seiten hin Verkehr, auch instrumentierte er seinen amerikanischen Marsch. An einem ausnahmsweise probenfreien Sonntage rückte die Partitur mit einem Male um fünf Seiten vor. Dann wurde, vom Montag ab, an drei aufeinander folgenden Tagen (13., 14. und 15. März) je ein Akt zusammen mit dem Orchester studiert. Eckert dirigierte und der Meister führte die Regie Freundlich korrigierte er die Sänger, so oft es not tat; meist mit einem Scherze. Zuweilen sprang er auf, um eine Stellung vorzumachen, und wieder war es merkwürdig zu sehen, wie seine Gebärde alles verdeutlichte, wie ganz anders die Szene wirkte, sobald die Darsteller seiner Weisung folgten. Das Orchester begleitete ihm meist zu stark. ›Ich weiß es wohl‹, sagte er dann wohl scherzend, ›es liegt nicht an Ihnen, meine Herren; ich habe es so ungeschickt komponiert, wie ich jetzt höre.‹ Freilich ward hier der Klang des Orchesters durch keine Versenkung gemildert, wie in Bayreuth; kein Bühnenvorsprung deckte die Blechinstrumente, deren materielle Gewalt nicht selten da überwog, wo nur ihre Tonfärbung beabsichtigt war. Aber dies war seinerzeit in jenen unvergeßlichen Münchener Aufführungen ebensowenig der Fall gewesen, und immer wieder drängte sich ihm unwillkürlich die Vergleichung mit jener einzig dastehenden Verkörperung seiner Schöpfung unter der Leitung Bülows und der Mitwirkung Schnorrs auf, wogegen denn Eckert und Niemann sich in einem weiten Abstand befanden. Und in der Tat: wer Schnorr als Tristan gesehen, wie schon sein bloßes Erscheinen vor dem Zeltvorhang: ›begehrt, Herrin, was Ihr wünscht‹, die Inkarnation aller Tragik war, konnte dessen völlig mit dem Geiste des Werkes zusammenfallende Leistung nie über einer anderen vergessen. ›Niemann konnte nicht anders‹, sagt sein geistvoller Biograph10, ›als sich eine Partie nach seiner Weise zurechtlegen, eine Gestalt in seine Natur übersetzen. Trotz aller Wandlungsfähigkeit war er immer Niemann, kein Darsteller hätte sich so schwer in eine andere Auffassung zwingen lassen, wie er‹. Und hierin gab ihm denn der Meister, in voller Erkenntnis der Sachlage, manches nach. Sein bester Akt war der erste: ›nirgends trat die ernste Größe, die gehaltene Männlichkeit des tragischen Helden so hervor‹.11 Bei weitem schwächer war sein zweiter Akt, mit seiner zart leidenschaftlichen Innerlichkeit. Vollends im dritten Aufzug hatte seine, von Schnorr so gänzlich [237] verschiedene Natur – immer nur durch mächtige sichtbare Bewegungen seines hünenhaften Körpers zu wirken gewohnt – mit den unerhörtesten, ihm widerstrebendsten Schwierigkeiten zu ringen. ›Hier ist man ja in spanische Stiefel eingeschnürt‹, klagte er während der Probe dieses Aktes. Und doch wurde sein Tristan eine Leistung, die schließlich auch den Meister nicht unbefriedigt ließ.12 Auch mit Eckert an der Spitze des Orchesters sprach er sich zufrieden aus, und bezeugte ihm dies nach der Aufführung eigens noch brieflich, indem er ihn aufforderte, auch der von ihm geleiteten Berliner Hofkapelle seine unumwundenste Anerkennung zum Ausdruck zu bringen. ›Gewiß ist mir nie etwas so Schwieriges als dieser »Tristan« leichter gemacht worden, als es diesmal durch die sorgfältigen, von ganzem Herzen meinerseits Ihnen verdankten, Vorbereitungen zu diesem Werke geschah.‹

Ohne jede positive Aussicht auf Erfolg waren die Schritte, welche er etwa im Interesse seiner großen Sache hätte tun können. Der ihm zuletzt gemachte Vorschlag, seine Bewerbung um einen Vorschuß aus dem Reichsfond zur Beratung an den Reichstag zu überweisen, war einer sehr verschiedenen Auslegung fähig. Die Bayreuther Freunde, Feustel und Muncker, waren der Ansicht, eine Ablehnung seitens dieser Behörde müsse die Sache in der öffentlichen Meinung notwendig diskreditieren und könne dem Reichskanzler daher eine solche Ablehnung wahrscheinlich, zur Rechtfertigung seines eigenen Verhaltens, nur erwünscht sein. Den Meister selbst hatte die Verweisung an den Reichstag, während er an die Gnade des Kaisers appellierte, bloß tief empört, was sich denn auch in seiner Erwiderung auf diese Zumutung (S. 230) kundgab. Gräfin Schleinitz hingegen, die wohlerfahrene, hatte eine solche Petition seitens des ›Verwaltungsrates‹ auf Grund von Äußerungen Lothar Buchers empfohlen: die Stimmung dafür sei nicht ungünstig, auch sei in einer so schlimmen Lage eine weitergehende Schädigung kaum möglich und deshalb nicht zu fürchten. Doch riet wiederum gerade Bucher davon ab: der Fürst sei der einzige, auf den man sich verlassen könne, und er sei krank. Hinterher hieß es wiederum, Bismarck habe zu dem Landrat Jachmann13 gesagt: da man seinen Rat, an den Reichstag zu gehen, wo er mit ganzer Kraft für die Sache eingetreten sein würde, nicht befolgt habe, wolle er gar nichts mehr davon wissen. So bezog sich denn auch gleich die erste Äußerung der Gräfin Schleinitz bei der Ankunft des Meisters in Berlin auf die ›Unmöglichkeit, das Benehmen des Reichskanzlers in der Angelegenheit zu begreifen‹. Die Berliner Presse waltete in ihren auswärtigen Korrespondenzen wiederum reichlichst [238] ihres Amtes, neue Mißverständnisse und Verwirrungen auszusäen. Hier hieß es einfach, kurz und gut: Wagner betreibe in Berlin das Projekt eines ›Ankaufs‹ (!) seines Festspielhauses durch das Reich. ›Was soll jetzt nicht alles das Reich kaufen?‹ hieß es bei solcher Gelegenheit. ›Außer der vornehmen Protektion, welche dem Plane gesichert ist, hat man sich auch im stillen um die Stimmen hervorragender Reichstagsabgeordneter beworben, und einige derselben sollen bereits zugesagt haben, gegen diesen Plan wenigstens nicht parlamentarisch vorzugehen.‹ Nein, von all dergleichen Plänen war der Meister weit entfernt, seitdem er erkannt, daß die Dinge, in der Nähe betrachtet, sich nicht klarer und erfreulicher ausnahmen, als zuvor in der Ferne.

Am Donnerstag, 16. März, fand eine Probe sämtlicher drei Akte statt, zwar noch ohne Kostüm, aber mit den nötigen Requisiten, nach welcher der Meister im Einverständnis mit seinen Sängern eine weitere Generalprobe im Kostüm für überflüssig und bloß ermüdend erachtete. Tags darauf beendigte er seinen amerikanischen Marsch und ließ nachmittags ein glänzendes Diner in Herrn von Hülsens Behausung, Französische Straße 36, über sich ergehen, wozu außer Niemann, Betz, Frau v. Voggenhuber etc. noch einige höhere Würdenträger der Reichshauptstadt mit eingeladen waren. Wohl schienen demnach in Berlin mächtige Veränderungen vor sich gegangen: die Extreme konnten sich nicht näher berühren. Zehn Jahre früher hätte eine solche Begegnung, und nun gar eine, dem Meister im eigenen Hause der infalliblen Exzellenz erwiesene Gastlichkeit, zu den Unmöglichkeiten gehört. War denn das schützende Gehege zertrümmert, welches den reißenden Wolf so lange von den frommen Schafen der kgl. Hofoper ferngehalten? In Wahrheit blieben dabei unter dem äußeren Deckmantel einer, auch hierbei geübten grenzenlosen Geduld und Nachsicht von seiten Wagners, und der, durch die gesellschaftlichen Lebensformen gebotenen Zurückhaltung abweichender Meinungen seitens seiner Gastgeber, ganz die alten Gegensätze verborgen, wie sie durch den Bildungsstand eines solchen ordengeschmückten, durch allerhöchste Huld mit fast unbeschränkter Vollmacht in Kunstangelegenheiten ausgezeichneten, kgl. preußischen Generalintendanten ein für allemal vorgeschrieben waren!14 Es konnte ihm[239] demnach einzig darum zu tun sein, diesen unvermeidlichen Gegensatz nicht noch überflüssigerweise, wie bisher, zur unüberbrückbaren Kluft einer feindseligen Gesinnung ausarten zu sehen!

Nach Beendigung seiner Komposition und der angreifenden Proben fühlte er sich zunächst bloß wie von einer Last befreit und keines der von außen her nie ausbleibenden Ärgernisse konnte ihn in diesem Wohlsein stören, auch nicht, daß die Wiener Sängerin der ersten Norn ohne ersichtlichen Grund – vermutlich durch Scaria aufgereizt – ihre Partie zurückschickte! Er nahm daraus vielmehr den Anlaß, seine Nichte Johanna Jachmann-Wagner zur Übernahme dieser Partie, wie auch der jener Sängerin zugewiesenen Walküre (Schwertleite) aufzufordern, und niemand konnte darüber mehr beglückt sein als Frau Jachmann. Noch am 18. März setzte er, da ihm die Adresse des Herrn Thomas nicht zur Hand war, in einem Briefe an Herrn Federlein in New-York seine dortigen Besteller von der Vollendung seiner Arbeit in Kenntnis, und nahm in bester Stimmung, heiter und freundlich, an einem, ihm zu Ehren gegebenen Diner im Hause des Malers Adolf Menzel teil. ›Ich hätte‹, heißt es in jenem Schreiben, ›die Partitur bereits vor 14 Tagen beendigen können, wenn meine sehr angreifenden Beschäftigungen in Wien und Berlin – wofür ich gerade um diese Zeit verpflichtet war – mich nicht davon abgehalten hätten, so daß ich zuletzt nur unter der größten Anstrengung fertig werden konnte. Doch wird immer noch genügend Zeit zum Ausschreiben und Einstudieren zu gewinnen sein, da in den ersten Tagen des April die Partitur in Herrn Thomas' Händen sein wird ... Jetzt wünsche ich gutes Glück. Der Marsch gefällt meinen hiesigen Freunden vorzüglich; ich glaube, er wird mir und den Amerikanern Ehre machen.‹ An die Abholung des Manuskriptes durch die amerikanischen Delegierten knüpft sich eine vielerzählte Anekdote. Der Meister verstand kein Englisch, die Herren Delegierten wenig Deutsch. Einer von ihnen verwechselte, beim Hören der Goetheschen Motto-Verse, das Wort ›erobern‹ mit dem englischento rob, also etwa ›erräubern‹, und Wagner lachte noch späterhin oft über diese, durch ihn in den Text der Faust-Dichtung gelangte Variante.15

Der Aufführung des ›Tristan‹ ging in der reichshauptstädtischen Öffentlichkeit eine außerordentliche, ja fieberhafte Spannung voraus, mit allen Symptomen eines großstädtischen Theaterereignisses. Sie stand in grellem Mißverhältnis zu der unerläßlichen Sammlung für die verständnisvolle Aufnahme eines Kunstwerkes, vollends gerade des ›Tristan‹. Berlin trat auch [240] hierbei nicht aus sich heraus: noch einmal entfaltete fast die gesamte Publizistik, die vor sechs Jahren die ›Meistersinger‹ für unmöglich und unlebensfähig erklärt hatte, alle Feindseligkeiten einer wütenden Opposition. Was unter diesen Umständen im geneigten, gleichsam parteifreundlichen Sinne für den Meister und sein Werk eintrat, war vielfach unreif und mangelhaft vorgebildet. Ein von Wagners Hand mit Bleistift geschriebener Zettel (laut Poststempel vom 5. März) bezeugt, was aus diesen Kreisen für Anfragen an ihn gerichtet wurden, und wie weit seine Langmut in ihrer Erledigung ging.16 Persönlich ließ er diese Herren von der Feder nicht an sich heran. Von Mannheim aus war Heckel zur Generalprobe und Aufführung eingetroffen; da er auch im Tiergarten-Hotel wohnte, konnte der Meister diejenigen Journalisten und Berichterstatter, die sich bei ihm melden ließen, an Heckel verweisen.17 Mit einigen derselben, wie W. Tappert, von dem er eine bessere Meinung hatte, machte er eine Ausnahme, und eröffnete ihnen ab und zu seinen Verkehr. ›Am Abend‹, so erzählt dieser Letztgenannte, ›sammelte sich ein kleiner, intimer Kreis um den gefeierten Tondichter, der in ungezwungener Laune aus der Fälle seiner Erinnerungen uns erheiternde Proben gab. Der Diener bringt eine Visitenkarte; Wagner fragt mich: »Kennen Sie Herrn Soundso? Was ist das für ein Mann?« Ich hatte keine Neigung, von dem Betreffenden ein getreues Bild zu entwerfen, und half mir durch einige ausweichende Redensarten. Da meinte Wagner: »Ich will Ihnen sagen, was ich von ihm halte; er hat sich schlecht benommen gegen Hans (v. Bülow), – das ist wohl kein guter Mensch, ich mag nichts von ihm wissen«. Und zum Diener gewendet, rief er: »Melden Sie, ich wäre krank, todkrank, ich sei gestorben, plötzlich gestorben!«‹18 Aber auch in jeder anderen Hinsicht verleugnete sich – in bezug auf das ›Theaterereignis‹ – die Reichshauptstadt mit ihren Gewohnheiten in keinem Zuge. Unmittelbar nach dem Schluß der Vorstellung am Sonntag Abend postierten sich innerhalb des zur Billettkasse führenden Gitters eine Anzahl Personen, um die kühle Märznacht hindurch bis zum Vormittag des anderen Tages auf die Eröffnung des Schalters zu warten. In kürzester Frist waren denn auch sämtliche Plätze ausverkauft. Es war keine Begeisterung der Beteiligten dabei im Spiele; wenigstens galt sie nicht dem ›Tristan‹, [241] sondern einzig und allein der gewerbsmäßigen Spekulation. ›Die Billettbörse vor dem Opernhaus, und zwischen diesem und dem Palais des Kaisers‹, besagt eine Berliner Korrespondenz vom 21. März, ›zeigte eine Belebtheit, die sie vor der »Tristan«-Aufführung nie erreicht hat; zeitweise mochte die Zahl der Käufer und Verkäufer einige Hundert erreichen. Die Billetthändler haben eine Ernte gehabt, wie sie sie seit Jahren nicht gekannt‹. Der mit dem Billetthandel getriebene Unfug überschritt dabei alle fast gewohnten Grenzen: es wurden bis zu 150 Mark für einen Parkettplatz gefordert und von Sensationsbegierigen bezahlt! – – –

Der Aufführung am Montag, den 20 März ging nichts ab, was ihren äußeren Glanz hätte erhöhen können.19 Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Augusta, der ganze kaiserliche Hof und dessen zahlreiche hohe Gäste von auswärts her, wohnten der von 6 bis 1/211 Uhr währenden Vorstellung bei; der Meister selbst befand sich, mit seiner Gemahlin, in der Loge des Generalintendanten, aus der er sich dazwischen entfernte, um noch während der Aufführung auf der Bühne selbst nach dem Rechten zu sehen. Unmöglich konnte das ungeheure Werk selbst in dieser Umgebung sei nen Eindruck verfehlen: dennoch vermißten diejenigen, welche es noch jüngst (Sommer 1875) im kleinen Weimar erlebt, die Feststimmung, welche das Publikum dort ins Theater mitgebracht Unerhört war der Andrang, das Wogen und Treiben in den Korridors, der äußere blendende Glanz der Toiletten etc. Während der einzelnen Aufzüge herrschte eine gespannte und lautlose Stille; nach den Aktschlüssen stürmische Hervorrufe der Darsteller und des Meisters, mit den üblichen Blumen- und Kranzspenden. Im ersten Zwischenakt wurde er in die Hofloge eingeladen, zur Begrüßung mit den allerhöchsten Majestäten. In herzlicher Weise drückte ihm der Kaiser seine Bewunderung aus und versprach ihm, zu der ersten Aufführung des Bühnenfestspiels nach Bayreuth zu kommen. Dies kam nicht überraschend; bereits hatte auch der König von Bayern, der für seine Person zur Generalprobe einzutreffen gedachte, seine in der Festspielstadt gelegenen Schlösser zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt. Auf der anderen Seite fehlte es während der Aufführung nicht an Versuchen zur Opposition; wie seinerzeit beim Pariser ›Tannhäuser‹ die Schalmei des Hirten ein Signal für den Ausbruch der Unruhen gewesen war, ließ sich auch hier bei der Hirtenweise des dritten Aktes lautes Lachen von drei, vier Personen vernehmen. Dabei hatte es aber auch sein Bewenden. Trotz der Ansammlung von Mißverständnissen und Verleumdungen des Werkes und des Autors, wie sie gerade auf diesem Boden heimisch waren, konnte der Gesamteindruck eines großen Erfolges durch die machtlosen Ansätze nicht beeinträchtigt werden. [242] Was den Meister insonderheit befriedigte, war die vorzügliche Leistung Betz' als Marke, sie bestärkte ihn in seinen Hoffnungen auf diesen Künstler und war an diesem Abend seine eigentliche persönliche Freude, wiewohl er es auch den anderen Sängern und Darstellern, vor allen Niemann, nicht an aufmunternden Beglückwünschungen fehlen ließ.

Für den folgenden Tag hatten es sich Niemann und Betz nicht nehmen lassen, ihn durch ein glänzendes Diner bei ›Poppenbergzu feiern. Außer sämtlichen Mitwirkenden war natürlich auch der Herr Generalintendant mit dazu eingeladen, und es war nach dieser Feier und nach einer Unterhaltung mit ihm, daß sich der Meister, stets gern dazu geneigt, einen Menschen nicht ganz aufzugeben, im wohlwollenden Sinne dahin äußerte: er glaube nunmehr ein völliges Verständnis der Persönlichkeit des Herrn v. Hülsen gewonnen zu haben Diese versöhnliche Auffassung klingt noch in dem Wortlaut einer telegraphischen Depesche nach, die wenige Wochen später, während des ersten Beginnes der Festspielproben von Bayreuth nach Berlin abging, als Herr v. Hülsen sein 25jähriges Jubiläum als Bühnenleiter feierte. ›Innigst bedauernd, einem Vierteljahrhundert Ihrer so segensreichen Wirksamkeit fern gestanden zu haben, verhoffe ich, einem neuen Vierteljahrhundert derselben anteilsvoll näher zu stehen, und, indem ich mir selbst somit ein hohes Alter bestimme, wünsche ich Ihnen, hochverehrtester Herr, die schöne Geduld, welche Sie zur goldenen Jubelfeier des heutigen silbernen Tages führen möge.‹ Aber das Problem Hülsen war auch durch ›Poppenberg‹ nicht gelöst, es schien überhaupt wegen der gesamten intellektuellen Beschaffenheit des Herrn Intendanten durchaus unlösbar. Dieser Mann konnte seine ›Gesinnungen‹ dem größten schaffenden Künstler gegenüber aus dem einfachen Grunde nicht ändern, weil ihm das Organ zu dessen Würdigung fehlte. Und zwar ganz und gar: seine Begriffe gingen über den ihm einzig geläufigen Geist der Opernschablone auf der einen, der theatralischen Bureaukratie auf der anderen Seite, nicht hinaus. Noch in Bayreuth sprach er dem Meister in größter Unbefangenheit seine Verwunderung darüber aus, wie denn das alles in völliger Abwesenheit einer ›superioren Autorität‹ zu ermöglichen gewesen wäre!! Auch deuteten wir bereits im vorhergehenden auf den, durch seine eigene Gemahlin (sonst würde man ihn nicht leicht für möglich halten!) in ihren ›Memoiren‹ der Nachwelt überlieferten Ausspruch hin: ›Tannhäuser und Lohengrin seien für die Unsterblichkeit geschrieben; von Tristan und dem Nibelungenring würde man schwerlich in 15 Jahren noch sprechen‹.20

[243] Als Richard Wagner unmittelbar darauf (23. März) der Reichshauptstadt den Rücken wandte, geschah dies gewiß mit den besten Wünschen für das fernere Gedeihen seines Werkes, dessen erster Einführung in die Berliner Öffentlichkeit er eine so eingehende Sorgfalt gewidmet Unmittelbar nach der zweiten Aufführung (25. März) depeschierte ihm Eckert über den Erfolg, derselbe sei ›enthusiastisch und ungeteilt‹ gewesen. ›Aufführung diesmal weit besser, weil weniger nervös, namentlich Niemann und Voggenhuber.‹ Bis gegen Ende April hatten im ganzen sechs Wiederholungen stattgefunden, von der sechsten erhielt er die Privatnachricht, sie sei mit unverminderter Begeisterung des Publikums aufgenommen: ›Keines der früheren Werke habe in Berlin so gefallen‹. Letzteres war aus dem Umstande leicht zu erklären, daß keines der früheren Werke von ihm persönlich einstudiert, und ›Tristan‹ hingegen doch wenigstens von ihm in seiner Darstellung beaufsichtigt war. Natürlich war die Berliner Zeitungspresse in allen Tonarten dagegen losgezogen, wie sie auch für das Bayreuther Unternehmen nur Spott und Hohn hatte: die Anziehungskraft des Werkes für das Publikum war aber so groß, daß sie, wie dies auch bei den ›Meistersingern‹ der Fall gewesen war, sich durch diese Angriffe nicht beeinflussen ließ. Und doch wurde es, nach diesen erfolgreichen ersten sechs Vorstellungen, zunächst für die Saison, dann für die Dauer vom Repertoire abgesetzt21! Herr v. Hülsen stand nicht an, seiner persönlichen Ansicht von der Kurzlebigkeit des ›Tristan‹ durch seine Anordnungen einen unzweideutigen Ausdruck zu geben Zweimal wurde er noch im folgenden Winter, vor vollem Hause, gebracht; von da ab blieb er, trotz der vorhandenen glänzenden Kräfte der Hofoper, volle fünf Jahre, bis zum Winter 1880/81, unaufgeführt. Auch auf Niemanns gesamte Künstlerlaufbahn war diese Maßnahme von wesentlichem Einfluß: seine Tätigkeit begann damit zu ›ebben‹, und er schien den Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit überschritten zu haben. Seine größten Partieen – Tristan und Siegmund – durfte er viele Jahre hindurch nicht mehr verkörpern. Der Wille Herrn v. Hülsens war stärker als derjenige der zahlreichen Freunde, die sich allmählich auch in Berlin für die Werke des Meisters herangebildet. Und diesem Willen war auf keine Weise beizukommen, am wenigsten durch den Einfluß einiger kleiner Musikblätter, welche ab und zu gegen diesen Mißbrauch der Gewalt ihre schüchternen Proteste erhoben!

[244] Der Monat April verging unter Sorgen und Unannehmlichkeiten aller Art, von denen die schlimmsten Beunruhigungen die durch Zurückziehung bereits erfolgter Zusagen entstandenen waren. Ganz besonders peinlich mußte es ihn betreffen, daß er erst am 7. April davon unterrichtet wurde: Frau Vogl, welche die Durchführung der Partie der ›Sieglinde‹ fest übernommen, sei durch bevorstehende Familienvermehrungsangelegenheiten schließlich an dieser Mitwirkung verhindert! Mehr als vier Wochen blieb er hinsichtlich ihrer Nachfolgerin im ungewissen. Er telegraphierte zwar gleich an demselben Datum an seine Berliner Isolde, Frau v. Voggenhuber; die Antwort ließ zwei Tage auf sich warten; dann erfolgte die Zusage: sie sei über seine Aufforderung ›grenzenlos erfreut‹. Aber schon bald darauf (19. April) kam die üble Botschaft hinterher: sie habe sich nicht von ihren Verpflichtungen befreien können und sei demnach außerstande, die ihr zugedachte Partie zu übernehmen. Endlich kam es heraus, daß auch sie – ›im Voglschen Zustande sich befände‹. Sein nächster Gedanke war der an die tüchtige Sängerin Marianne Brandt, welche die Rolle der Waltraute als eine ›kleine Partie‹ abgelehnt hatte (S. 150). Gegen ihre Wahl aber sprachen sich auf das lebhafteste ihre Berliner Kolleginnen (Lilli Lehmann etc.) aus, da ihre äußere Erscheinung sie gerade für diese Rolle untauglich mache: es würde Niemann unmöglich sein, mit ihr als Partnerin seinen ersten Akt ergreifend zu spielen.22 Dagegen wurde von dieser Seite Frau Mallinger (das Evchen von 1868) empfohlen: sie sollte erklärt haben, daß sie die Sieglinde gern übernehmen würde. Unverzüglich telegraphierte ihr der Meister, erhielt aber schon anderen Tags (26. April) eine ablehnende Erwiderung. Wie quälend das alles war, ist angesichts des baldigen Beginnes der Proben leicht vorzustellen. Nun hatte er sich gleichzeitig – durch Prof. Hey – um die Münchener Sängerin Josefine Scheffzky bemüht, diese war ihm aber persönlich unbekannt. Am Montag, den 1. Mai sollte sie in Bayreuth eintreffen, wurde aber daran verhindert; erst acht Tage später kam sie, sang ihm zu seiner Befriedigung vor, und erhielt die Partie zugesagt. ›Das Unfertige an ihrem Material‹, schreibt er darüber an Levi, ›ist mir allerdings nicht entgangen; doch muß ich bei fast allen meinen Künstlern darauf rechnen, daß sie willig sich von mir erst manches noch weisen lassen, was sie gar nicht kennen.‹

Inzwischen war ihm von verschiedenen anderen Seiten her nicht geringe [245] Not und Pein bereitet worden; ganz besonders durch Direktor Jauner, der plötzlich (12. April), nachdem bereits seine Vermittelung Scaria gegenüber fehlgeschlagen, für Überlassung von Frau Materna die unerhörtesten Bedingungen stellte: nämlich ›Tristan‹ und die ›Walküre‹ für den nächsten Winter der Wiener Hofoper bewilligt zu sehen. Keine Zumutung hätte ihn mehr empören können als diese: für den ›Tristan‹ fehlte der Wiener Oper alles; die ›Walküre‹ aber schon jetzt, wo er, mit unsäglichster Bemühung, sein Werk noch nicht einmal zustande gebracht, aus dem Zusammenhang des Ganzen gerissen zu sehen und darüber mit einem kalten Geschäftsmann, dem alles feil war, markten und handeln zu sollen, empfand er als die denkbar tiefste Erniedrigung. Ein Besuch Hans Richters (18. bis 20. April) stellte die anmaßende Forderung nicht eben in ein günstigeres Licht. Während Jauner, in völliger Verkennung des Protestes gegen die beabsichtigte Schändung des Werkes, vielmehr in einem Briefe seine Freude darüber aussprach, die ›Walküre‹ sich zugesichert zu sehen, als Bedingung für Frau Materna, und schon jetzt mit der Herstellung der Dekorationen beginnen wollte (!), ließ Richters mündliche Darstellung es deutlich durchmerken, wie wenig den Leuten in Wien an dem Zustandekommen des Bayreuther Werkes gelegen, ja daß das Zerwürfnis mit Scaria von jener Seite absichtlich genährt und herbeigeführt sei, um den Meister durch diese Verlegenheit für die Wünsche der Direktion gefügiger zu stimmen!! Gleichzeitig meldeten die Schwestern Lehmann für sich und ihre Kollegin Marie Lammert, sie würden voraussichtlich durch Herrn v. Hülsen keinen Urlaub erhalten. In einem ernsten und eindringlichen Briefe vom 22. April wandte er sich hierauf an den Berliner Intendanten; wiederum aber vergingen über acht Tage, bis von dieser Seite her die beruhigende Nachricht eintraf: dieser werde zur Beseitigung der Kalamität ›sein möglichstes tun‹. Und wie Herr v. Hülsen eben in diesem Jahr seine Spielzeit bis zum Anfang Juli auszudehnen für gut erachtete, fand sich das Münchener Hoftheater bemüßigt, seinerseits die Wiederaufnahme seiner Vorstellungen auf die Mitte August zu verlegen. ›Daß gerade das Münchener Hoftheater‹, schreibt er darüber an Levi, ›durch unvorhergesehene Schicksalsnötigungen gezwungen ist, eben am 15. August, also so ziemlich gleichzeitig mit den Bayreuther Aufführungen, seine Vorstellungen wieder zu beginnen, ist wiederum so charakteristisch, wie das Verhältnis der Münchener Theatereinnahme (300 Taler)23, zu [246] der Berliner (mit 5000 Talern!). Dazu ist eben nichts zu sagen: es ist die »alte Weise«!‹ Von München her waren ihm die Chorsänger für den Männerchor in der ›Götterdämmerung‹ in Aussicht gestellt worden; auf den Vorschlag, daß diese nunmehr, in den Festspieltagen, zwischen München und Bayreuth ›hin und herreisen‹ sollten, um an beiden Orten zugleich ihre Funktionen auszuüben, konnte er natürlich nicht eingehen, und erbat sich daher lediglich das, ihm ursprünglich in Aussicht gestellte ›Elite‹-Quartett.

All diesen peinlichen und quälenden Erfahrungen, die seine Geduld auf die weitestgehende Probe stellten, stand an positiven Erfolgen nur die eine Tatsache gegenüber, daß er – als das Personal endlich in Ordnung war – mit seinem ›Siegfried‹-Darsteller schließlich zufrieden sein konnte. Auch Unger hatte seinerseits zu den unerfreulichen Spannungen dieses Monats seinen Beitrag geliefert, indem er an den ersten Apriltagen, anstatt sich zu präsentieren und seine inzwischen gemachten Fortschritte zu bekunden, sich veranlaßt sah, einen mehrwöchentlichen Verwandtenbesuch in Kassel bei seiner Mutter und Braut auszuführen, und demzufolge in Bayreuth vergebens auf sich warten ließ. Als er dann endlich in der zweiten Hälfte des Monats erschien, brachte er ein katarrhalisches Halsleiden mit, das ihn am Singen hinderte. Erst in den letzten Apriltagen kam es zu einem dreimaligen Probesingen, zu wachsender Befriedigung Wagners; wiederholte Auditionen im Verlaufe des Mai hatten das gleiche erfreuliche Ergebnis Dagegen war an den Arbeiten im Festspielhause selbst noch vieles im Rückstande. Daß wegen der verzögerten Deckenmalerei das Innere des Zuschauerraumes noch kurz vor dem Probebeginn durch ein Brettergerüst versperrt war, brachte den Meister in helle Verzweiflung. Erst in der letzten Maiwoche verschwand das unselige Gerüste, und der nun erst völlig überschaubare Zuschauer- und Bühnenraum gewährte zum ersten Male den ungestörten, überwältigenden Eindruck ruhiger Erhabenheit – ein Gefühl, dem sich im Hinblick auf die erst zum Teil überstandenen grenzenlosen Schwierigkeiten, unter denen hier der Wille des Genius sichtbare Gestalt angenommen, manche Wehmut und Bitterkeit beimischte. Welche große künstlerische Arbeit stand allein noch in der Durchführung des Probenplanes bevor! Wie wenig Förderung von außen, wie wenig wirkliche Teilnahme hatte das Entstehen dieses Baues begleitet; wie viel Feindseligkeit machte sich noch bis zum letzten Augenblick gegen das kühne Unternehmen des nun 63jährigen Reformators geltend! Unter den Soldaten der Bayreuther Garnison waren – durch schlechte Verpflegung und betrügerische Lieferanten – einige ganz unbedenkliche, harmlose Fälle von Typhuserkrankungen vorgekommen; sofort [247] bemächtigte sich die Wiener und Münchener Presse dieses Umstandes, um ihn durch gehässigste Übertreibungen auszubeuten. Die Nachfragen nach Patronatscheinen, eine kurze Zeit im Steigen begriffen, hörten alsbald auf, statt dessen empfing der Verwaltungsrat Erkundigung auf Erkundigung nach dem Verlauf der ›Epidemie‹!24 Rückständig war aber auch noch bis zur Mitte Juni ein großer Teil der Dekorationen, da die Gebrüder Brückner in der Zeit, wo sie ausschließlich für die Festspiele hätten arbeiten sollen, vierzehn neue Dekorationen für den Herzog von Meiningen angefertigt hatten! – –

So kam, unter manchen gehäuften Sorgen und Nöten von außen her, der 22. Mai, sein – wie soeben erwähnt – 63jähriger Geburtstag heran. Zu diesem begrüßte ihn, unter manchen anderen freundschaftlichen Aufmerksamkeiten, jenes prächtige, glänzend weiße Eisbärenfell, ein Geschenk des altbefreundeten Fürsten Lichtenstein, welches den Besuchern des Hauses Wahnfried im folgenden Sommer als ein charakteristischer Schmuck des Saales ins Auge fiel.25 Unter den zahlreich einlaufenden Depeschen und Glückwunschschreiben in Vers und Prosa stand obenan das seines königlichen Schirmherrn und Freundes; nächst diesem möge hier ein charakteristisches Schreiben Nietzsches hervorgehoben sein, das in keiner Weise ahnen ließ, wie unmittelbar nahe dessen völlige Abkehr und Lossagung bevorstand. ›Es sind ziemlich genau sieben Jahre her‹, heißt es darin, ›daß ich Ihnen in Triebschen meinen ersten Besuch machte, und ich weiß Ihnen zu Ihrem Geburtstage nicht mehr zu sagen, als daß auch ich, seit jener Zeit, im Mai jedes Jahres meinen geistigen Geburtstag feiere. Denn seitdem leben Sie in mir und wirken unaufhörlich als ein ganz neuer Tropfen Blutes, den ich früher gewiß nicht in mir hatte Dieses Element, das aus Ihnen seinen Ursprung hat, treibt, beschämt, ermutigt, stachelt mich und hat mir keine Ruhe mehr gelassen, so daß ich beinahe Lust haben könnte, Ihnen wegen dieser ewigen Beunruhigung zu zürnen, wenn ich nicht ganz bestimmt fühlte, daß diese Unruhe mich zum Freier- und Besserwerden unaufhörlich antreibt. So muß ich dem, welcher sie erregte, mit dem [248] allertiefsten Gefühle des Dankes dankbar sein; und meine schönsten Hoffnungen, die ich auf die Ereignisse dieses Sommers setze, sind die, daß viele in einer ähnlichen Weise durch Sie und Ihre Werke in jene Unruhe versetzt werden, und dadurch an der Größe Ihres Wesens und Lebensganges einen Anteil bekommen!‹26 Von Wien her kam gerade am 22 der junge Felix Mottl, um – auf Liszts und Standhartners Empfehlungin die Reihe der musikalischen Assistenten27 zu treten. ›Ich warf mich‹, so lautet seine eigene Erzählung, ›sofort in Festtoilette, um bangen Herzens meinen Antrittsbesuch in Wahnfried zu machen. Wagner war in fröhlichster Geburtstagsstimmung und begrüßte mich herzlich Scherzhaft nannte er mich, da ich in Frack und weißer Kravatte erschienen war, den »Grafen Almaviva« und meinte, mein Frack müßte bald mit dem Arbeitsrock vertauscht werden, da schon am Nachmittag unsere Arbeiten auf der Bühne beginnen sollten.‹28 – Der Abend des festlichen Tages wurde durch die Einweihung der für die Künstler bestimmten Restauration vollzogen: der Himmel war klar und rein, die Aussicht auf die Stadt hinab herrlich, der Meister in heiterster Stimmung, an wohlgemeinten Trinksprüchen fehlte es nicht. Es war schon ziemlich spät geworden, da erschien er plötzlich nach einem kurzen Verschwinden – auf der oberen Galerie. Er hatte ein Bärenfell um die Schultern gelegt, einen Helm aufgesetzt und einen Spieß in der Hand; so sang er von oben in die noch tafelnde Gesellschaft hinab die Worte des Nachtwächters: ›Hört, ihr Leut', und laßt euch sagen!‹, und machte mit diesem humoristischen Einfall der frohen Feier ein heiteres Ende. Eine gutgelaunte, bereits aber von – so erklärlicher! – Müdigkeit zeugende Schilderung dieses Abends gibt er selbst tags darauf in seiner Antwort auf Nietzsches Geburtstagsgruß. ›Gestern gab es ein improvisiertes Festessen in der soeben vollendeten Künstlerrestauration beim Theater. Einer betoastete die ungeheure Vermehrung meines Ruhmes durch das Gelingen der Festspiele. Ich replizierte, daß ich im Ruhm ein Haar gefunden hätte und denselben mit Haut und Haar an den geschickten Restaurateur Albert abträte! – – Ist dieser Unsinn vorüber, so gedenke ich mich ellenlang auszustrecken, vermutlich in Italien, wo ich mich mit Weib und Kind auf meinem amerikanischen Marsche zu wälzen beschlossen habe. Also jetzt noch durch das Dicke! Sehen Sie mir dabei in Ihrer Weise zu, so weiß ich, daß die Mühe nicht ganz verloren ist.‹– –

[249] Leider war schon der nächste, auf den sonnigstrahlenden Geburtstag folgende Morgen wieder rauh und kalt, und die Sorgen gewannen wieder die Oberhand. Ein Besuch des ›guten Vetters Groß‹ mahnte daran. Die Proben, die für jeden einzelnen Tag zweitausend und einige Mark verschlingen sollten, standen vor der Tür, und die Eingänge von außen waren schwankend und ungewiß. Da alle anderweitigen Bemühungen, deren wir zu Beginn dieses Kapitels gedachten, völlig fehlgeschlagen waren, blieb nur die Möglichkeit übrig, sich an den König um Gestundung der fälligen Rückzahlungen (von zwei Fünfteln der eingehenden Gelder, S. 229) zu wenden, da ohne diese Erleichterung der gewährte Kredit seinen Zweck gänzlich verfehlt hätte. Mit diesem an den Monarchen gerichteten brieflichen Gesuch im Zusammenhang steht denn wohl auch die – etwas schwermütig gestimmte – poetische Apostrophierung des königlichen Freundes (vom 25. Mai):


So blieb der Wonnemond mir selbst nicht treu?

Bringt kein Erquicken mehr der holde Mai?

Auf meines Kunstwerks nahes Morgenrot

erstarrt mein Blick in Nibelungennot.


Hat sich der Lenz so ganz mir abgewandt,

der jüngst mir noch so holden Gruß gesandt?

Der nie gekargt mit seligem Verzeihen,

mög' er der Not nun auch sein Mitleid weihen!‹


Fußnoten

1 Ges. Schr. X, S. 145/46


2 Vgl. die Wechselangelegenheit am Tristan-Tage, Band IV, S. 78/79.


3 Vgl. Heckel, Erinnerungen (unter dem Titel ›Briefe R. Wagners an E. Heckel‹), S. 106.


4 So berichtet Dr. Franz Muncker, er habe, über sein persönliches Verhältnis zu diesem Tonstück befragt, mit Humor erwidert: ›Ja, wenn ich nicht so viel dafür kriegte!‹ Und Lesimple gibt an, er habe bei Empfang des Telegramms aus Amerika, in dem von dem großen Erfolg des Stückes die Rede war, gesagt: ›Wissen Sie, was das Beste an dem Marsche ist? Das Geld, das ich dafür bekommen habe.‹


5 Nach Seidls Erzählung wäre er einige Zeit lang durch das Suchen nach einem passenden Thema ›ordentlich niedergedrückt‹ gewesen, bis ihm eines Tages, als er ›aus einem dunklen Gange ins helle Sonnenlicht trat‹, das Triolenthema des Einganges, zugleich mit jenem Motto, eingefallen sei. Nun ist aber durch häufige Wiederholung dieses an sich durchaus wahrhaftigen Berichtes bei manchen Überlieferern ein ›dunkler Laubgang‹ (NB. im Monat Februar!) geworden, während es sich in der Tat um das, jetzt längst abgerissene, alte Maintor neben der Spitalkirche handelt, mit seinem tunnelartigen Durchgang nach Art eines Festungstores: dieses alte Tor hat der Meister gemeint, wenn er späterhin zuweilen von dem eigentümlichen Zusammenhang zwischen musikalischen Motiven und den bestimmten Lokalitäten sprach, denen sie ihre zufällige Auslösung und Entstehung verdankten.


6 Brieflich an Lilli Lehmann, 4. Jan. 1876.


7 Brieflich an Lilli Lehmann, 4. Jan. 1876.


8 Band III (II2) d. vorlieg. Werkes, S. 166


9 Signale für die mus. Welt 1876, Nr. 18.


10 Professor R. Sternfeld, ›Albert Niemann‹ in der Sammlung, ›Das Theater‹ (Berlin, Schuster & Löffler).


11 ›Dieser Tristan war ein »Herr der Welt«, aber auch, »des Schweigens Herr«. Auch hier gab es einen Höhepunkt des Ausdruckes, der nie vergessen werden kann: wenn Niemann bebend und gefaßt zugleich, auf Isoldens leidenschaftlichen Ausbruch starr und bleich erwidert: »War Morold dir so wert« u.s.w.‹ (R. Sternfeld, a.a.O.)


12 ›Man muß es ihm nachsagen: er – sonst geneigt vor keinem Extrem zurückzuschrecken – bewahrte hier künstlerische Mäßigung, und ließ sich auch im äußersten Paroxysmus fieberhafter Ekstase nicht zu unnatürlichen Übertreibungen hinreißen‹ (a.a.O., S. 88/90).


13 Dem Gemahl Johanna Wagners, mit dem Feustel mancherlei freundschaftlich geschäftliche Beziehungen unterhielt.


14 ›Ich meine noch‹, heißt es in den später veröffentlichten, sehr offenherzigen ›Memoiren‹-Aufzeichnungen der Frau Helene v. Hülsen, ›ich meine noch die glänzende Tafel in unserem untern Saale vor mir und Richard Wagner neben mir zu sehen. Ich fühle noch, wie ich unwillkürlich immer ein wenig zusammenfahre (!), wenn einer oder der andere Sänger »Herr (?) Meister« sagt, eine Anrede, die sich Richard Wagner ausbedungen (!!). Wagner erklärte damals Frau v. Voggenhuber für die beste Isolde (?!), Niemann für den besten Tristan, den er gesehen (??). Ich war überrascht und sehr angenehm berührt. Wenn ich auch gestehen muß, daß ich diese Oper (!) niemals von Anfang bis zu Ende gesehen habe (!), weil ich ihre Länge und ihre auf meine Nerven wirkende Instrumentation nicht aushalten konnte‹ (dies deutet denn freilich entschuldigend auf hochgradig ernste Krankheitsstörungen!), ›so war sie mir spannweise (!) doch hoch interessant (!), und ihre Darstellung hinreißend.‹ Die hocharistokratische Memoiristin unterläßt es dann nicht, einen merkwürdigen Ausspruch ihres Gatten über die von ihm vorausgesehene Kurzlebigkeit (!) des ›Tristan‹ buchstäblich mitzuteilen, und fügt ihrerseits (in ihrer Überzeugung vielleicht schon wankend gemacht?) den Passus hinzu: ›Darüber muß die Zukunft entscheiden!‹ Vgl. Schumann-Hanslick in betreff des ›Tannhäuser‹ Band II, S. 117 A. d. vorlieg. Werkes.


15 Dr. Fr. Muncker, in der ›Wiener Presse‹ 6. Mai 1883


16 Der Inhalt der Frage ergibt sich aus der Beantwortung: ›Sagen Sie: »des Schweigens Meisterin«, so heißt der Satz: Du, Isolde, bist des Schweigens Meisterin »fasse ich aber, was Du verschweigst (i. e. Deine Liebe zu mir), so verschweige ich (von Deiner Schweigenskunst belehrt) was Du nicht fassest«, nämlich daß die höchste Ehre mir verbietet, Dir zu gestehen, warum ich Dir nicht auch meine Liebe offen bekenne und zeige. – Nun gebraucht man aber »Herr« für »Meister«; ich bin des Schreibens Herr, oder: ich muß der Sache Herr werden. »Meisterin« klänge hier steif und pedantisch; darum »Herrin«. Bedauere die Verwirrung.‹ (Die Zeilen sind an Albert Hahn, nachmals Redakteur der ›Tonkunst‹ gerichtet.)


17 Heckel, Erinnerungen (unter dem Titel ›Briefe Richard Wagners an Emil Heckel‹, Berlin, S. Fischer, 1899), S. 109.


18 W. Tappert, ›R. Wagner u. seine Werke‹ (Elberfeld 1883), S. 75.


19 Der Ertrag der ersten Berliner ›Tristan‹-Aufführung (gegen 5000 Taler) wurde durch kaiserliche Verfügung dem Bayreuther Unternehmen überwiesen.


20 Jedenfalls ist dieses geistvolle Diktum wiederholt über die Lippen Sr. Exzellenz gegangen, so daß es noch sechs Jahre später als wörtliche Äußerung zu dem Herausgeber der der ›Musikwelt‹, Herrn Max Goldstein, von diesem – direkt aus seinem Munde – in nachstehender Form festgehalten werden konnte: ›Der Generalintendant der Kgl. Schauspiele hat mehr zu tun und zu bedenken, als nur in der Gegenwart unterhaltlich zu sein! Er hat auch die Interessen der Zukunft abzuwägen, insbesondere bei Wagner-Wagnissen, die so ungeheuren Kostenaufwand beanspruchen! Denn ich gebe Ihnen die Versicherung (!), daß nach weiteren 1015 Jahren kein Mensch mehr von dem Nibelungenring sprechen wird.‹ (Vgl. auch Voss. Zeitung Nr. 424 vom 10. Sept. 1903.)


21 Der Genauigkeit wegen sei hier – im Unterschied von allen sonstigen Angaben über diesen Punkt – nachträglich noch eine siebente, ohne vorherige Ankündigung plötzlich eingeschobene, aber dennoch von gutem Erfolg begleitete ›Tristan‹-Aufführung am Sonnabend, den 6. Mai, konstatiert.


22 Der Meister war gegen die Vorzüge einer stattlichen äußeren Erscheinung keineswegs unempfänglich; in diesem Falle schreibt er aber doch (25. April): ›In betreff von Frl. Brandt hätte ich von Euch allen etwas mehr Billigkeit gewünscht .... Das Unempfehlende ihrer, Gesichtsbildung kommt doch nur außer der Bühne und für die in nächster Nähe mit ihr Beschäftigten in Betracht: einem Künstler wie Niemann kann man wohl zumuten, daß in der dramatischen Erregung sich ihm die ganze Umgebung verkläre und das Gemein-Reale ihm nicht zum Bewußtsein komme‹ etc.


23 Mit der ›Münchener Theatereinnahme‹ zu Gunsten des Bayreuther Unternehmens hatte es die folgende Bewandtnis. Nachdem der König auf Ansuchen des Herrn v. Baligand die Aufführung eines der Werke des Meisters zu diesem Zwecke befohlen hatte, war zuerst lange nichts erfolgt. An seine Pflicht gemahnt, begnügte sich der Intendant damit, eines schönen Tages, als wegen Indisposition einer Sängerin die für den Abend angezeigte OperA1 nicht gegeben werden konnte, ohne jede weitere vorhergehende Anzeige den ›Tannhäuser‹ einzuschalten und auf dem unteren Teil des Zettels in kleinen Lettern die mystischen Worte zu setzen: ›Zum Ankauf von Patronatscheinen.‹ So war es gekommen, daß, während sonst die Werke des Meisters stets volle Häuser machten, für das Bayreuther Werk eine Einnahme von 300 sage und schreibe: dreihundert Taler erzielt war!


24 Bereits im Vorjahre war von ultramontaner Seite her unter dem bayrischen Landvolk die Prophezeiung einer ungeheuren Feuersbrunst im Festspielhause als Flugblatt verbreitet worden, von welcher es in eingehender Ausmalung hieß: ›Mit Riesenschnelle wird sich die Glut ausbreiten, Entsetzen wird alles erfassen. Wo eine Minute zuvor noch sündiger Sang und Klang ertönte, wird es gellen gleichwie in der Hölle das verzweiflungsvolle Geschrei der Verdammten. Hunderte werden erdrückt werden und verbrennen, so daß nächsten Tages der über den rauchenden Schutt schreitende Fuß mit jedem Schritt auf halbverkohlte Leichen tritt. Es wird der Ruf des Entsetzens über dies ungeheure Unglück durch die ganze Welt dringen, und sogar über dem Weltmeer bittere Tränen erwecken‹ etc. (Flugblatt ohne Angabe des Druckortes, Mai 1875.)


25 Auf diese Geburtstagsgabe des, nun seit fünfzehn Jahren (1861) ihm teilnehmend nahestehenden, ursprünglich durch Standhartner ihm zugeführten Wiener Freundes bezieht sich der launige Dankesgruß in den ›Gedichten‹ (S. 121): ›Und schläft der Leu, es wacht der Bär‹, datiert vom 23. Mai.


26 Vollständig abgedruckt in den ›Bayreuther Blättern‹ 1900, S. 284.


27 Damals aus Anton Seidl, Franz Fischer, Hermann Zimmer und einem jungen Griechen namens Lalas bestehend. ›Wir wohnten‹, so erzählt Mottl, ›in der sog. Nibelungenkanzlei, einem kleinen Häuschen in der Nähe von Wagners Wohnhaus, wo sich zu uns noch Kapellmeister Riemenschneider gesellte. Mit Fischer wurde ich bald eng befreundet, während Seidl sich anfangs ziemlich reserviert gegen den neuen Kollegen verhielt.‹


28 F. Mottl, ›Bayreuther Erinnerungen‹ (Sonntagsblatt der New-Yorker Staatszeitung, April 1904).


A1 Es war dies die Rubinsteinsche Oper, ›Lalla Rookh‹, das unbesuchteste aller vorhandenen Opernrepertoirestücke!


Quelle:
Glasenapp, Carl Friedrich: Das Leben Richard Wagners in 6 Büchern. Band 5, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1905, S. 229-251.
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